Am 35. Jahrestag des Mauerfalls feiert Berlin die Freiheit: mit einer riesigen Installation, einer offiziellen Gedenkfeier und weiteren Veranstaltungen. Besonderer Anziehungspunkt ist eine temporäre Mauer aus 5.000 Plakaten entlang des früheren Grenzverlaufs in der Innenstadt. Die vier Kilometer lange Open-Air-Installation aus Plakaten, die Kinder und Erwachsene unter dem Motto "Wir halten die Freiheit hoch" gestaltet haben, zog Zehntausende Besucher an, darunter viele ausländische Touristen.
Berlins Bürgermeister: "Ohne Freiheit ist alles andere nichts"
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner erinnerte an den Wert der Freiheit. "Haltet hoch die Freiheit, denn ohne Freiheit ist alles andere nichts", sagte der CDU-Politiker bei einer zentralen Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Gedenkstätte Berliner Mauer. Freiheit und Demokratie seien noch nie eine Selbstverständlichkeit gewesen. Derzeit würden sie von außen und innen angegriffen. Deshalb müsse man die Menschen vom Herbst 1989 zum Vorbild nehmen.
Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung wurden Kerzen entzündet und Musik gespielt. Zugegen waren auch Jugendliche aus Polen, Frankreich und Norwegen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Oppositionsbewegungen aus dem Iran, Belarus, Kuba, Georgien und Hongkong.
Scholz würdigt Montagsdemonstrationen von 1989
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte den Mauerfall in einer Videobotschaft als "Sieg der Freiheit". Er sprach von einer "Freiheitsrevolution", deren Botschaft heute aktueller sei denn je. Diese laute: "Mut, Zuversicht und Zusammenhalt zahlen sich aus. Gegeneinander erreichen wir nichts, nur zusammen sind wir stark!"
Scholz würdigte die Montagsdemonstranten, die in Leipzig und in vielen weiteren Orten der DDR den Mut hatten, zu rufen: "Wir sind das Volk" und später dann: "Wir sind ein Volk". Er verwies auch auf die Beiträge anderer ost- und mitteleuropäischer Staaten zu dem erreichten "großen Umbruch". Insbesondere Ungarn sei hier ein Vorreiter gewesen.
In der Gedenkveranstaltung erinnerte der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, vor allem an den Beitrag der polnischen Gewerkschaft Solidarsnosc zu den Freiheitsbewegungen in Ost- und Mitteleuropa. Der Direktor des Europäischen Solidarnosc-Zentrum in Gdansk, Basil Kerski, nannte den 9. November mit Blick auf die Pogromnacht der Nazis gegen die Juden 1938 ein "helles und dunkles Datum".
700 Musiker spielen "Soundtrack der Freiheit"
Entlang des Mauerverlaufs ist für den am Abend ein Konzert mit 700 Profi- und Freizeitmusiker. geplant. Auf diversen Bühnen spielen sie synchron den "Soundtrack der Freiheit". Am Sonntag wird zum Abschluss noch die oppositionelle russische Band "Pussy Riot" auftreten
Am 9. November 1989 hatte SED-Funktionär Günter Schabowski am Ende einer Pressekonferenz eher beiläufig das Inkrafttreten einer neuen Reiseregelung für die DDR bekanntgegeben. Kurz darauf ging die Eilmeldung um die Welt: "DDR öffnet Grenzen". In den folgenden Stunden strömten Menschen in Scharen an die Berliner Grenzübergänge, die die DDR-Grenzsoldaten unter dem stetig wachsenden Druck schließlich öffneten. Menschen lagen sich jubelnd in den Armen, erklommen die Mauer, tanzten am Brandenburger Tor.
Mit Informationen von dpa, AFP und epd
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