Wolfgang Niersbach, ehemaliger Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sitzt vor Prozessbeginn im Gerichtssaal des Frankfurter Landgerichts.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Andreas Arnold
Audiobeitrag

Das Verfahren im Sommermärchen-Prozess gegen Ex-DFB-Chef Niersbach wird gegen die Zahlung von 25.000 Euro eingestellt.

Audiobeitrag
>

Sommermärchen-Prozess: Verfahren gegen Niersbach eingestellt

Sommermärchen-Prozess: Verfahren gegen Niersbach eingestellt

In der Steuer-Affäre um die Fußball-WM 2006 bleibt Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ein freier Mann: Das Strafverfahren gegen ihn wird nach einer Zahlung von 25.000 Euro eingestellt. Für seinen Vorgänger könnte es aber nochmal unangenehm werden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Montag, 10.45 Uhr: Der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, verlässt das Landgericht Frankfurt am Main als freier Mann. Im einstigen Mammutprozess rund um die dubiosen Geldflüsse bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland ist das Verfahren gegen ihn vorzeitig eingestellt worden. Übrig auf der Anklagebank bleibt sein Amtsvorgänger Theo Zwanziger.

Niersbach erhielt Geldauflage von 25.000 Euro

Niersbach muss demnach noch 25.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen. Erfüllt der ehemalige Verbandsboss die verhängte Zahlungsauflage bis zum 9. September, ist der Prozess für ihn endgültig beendet. Dies verkündete die Vorsitzende Richterin, Eva-Marie Distler. Dies gilt aber als Formsache, da der 73-Jährige der Vereinbarung ebenso wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt zustimmte.

Distler betonte: "Dies ist kein Freispruch. Der Tatverdacht besteht weiter, auch wenn die Schuld als gering zu betrachten ist." Konkret wurde Niersbach der besonders schweren Steuerhinterziehung verdächtigt. Zusammen mit seinem Vorgänger Theo Zwanziger und dem ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt soll er die Abgabe falscher Steuererklärungen im Umfeld der WM veranlasst zu haben.

Vorwurf der Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall

Dadurch seien Körperschaft-, Gewerbe- und Umsatzsteuern sowie Solidaritätszuschläge für 2006 in Höhe von mehr als 13,7 Millionen Euro nicht gezahlt worden. Ein für die Organisation verantwortliches Komitee soll der Anklage zufolge 2005 rund 6,7 Millionen Euro erhalten haben. Dieses Geld habe der DFB im Jahresabschluss als Betriebsausgabe für eine WM-Gala geltend gemacht. Die WM-Gala fand aber demnach nie statt. Stattdessen habe das Geld der Rückführung eines Darlehens gedient, das der damalige Vorsitzende des Komitees, der mittlerweile gestorbene Franz Beckenbauer, privat aufgenommen habe.

Zur Begründung der Einstellung des sogenannten Sommermärchen-Prozesses für Niersbach gab Distler an, dass der heute 73-Jährige "möglicherweise der Einzige ist, der nicht explizit involviert war in die Vorgänge". Zudem sei der ehemalige DFB-Präsident durch den Skandal am tiefsten gefallen. "Für ihn war es ein persönliches Waterloo. Er hat alle Ämter verloren. Die Auswirkungen waren deutlich größer als bei den anderen Angeklagten", so Distler. Niersbach war 2012 bis 2015 DFB-Präsident, ehe er wegen der WM-Affäre zurücktrat. 

Niersbachs Verteidigung: "Keinerlei Schuldeingeständnis"

Die Verteidigung Niersbachs wies allerdings explizit darauf hin, dass mit der Zustimmung "keinerlei Schuldeingeständnis" einhergehe. Dem früheren DFB-Boss gehe es darum, die "Belastungen, auch für die Familie, zu beenden". "Herr Niersbach muss seit neun Jahren erleben, wie sein berufliches Lebenswerk verunglimpft wird", hatte seine Anwältin Renate Verjans zum Prozessauftakt im März gesagt.

Weiter geht das Verfahren noch für Theo Zwanziger. Ihm hatte das Gericht keinen Deal vorgeschlagen, da der 79-Jährige laut Richterin Distler auf einen Freispruch abziele. Dieser sei erst am Ende des Prozesses möglich. "Eine Einstellung des Verfahrens kommt daher nach Würdigung der bisherigen Beweisaufnahme für die Kammer derzeit nicht infrage", erklärte sie. 

Zwanziger verbleibt als einziger auf der Anklagebank

Und da könnte es in den nächsten Wochen noch einmal spannend werden, denn dann kommen hochkarätige Namen in den Zeugenstand. Erst sollen die früheren DFB-Präsidenten Fritz Keller und Reinhard Grindel aussagen (16. September), drei Tage später ist der ehemalige FIFA-Boss Joseph S. Blatter per Videoschalte dran. Es sind noch zahlreiche Verhandlungstermine angesetzt.

Schon Anfang August hatte sich Horst Schmidt aus dem Prozess verabschiedet. Der langjährige DFB-Generalsekretär und heute 82-Jährige musste sich wegen Herzproblemen zwei Operationen unterziehen und ist deshalb nicht verhandlungsfähig. Schmidt muss sich stattdessen in einem abgetrennten Verfahren verantworten.

Mit Informationen von dpa, SID und AFP.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!