ARCHIV: 13.04.2024, Thüringen, Erfurt: Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen und SPD Landesvorsitzender spricht auf der Landesdelegiertenkonferenz der SPD.
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SPD ringt um Konsequenzen aus Europawahl

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SPD in der Krise: Was die Genossen von ihrem Kanzler erwarten

SPD in der Krise: Was die Genossen von ihrem Kanzler erwarten

SPD-Krisensitzung nach dem historisch schwachen Abschneiden bei der Europawahl: "Die arbeitende Mitte" soll stärker in den Fokus rücken, der Osten Deutschlands auch – und die Sozialdemokratie sowieso. Mögliche Konsequenzen im Überblick.

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Die SPD ringt nach dem Debakel bei der Europawahl um den richtigen Kurs, in der Partei rumort es. Thüringens Landesparteichef Georg Maier kritisierte Versäumnisse bei der Parteiführung und im Kanzleramt.

Man müsse "auch dringend vor der eigenen Haustüre kehren, um bei den Wählern wieder besser anzukommen", sagte Maier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zudem forderte er, den Fokus seiner Partei wieder stärker auf "die arbeitende Mitte" zu richten. Diese Menschen seien durch die Krisen arg gebeutelt und verunsichert und fragten sich, wer ihre Interessen vertrete. Das gelte besonders für Ostdeutschland.

Ost-West-Gerechtigkeit auf die Agenda setzen

Der Thüringer SPD-Chef Maier forderte, vor allem die Menschen in Ostdeutschland zu berücksichtigen. "Man kann niemandem mehr erklären, warum die soziale Schere zwischen Ost und West 34 Jahre nach der Einheit immer noch so weit auseinandergeht", sagte Maier. Die SPD habe es versäumt, diese soziale Schieflage in Deutschland zum Thema zu machen.

Er appelliere seit geraumer Zeit "eindringlich im Parteivorstand und im Kanzleramt, endlich aktiv zu werden", sagte Maier. "Doch bisher ohne Erfolg." Er verstehe nicht, warum die SPD die Gerechtigkeitsfrage nicht auf die politische Agenda setze. "Das ist doch unsere DNA." In Thüringen wird im September ein neuer Landtag gewählt. In Umfragen führte die AfD zuletzt mit großem Abstand vor der CDU, die SPD lag im einstelligen Bereich.

Scholz soll Nummer 1 bleiben

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil stärkte Kanzler Olaf Scholz den Rücken: Er sei nach seinem Eindruck "unangefochten als die Nummer eins" der Partei zu betrachten. Olaf Scholz habe wirklich das Vertrauen der SPD, und er sehe auch überhaupt keine Alternativ, sagte Weil am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Nach seinem Empfinden seien sich "alle relevanten Teile in der SPD" einig, "dass wir mit Olaf Scholz in den nächsten Wahlkampf gehen werden – aber dann auf einer hoffentlich deutlich besseren Grundlage, als es diesmal der Fall gewesen ist".

Handlungsmöglichkeiten des Kanzlers werden überschätzt

Weil sagte, was sich ändern müsse, sei die Zusammenarbeit in der Ampel-Koalition. Es werde überschätzt, was ein Bundeskanzler tatsächlich tun könne. Die drei Koalitionsparteien stünden jetzt vor einer ganz schwierigen Aufgabe. "Und wenn sie klug beraten sind, dann verständigen sie sich auf einen gemeinsamen Kurs."

Auch Scholz hatte das rot-grün-gelbe Bündnis am Wochenende in Interviews ermahnt, sich nach den schlechten Ergebnissen der Ampel-Parteien bei der Europawahl zusammenzuraufen. Er rief auch zur Kooperationsbereitschaft in den Verhandlungen über den Haushalt 2025 auf. 

Bundeshaushalt 2025 soll sozialdemokratische Handschrift tragen

Am 3. Juli soll der Haushaltsplan von Bundesfinanzminister Christian Lindner stehen. Der FDP-Chef pocht auf einen strikten Sparkurs, um die Schuldenbremse einzuhalten. Nach dem Nackenschlag für die Ampel-Parteien bei der Europawahl ist das Gelingen der Haushaltsverhandlungen eine Bewährungsprobe für die Koalition. Im Bundestag wird dann üblicherweise im Herbst über den Etat beraten.

Die SPD-Linke macht nun Druck, um Kürzungen in Kernbereichen zu verhindern, die ihr besonders am Herzen liegen. Die SPD-Gruppe Forum Demokratische Linke (DL21) beschloss dazu die Einleitung eines parteiinternen Mitgliederbegehrens für "einen Bundeshaushalt 2025 (...), der eine sozialdemokratische Handschrift trägt", wie es in einer Mitteilung vom Sonntag heißt. 

Geschlossenheit statt öffentlicher Streit

Für die Partei ergebe es keinen Sinn, sich jetzt öffentlich zu zerstreiten, mahnte Weil. Es sei vielmehr wie nach einem verlorenen Fußballspiel: "Man muss in der Kabine Klartext miteinander reden, aber dann auch wieder geschlossen aufs Feld gehen."

Die SPD hatte bei der Europawahl nur 13,9 Prozent der Stimmen bekommen, ihr schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Abstimmung. Anschließend äußerten mehrere SPD-Politiker die Erwartung, dass Scholz in der Ampel-Koalition offensiver für Kernanliegen der Sozialdemokraten eintritt.

Am Sonntag kamen führende SPD-Politiker zu einer Sondersitzung des Parteipräsidiums zusammen, um über die Konsequenzen zu beraten. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt.

Zum Video: SPD - Krisenstimmung in der Kanzlerpartei

SPD-Fahne weht auf einem Gebäude
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SPD-Fahne weht auf einem Gebäude

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