Ein Vulkan auf Island ist zum vierten Mal in vier Monaten ausgebrochen. Auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten der Nordatlantik-Insel ergoss sich Lava aus einem rund 3,5 Kilometer langen Erdspalt. Der Feuerschein war sogar in der Hauptstadt Reykjavik sichtbar. Die Eruption bedrohte eine Fernwärmeleitung und eine wichtige Straße zum Küstenort Grindavík. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass die Lava auch das Meer erreicht.
Flugverkehr nicht beeinträchtigt
Der Geophysiker Magns Tumi Gumundsson sagte, dass die Eruption abgenommen habe. Dennoch handele es sich um den bisher stärksten Ausbruch in der Region nahe der Blauen Lagune. Die beliebte Touristenattraktion wurde erneut evakuiert, ebenso wie der Ort Grindavík. Die Stadt war bereits im November vorsichtshalber geräumt worden. Der Flugverkehr zum internationalen Flughafen Keflavik war nicht beeinträchtigt.
Eigens errichtete Dämme hätten die Lava wie geplant aufgehalten und umgeleitet, sagte Einar Hjörleifsson vom isländischen Wetteramt. Gefahr für Menschen gebe es derzeit nicht. Allerdings rückten die Lavamassen an eine wichtige Fernwärmeleitung heran. Bei einem Ausbruch im Februar war die Fernwärmeversorgung für mehr als 20.000 Menschen unterbrochen worden, nachdem Lavaströme Straßen und Pipelines zerstört hatten. Auch die wichtigste Straße im Süden der Halbinsel war bedroht. Die Behörden kündigten den Bau einer neuen Straße an.
Deichbau gegen Lavaströme im Gange
Zu dem neuen Ausbruch war es am Samstagabend um 20.23 Uhr (Ortszeit, 21.23 Uhr MEZ) zwischen Stóra-Skógfell und Sýlingafell auf der Reykjanes-Halbinsel gekommen. Bei der Eruption Mitte Januar hatte die Lava auch die Ausläufer von Grindavík erreicht und dort mehrere Häuser zerstört – es war das erste Mal seit einem halben Jahrhundert, dass bei einem Ausbruch auf der Nordatlantik-Insel Behausungen von Lavamassen zerstört worden waren.
Einige Experten warnen vor einer lang andauernden Gefahr für die Gegend. Vulkanische Eruptionen könnten sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinziehen, mahnte unter anderem der Experte Björn Lund von der schwedischen Universität Uppsala. Die Behörden haben bereits vor Monaten mit dem Bau spezieller Deiche begonnen, um mögliche Lavaströme von Häusern und kritischer Infrastruktur abzulenken.
Die Eruptionen auf Island unterscheiden sich von klassischen Vulkanausbrüchen. Die Lava sprudelt nicht aus einem Vulkanberg in die Höhe, sondern strömt aus einem länglichen Riss in der Erde. Deshalb werden diese Ausbrüche auch als Spalteneruptionen bezeichnet. Im Gegensatz zum Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 entsteht bei solchen Eruptionen keine große Aschewolke. Der Vulkangletscher hatte damals den internationalen Flugverkehr tagelang lahmgelegt.
Beitrag zum Hören: Vulkanausbruch in Island
Mit Informationen von dpa, AFP
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!