17.6.2024: Demonstration in Jerusalem
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17.6.2024: Demonstration in Jerusalem

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Tausende protestieren gegen Israels Regierungschef Netanjahu

Immer wieder kommt es in Israel zu Massenprotesten gegen die Regierung, zuletzt in Jerusalem. Die Demonstranten fordern vorgezogene Wahlen und eine Freilassung der Geiseln. Laut Unicef ist die Lage der Kinder im Gazastreifen dramatisch.

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In Israel sind tausende Menschen gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu und für vorgezogene Wahlen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten verlagerten am Montagabend ihren Protest nach Jerusalem vor das Parlament und die Residenz des Ministerpräsidenten. Die Polizei berichtete von neun Festnahmen unter anderem wegen der Ausübung von Gewalt gegen Sicherheitsbeamte. Einige Polizisten wurden demnach "leicht verletzt". Die Polizei setzte Wasserwerfer ein.

"Müssen das Land lahmlegen, um die Regierung zu stürzen"

"Ich freue mich, dass sich die Menschen in Bewegung setzen. Und ich hoffe, dass es weitergeht", sagte Yaacov Godo, dessen Sohn am 7. Oktober bei dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel getötet wurde. "Wir müssen das Land lahmlegen, um die Regierung zu stürzen", forderte er. "Auch wenn es jetzt Krieg gibt, ist jeder Tag, an dem der Krieg mit ihm weitergeht, ein schlechter Tag", sagte ein anderer Demonstrant.

Nach mehr als acht Monaten Krieg im Gazastreifen steht Netanjahu innenpolitisch massiv unter Druck. Am vergangenen Wochenende hatte sich Oppositionschef Benny Gantz aus dem Kriegskabinett zurückgezogen. Am Montag teilte ein Regierungssprecher mit, dass das Kriegskabinett aufgelöst worden sei.

Schweigeminute für Geiseln

Auf den Straßen in Jerusalem forderten die mit Trommeln, Tröten und Plakaten ausgestatteten Demonstranten neben Neuwahlen auch ein Abkommen mit der Hamas über eine Waffenruhe, um die verbliebenen Geiseln nach Israel zurückzubringen. "Alle! Jetzt!", riefen sie, bevor sie eine Schweigeminute für die noch im Gebiet festgehaltenen Menschen einlegten. An ähnlichen Demonstrationen hatten sich in den vergangenen Wochen bereits zehntausende Menschen in Tel Aviv, der größten Stadt des Landes, beteiligt. 

Bei ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober hatte die Hamas laut israelischen Angaben 1.194 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Einige von ihnen wurden inzwischen freigelassen, andere befreit, wieder andere sind vermutlich tot. Aber "dutzende Geiseln sind mit Sicherheit noch am Leben", sagte am Montag ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seit Oktober massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 37.340 Menschen getötet.

Unicef spricht von "absolut schlimmer Lage"

Vor allem für Kinder spitzt sich die Lage im Gazastreifen immer weiter zu. Unicef-Sprecher James Elder sprach im Interview mit CNN von einer "absolut schlimmen Lage". Viele Kinder seien schwer verletzt, die Krankenhäuser überlastet, berichtete Elder aus dem Gazastreifen. Ärzte müssten Kinder mit schweren Verbrennungen und ohne Gliedmaßen behandeln.

Zudem kommen laut dem Unicef-Sprecher nicht ausreichend Hilfsmittel an. Wasser, Medizin, Lebensmittel und Zelte seien knapp. Viele Kinder hätten ihre komplette Familie verloren und seien nun Waisen. Elder sagte: "Das ist ein Krieg gegen Kinder."

Mit Informationen von AFP und dpa

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