Es klingt erschreckend, was der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag berichtete. Offenbar gibt es neue Beweise für Gräueltaten der russischen Besatzer.
In der befreiten ostukrainischen Stadt Isjum seien Tote mit Folterspuren entdeckt worden, so Selenskyj. Einigen seien Knochen gebrochen worden, andere hätten einen Strick um den Hals gehabt. Bei den Toten soll es sich seinen Angaben zufolge sowohl um Soldaten als auch im Zivilsten handeln. Auch Kinder seien demnach dabei gewesen. Auf Twitter teilte Selenskyj Fotos, die die Exhumierungsarbeiten in Isjum zeigen sollen. Am Freitag hatten die Arbeiten an den gefundenen Gräbern dort begonnen.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
In Isjum sind zahlreiche Gräber entdeckt worden, nachdem ukrainische Truppen die Region zurückerobert hatten. Präsident Selenskyj sprach von mehr als 400 Gräbern, laut ukrainischen Behörden handelt es sich um mehr als 440. Auch Journalisten sagten, sie hätten mehr als 400 Holzkreuze gezählt, mit denen die Gräber versehen seien. In einem Grab sind nach ukrainischen Angaben 17 Leichen von Soldaten gefunden worden.
Der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh Kotenko sagte einem TV-Sender, dass die Bestatter zum Teil nicht gewusst hätten, wer die Toten seien und viele Kreuze deswegen nur mit Nummern versehen seien. Um ein Massengrab wie in Butscha handelt es sich aber demnach offenbar nicht. Zeugen und Ermittler sprachen davon, dass einige der Leiche erschossen oder durch Minen und Luftangriffe getötet worden seien.
Auch in Balaklija Folterspuren entdeckt
Auch Polizeichef Ihor Klymenko gab an, dass zudem in Balaklija im Osten des Landes zehn Folterkammern entdeckt worden seien. In Balaklija sind seinen Angaben zufolge während der russischen Besatzung 40 Menschen in der Polizeistation festgehalten und gefoltert worden. Als Beweis führte er etwa den Fund von Hammern und Schlingen an.
In Isjum habe es noch sechs weitere Folterorte gegeben, die inzwischen aber zerstört seien, so Klymenko. In das Gebiet sind seiner Aussage zufolge nun 100 zusätzliche Polizeikräfte geschickt worden, die unter anderem Ermittlungen durchführen sollen.
Auch das UN-Menschenrechtsbüro hat angekündigt, ein Team nach Isjum zu entsenden, das dort ermitteln soll.
- Aktuelle Entwicklungen zum Russland-Ukraine-Krieg im News-Ticker
Mit Material der Agenturen dpa und afp.