In Bayern dauert es noch ein paar Wochen, bis die Sommerferien beginnen - in Nordrhein-Westfalen ist es bereits soweit. Und schon jetzt zeichnet sich ab: Die Menschen in Deutschland lassen sich die Reiselaune trotz hoher Inflation und gestiegener Preise nicht verderben. Veranstalter wie DER Touristik oder Tui berichten von kräftiger Nachfrage und haben teilweise die Kapazitäten aufgestockt - auch bei Flügen.
Wie sich das Fliegen klimafreundlicher gestalten lässt, das war nun Thema bei der weltgrößten Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget, die am Sonntag zu ende ging. Die Branche sieht sich mit Elektroflugzeugen und alternativen Kraftstoffen auf einem guten Weg.
Noch Defizite bei Biokraftstoffen und E-Flugzeugen
Kritik kommt von Mobilitätsforscher Stefan Gössling. Er ist Professor an der Universität Lund in Schweden und forscht zu den Themen Klimawandel, Mobilität und Tourismus. Bei Biokraftstoffen sei die produzierbare Menge begrenzt und die Produktion könne nicht so schnell gesteigert werden, wie es nötig sei, sagte Gössling im Interview mit der Bayern-2-Radiowelt.
Ein guter Ansatz könnte seiner Ansicht nach der wasserstoff-elektrische Flugzeugbau sein: Dabei wird mit einer Brennstoffzelle Wasserstoff verstromt und damit ein Elektromotor angetrieben. Für die Mittelstrecke könnte das eine Idee sein, sagte Gössling. Aber: "Technisch gibt es noch große Schwierigkeiten auf dem Weg dahin."
Emissionsmengen der Luftfahrt steigen weiter
Grundsätzlich bleibe außerdem die Frage der Finanzierung: "Wir haben ausgerechnet, dass zwischen 1978 und 2020 der Durchschnittsgewinn auf 100 verkaufte Kilometer fünf Cent gewesen ist - damit kann man keine Umstellung bezahlen", erklärte der Wissenschaftler.
Der Luftfahrtbranche wirft er Augenwischerei vor: "Es ist kein neues Phänomen, dass die Flugbranche sich klein rechnet. Man verweist auch gern auf relative Fortschritte, während die absoluten Emissionsmengen weiter ansteigen."
Mobilitätsforscher: Fliegen elitäre und klimaschädliche Aktivität
Dabei sei Fliegen weiterhin - auch in einem reichen Industrieland wie Deutschland - eine "elitäre Aktivität", sagt Gössling. Nur ein Drittel der Menschen hierzulande fliege überhaupt pro Jahr. Und global gesehen stiegen maximal vier Prozent der Weltbevölkerung in ein Flugzeug, um eine Landesgrenze zu überqueren.
Doch wo viel CO2 ausgestoßen werde, könne eben auch viel eingespart werden: "Es gibt eigentlich keine andere menschliche Aktivität, bei der so viel Emissionen in so kurzer Zeit entstehen", betont der Mobilitätsforscher. Genau deshalb seien Einsparungen hier richtig.
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