Die Weltklimakonferenz geht in die Verlängerung. Grund ist der erste Entwurf einer Abschlusserklärung des Gipfels, die bei für heftige Proteste vieler Teilnehmer gesorgt hatte. Die Präsidentschaft der COP28 kündigte nun eine nachgebesserte Version an
Kritik habe man erwartet
Der Generaldirektor des UN-Treffens, Madschid Al-Suwaidi, erklärte am Dienstag, die Kritik an dem Entwurf habe man erwartet. "Tatsächlich wollten wir, dass der Text Gespräche anregt - und genau das ist passiert." Es gebe sehr verschiedene Ansichten, insbesondere in Bezug auf die Sprache rund fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas.
Vor Montag habe man nicht gewusst, wo genau die roten Linien eines jeden Landes verlaufen. Bis in den frühen Dienstagmorgen habe man nun Feedback eingesammelt, so Al-Suwaidi. "Und das versetzt uns in die Lage, einen neuen Textentwurf zu veröffentlichen. Dazu gehört, nach Möglichkeit auch Formulierungen zu fossilen Brennstoffen in den Text aufzunehmen. Das wäre historisch."
Ausstieg aus fossilen Brennstoffen taucht nicht auf
Den ersten Entwurf des Gastgebers aus den Vereinigten Arabischen Emiraten von Montagabend hatten Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und EU-Chefverhandler Wobke Hoekstra als enttäuschend und unzureichend eingestuft. Vertreter von Umweltorganisationen äußerten sich fassungslos und empört. Hintergrund ist, dass der von mehr als 100 Staaten eingeforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gar nicht mehr im Text auftaucht – anders als in vorherigen Versionen.
Konferenz geht in die Verlängerung
Wie fast immer in den vergangenen 20 Jahren geht die Konferenz jetzt in die Verlängerung. Baerbock sagte, für die europäische Delegation sei das kein Problem. "Wir haben Zeit. Und wir sind darauf eingestellt, auch noch ein bisschen länger zu bleiben."
Auch das US-Außenministerium forderte, die Erklärung müsse vor allem mit Blick auf die fossilen Brennstoffe gestärkt werden. Man sei aber zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Der US-Klimagesandte John Kerry sagte: "Das ist die letzte COP, bei der wir die Chance haben, die 1,5 Grad zu halten."
Optionen und Empfehlungen im Abschluss-Entwurf
Gegen einen Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien hatten zuletzt etliche Länder Bedenken geäußert, darunter das ölreiche Saudi-Arabien, aber auch China, der Irak, Indien und Russland. In dem derzeitigen Entwurf werden acht Optionen gelistet, die zur Reduzierung von Emissionen von Treibhausgasen führen "könnten".
Neben der Reduzierung von Konsum und Produktion wird auch die Verdreifachung von Erneuerbaren Energien bis 2030 genannt – ein Ziel, das auch die Bundesregierung wiederholt formuliert hat. Auch die Nutzung neuer Technologien, die CO2-Emissionen herausfiltern und speichern sollen, wird genannt. Die bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehenden Emissionen gelten als Hauptursache für Klimawandel und Erderwärmung.
1,5 Grad-Ziel "am Leben erhalten"
EU-Chefverhandler Wobke Hoekstra schrieb auf der Plattform X, das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erderhitzung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit müsse am Leben erhalten bleiben. Die Wissenschaft sei eindeutig, schrieb er. Der Chef-Verhandler der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk, sagte, man sei nicht nach Dubai gekommen, "um unser Todesurteil zu unterschreiben".
Hoekstra betonte, es gebe in Dubai "eine große, sehr große Gruppe von Ländern - manche sprechen von einer Super-Mehrheit -, die mehr Ehrgeiz wollen".
Baerbock beklagt fehlende Instrumente
Dem bisherigen Text fehlen nach Baerbocks Worten unter anderem konkrete Instrumente, um überhaupt noch auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen und die nötige Energiewende gerade in vielen Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas anzuschieben – was diese Staaten in Dubai stark eingefordert hätten. Und die Passage zu fossilen Energien suggeriere fälschlicherweise, dass Kohle, Öl und Gas in unserer Zukunft weiter eine entscheidende Rolle spielen könnten.
"Selbst die Kohle-Verstromung wäre damit weltweit akzeptabel und auch ein Neubau von Kohlekraftwerken – was dann auch im Gegensatz zu europäischer Energiepolitik stünde", so die Grünen-Ministerin.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
Im Video: Klimakonferenz geht in Verlängerung
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