Kamala Harris, Vizepräsidentin der USA, hält eine Rede während einer Wahlkampfveranstaltung (Archivfoto vom 26.03.2024) und der ehemalige US-Präsident Donald Trump spricht bei seinem Schweigegeldprozesses zu den Medien (Archivfoto vom 09.05.2024)
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Die rivalisierenden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump.

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Vor dem TV-Duell Trump/Harris: Wie sehen die Umfragezahlen aus?

Vor dem TV-Duell Trump/Harris: Wie sehen die Umfragezahlen aus?

Erstmals treffen die beiden Präsidentschaftskandidaten heute Abend Ortszeit in Philadelphia aufeinander: Vom Ausgang des TV-Duells zwischen Kamala Harris und Donald Trump hängt der weitere Verlauf des Wahlkampfs ab. Wie ist die Ausgangslage?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Vorab die wohl wichtigsten Umfragefragezahlen: 90 Prozent der US-Wähler geben an, "so gut wie alles" über Ex-Präsident Donald Trump zu wissen. Von Vize-Präsidentin Kamala Harris sagen dies nur 71 Prozent der Befragten. Warum diese Daten von realclearpolitics.com, eines der verlässlichsten Politbarometer, so bedeutsam für die heutige TV-Debatte sind?

Donald Trump läuft keine große Gefahr, durch einen misslungenen Auftritt sein Image und damit seine Wahlchancen zu beschädigen. Die US-Wahlberechtigten kennen den 78-Jährigen seit langem und haben sich von ihm ein abschließendes Bild gemacht.

Harris hat mehr zu gewinnen – und zu verlieren

Wofür Kamala Harris steht und über welche persönlichen Eigenschaften sie verfügt, weiß hingegen über ein Viertel der US-Bürger nicht bzw. nicht so gut. Das heißt, sollte Harris im TV-Duell mit Trump Schlagfertigkeit, Souveränität und schlüssig begründete Sachargumente an den Tag legen, gewänne sie an Zustimmung. Der Teil der US-Bevölkerung, der sie nicht richtig kennt, hätte ein besseres Bild von Harris, eine klarere Vorstellung davon, wer sie ist und wofür sie eintritt.

Umgekehrt gilt: Sie kann sich Patzer, Ausrutscher und Unsicherheiten nicht leisten. Sonst würde sich bei diejenigen US-Wählern, die sich über Harris bislang noch kein Urteil gebildet haben, nach dem Fernseh-Auftritt ein negativer Eindruck von ihr verfestigen. Die Chancen und Risiken sind für die Vize-Präsidentin auch deswegen so groß, weil die jüngsten Meinungsumfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhersagen.

Trump und Harris liegen landesweit gleichauf

In den beiden vergangenen Tagen haben die "New York Times" und das renommierte Umfrageinstitut "Pew Research" die aktuellsten Zahlen veröffentlicht: Laut der "New York Times"-Erhebung vom Sonntag würden 48 Prozent der US-Wahlberechtigen Trump wählen, 47 Prozent Kamala Harris. Das "Pew Research" Institut sieht in seiner Umfrage, die gestern veröffentlicht worden ist, ein Patt: 49 Prozent Trump, 49 Prozent Harris. Diese Daten geben das landesweite Stimmungsbild wieder.

Entscheidend für Sieg oder Niederlage sind allerdings die sieben sogenannten "Swing States", zu denen die Bundesstaaten Georgia, Pennsylvania, Arizona, Nevada, Wisconsin, Michigan und North Carolina zählen. Hier zeigt sich deutlich, welchen Unterschied es ausmachte, dass der 81-jährige US-Präsident Joe Biden am 21. Juli auf seine Kandidatur zugunsten von Kamala Harris verzichtet hat: Nach Angaben von "RealClearPolitics" führte Trump zu diesem Zeitpunkt in diesen sieben "Swing States" im Durchschnitt mit 46,7 Prozent, Biden kam nur 42,3 Prozent.

Heute – Stand 9. September – liegen Harris und Trump in den sieben entscheidenden Bundestaaten Kopf-an-Kopf: Harris käme auf 47,9 Prozent, Trump auf 47,7 Prozent. In Wisconsin, Nevada und Michigan liegt die Vize-Präsidenten mit einem knappen Vorsprung vor dem Ex-Präsidenten. In Arizona, North Carolina und Georgia hat Donald Trump mit marginalem Vorsprung die Nase vorne. In Pennsylvania herrscht Stimmengleichheit: 47,6 zu 47,6 Prozent. Dies alles sind hauchdünne Margen, die am Wahltag über Sieg oder Niederlage bestimmen.

Ein letztes Wort: "Electoral College"

Aufgrund des US-Wahlsystems muss der Gewinner mindestens 270 der 538 Stimmen im sogenannten "Electoral College" (Wahlmännergremium) erhalten. Jeder Bundesstaat entsendet nach der jeweiligen Bevölkerungsanzahl eine festgelegte Anzahl an Wahlmänner und Wahlfrauen ins "Electoral College". Wer etwa Kalifornien gewinnt, den bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat, erhält 54 Wahlmänner- und Wahlfrauenstimmen. Wer in North Dakota oder Delaware gewinnt, erhält hingegen nur jeweils drei.

Die politische Landkarte der USA ist – grob vereinfacht – übersichtlich: Die Ost- und Westküstenstaaten wählen mehrheitlich Demokraten, die Südstaaten und der Mittlere Westen mehrheitlich Republikaner. Umkämpft sind daher nur die sieben "Swing States", in denen die Wähler zu der einen oder anderen Richtung tendieren. Für einen Sieg in Pennsylvania etwa werden 19 Wahlmännerstimmen vergeben, in Arizona elf, in Wisconsin zehn, in North Carolina 16, in Michigan 15, in Georgia 16 und in Nevada sechs Stimmen.

Wie eng das Rennen um das Weiße Haus ist, zeigen die Wahlen 2016 und 2020: Hillary Clinton lag 2016 in den landesweiten Umfragen drei Prozentpunkte vor Trump, dennoch gewann Trump das Electoral College. 2020 betrug Joe Bidens Vorsprung vor Trump landesweit vier Prozent, doch nur insgesamt rund 100.000 Stimmen in den "Swing States" waren für den Sieg Biden ausschlaggebend. Biden hatte 306 Stimmen im "Electoral College", Trump nur 232.

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