Zu sehen ist ein Sticker auf einem T-Shirt, der auf Englisch zur Wahl aufruft.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024

Der US-Wahlkampf wird auch in Bayern geführt - von im Freistaat lebenden Demokraten und Republikanern.

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US-Wahlkampf: Auch in Bayern wird um Stimmen geworben

Kamala Harris oder Donald Trump? Auch die in Bayern lebenden US-Bürgerinnen und US-Bürger sind zur Wahl aufgerufen. Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten machen Wahlkampf im Freistaat – allerdings auf sehr unterschiedliche Art und Weise.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vorbereitungen zum Christopher Street Day (CSD) in der Nürnberger Innenstadt: Fast alle in Bayern vertretenen Parteien sind hier mit Info-Ständen präsent. Ein kleiner Stand aber sticht hervor: Drei Frauen und drei Männer kämpfen mit einem Zeltdach, klappen Tische auseinander, und dekorieren ihn mit US-Flaggen, mit Regenbogen-Fahnen und mit Wimpeln und Ansteckern der amerikanischen Demokratischen Partei.

Aufbruchstimmung bei den Demokraten

Sie sind Amerikaner, leben und arbeiten aber hier in Deutschland und sind bei den "Democrats Abroad". Das ist ein offizieller Arm der Demokratischen Partei in den USA. In kurzer Hose und T-Shirt ist Geoffrey Bonosevich als Sprecher der "Democrats Abroad" extra aus Regensburg nach Nürnberg gekommen.

Der schlaksige 65-Jährige ist mit einer Deutschen verheiratet – seine Kinder haben die doppelte Staatsbürgerschaft. Der Unternehmer und Experte für Elektromobilität freut sich vor allem über die Aufbruchsstimmung bei den Demokraten. "Diese Jahr haben wir sehr viel Motivation bei den Demokraten. Jeder, der das verfolgt hat, weiß, wie Kamala Harris jetzt eingestiegen ist, das wird sehr viel ausmachen!"

Er freut sich auf möglichst viele Besucher am Infostand. Die "Democrats Abroad" nutzen ganz gezielt Events, wie zum Beispiel Deutsch-Amerikanische Volkfeste in Bayern - oder eben in Nürnberg den CSD, um wahlberechtigte Amerikaner zu finden. "Es gibt ungefähr fünf Millionen Amerikaner, die im Ausland wohnen, und sehr viele von ihnen können auch wählen. Aber nicht jeder weiß das und nicht jeder weiß wie, und unsere Aufgabe ist es, diesen Menschen zu helfen", erklärt Geoffry Bonosevich. Es gehe dabei nicht nur darum, neue Mitglieder zu gewinnen, sondern auch darum, sie zu informieren und ihnen bei der Anmeldung zur Wahl zu helfen – egal, welche Partei diese Person dann wählen will. Hauptsache es werde gewählt.

Republikaner agieren diskreter

Ganz anders agieren die Republikaner – sie sind nicht in regionale Sektionen aufgeteilt, deshalb empfängt George Weinberg in seinem Berliner Firmenbüro zum Interview. Der Immobilien-Unternehmer ist Vorstandsmitglied der "Republicans Overseas" – und Trump-Anhänger. Die "Republicans Overseas" fühlen sich besonders dem konservativen Flügel der Partei verbunden. Vor der US-Flagge und im blauen Anzug mit roter Krawatte erklärt der über 70-jährige George Weinberg, dass seine Partei in Deutschland deutlich diskreter Wahlkampf betreibt.

"Die Atmosphäre in Deutschland gegenüber Sympathisanten der Republikaner und Donald Trump ist nicht so positiv. Deshalb wollen unsere Mitglieder, die oft Führungspositionen in Unternehmen und Banken haben, nicht unbedingt identifiziert werden", so George Weinberg. Also kein offener Wahlkampf, dafür aber viele persönliche Gespräche.

Die seien vor allem bei den noch unentschlossenen Wählerinnen und Wählern effektiv, davon ist George Weinberg überzeugt. "Es gib diese sogenannten Wechselwähler. Und da kann man diskutieren und mit Argumenten diese Leute, ich will nicht sagen beeinflussen, aber man kann ihnen schon die Augen öffnen – und das machen wir in den einzelnen Gesprächen."

Großes Interesse an US-Wahl in Bayern

Das Interesse am amerikanischen Wahlkampf sei in Bayern sehr groß, bestätigt das Deutsch Amerikanische Institut (DAI) in Nürnberg. Bei den Veranstaltungsreihen zur US-Wahl seien immer wieder Vertreter beider Parteien zu Gast und dabei werde oft sehr intensiv diskutiert. Nicht nur zwischen den unterschiedlichen Parteien sondern auch zwischen Deutschen und Amerikanern, so Kathryn Trotter, die Programm-Managerin des Deutsch-Amerikanischen Instituts.

"Tatsächlich ist unsere Wahrnehmung aber, dass es sehr viel moderater und ziviler zugeht, als in den USA. Zum einen haben wir hier nicht diese klassischen Wahlkampf-Veranstaltungen, also "Political Ralleys", wie wir sie in den USA sehen. Zum anderen ist es so, dass Amerikaner, die ins Ausland gehen, tendenziell eine andere, moderatere Perspektive haben, als Amerikanerinnen und Amerikaner, die aus den klassischen konservativen Regionen in den USA kommen", so die Programm-Managerin des DAI.

Wahlkampf mit Respekt

Das bestätigen auch die Vertreter beider amerikanischen Parteien. George Weinberg von den "Republicans Overseas" empfindet den US-Wahlkampf hier in Deutschland und Bayern trotz aller Kontroversen und Diskussionen auf jeden Fall entspannter als in den USA. "Die Bedrohungssituation, dass man aufeinander losgeht, das habe ich hier noch nicht erlebt, in keinem Fall!"

Und Geoffry Bonosevich von den "Democrats Abroad" sieht sogar Gemeinsamkeiten bei beiden Lagern. "Dialog ist so wichtig und es gibt Punkte, bei denen wir uns einig sind – etwa, dass Veteranen geholfen werden muss oder, dass Insulin nicht 95 sondern 12 Dollar kosten sollte, so wie in Europa. Wir können gemeinsame Punkte finden. Und wer bereit ist, der findet auch diese Punkte. Wir können das und wir müssen auch viel dafür tun, dass wir zusammen kommen – beide Seiten! "

Beide Partei-Vertretungen in Deutschland möchten, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise, ihren Beitrag dazu leisten, dass Demokratie und Dialog in den USA – auch nach der Wahl im November bestehen bleiben. Dafür kämpfen sie auch hier in Bayern.

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