Die Lage in Griechenland bleibt durch die Waldbrände in zahlreichen Gebieten angespannt. Auch am Dienstag werde die Brandgefahr extrem hoch sein, teilte der Zivilschutz mit. Mittlerweile sind mehr als 100 Löschflugzeuge im Einsatz. Am schlimmsten wüten die Feuer immer noch auf Rhodos.
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Abkühlung so schnell nicht in Sicht
Den Griechen helfen Feuerwehrleute aus mehreren EU-Staaten. Auch die Türkei und Ägypten haben Löschflugzeuge und Hubschrauber geschickt. Eine Entspannung der Situation in Griechenland ist kurzfristig nicht in Sicht.
Am heutigen Dienstag werden erneut hohe Temperaturen erwartet. Vor allem in den Westen des Landes zieht bis Mittwoch ein aus Richtung Libyen kommender Wind: der berüchtigte "Livas". Dieser Fallwind sei extrem trocken und so heiß wie Luft aus einem Haartrockner, beschrieben Meteorologen das Phänomen. Damit sollte der vorläufige Hitze-Höhepunkt erreicht sein.
Für Donnerstag ist "kühleres Wetter" vorhergesagt. Starke Winde sollen zu einer Abkühlung auf 35 Grad führen.
Seit zwölf Tagen zeigen die Thermometer in den meisten Regionen des Landes Werte um die 40 bis 45 Grad. Das werde dann mit einer Dauer von mehr als zwei Wochen die längste Hitzewelle sein, seitdem es Messungen in Griechenland gibt, sagten Meteorologen.
Zehntausende Menschen bereits in Sicherheit gebracht
Durch die Trockenheit, angefacht von Winden, breiten sich Waldbrände immer weiter aus. Wie das griechische Fernsehen berichtet, nähert sich eine von drei großen Brandfronten mehreren Ortschaften im Südosten der Insel Rhodos. Dort ist die Lage besonders schlimm.
Alleine am vergangenen Wochenende mussten laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP 30.000 Menschen vor den Flammen flüchten. Sie wurden mit Bussen und Schiffen weggebracht oder flüchteten auf eigene Faust. Die Behörden sprachen von fast 20.000 Evakuierten, darunter Einheimische – es ist die größte Evakuierungsaktion in der griechischen Geschichte.
Am Montag brannten mehrere Häuser auf den Bergen der Insel aus, wie das staatliche Fernsehen zeigte. Erneut wurden Tausende Touristen und Bewohner in Sicherheit gebracht.
Zahlreiche Touristen sind noch auf Rhodos
Zehntausende Feriengäste halten sich derzeit noch auf Rhodos auf. Etwa zehn Prozent der Hotels der Insel sind nach Angaben des griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis am Wochenende beschädigt worden. Die meisten beschädigten touristischen Anlagen befinden sich südlich der Region von Lindos.
Auch die Insel Euböa wird von Bränden heimgesucht. Betroffen ist vor allem die Region der kleinen Hafenstadt Karystos. Der Feuerwehr ist am Montag gelungen, einen Brand auf der Ferieninsel Korfu einzudämmen. Rund 1.000 Touristen, die in Sicherheit gebracht worden waren, kehrten nach und nach in ihre Hotels zurück, wie der örtliche staatliche Regionalsender ERA-Korfu am Montagabend berichtete.
Reiseveranstalter organisieren Extra-Flüge
Der Reiseveranstalter TUI hat eigenen Angaben zufolge zusätzliche Flugzeuge eingesetzt, um Urlauber in ihre Heimatländer zu bringen. Am Montagvormittag flogen insgesamt sechs zusätzliche Flugzeuge Reisende unter anderem nach Hannover, Frankfurt und Stuttgart sowie nach Großbritannien, wie TUI erklärte.
Zuvor hatte der Reisekonzern mitgeteilt, dass er bis einschließlich Dienstag keine Touristen mehr auf die Ferieninsel fliegt. Laut dem Reiseveranstalter waren etwa 39.000 TUI-Gäste auf Rhodos, davon seien 7.800 von dem Feuer betroffen gewesen.
Weitere zusätzliche Flüge unter anderem nach Dänemark, seien geplant, erklärte Tui. Zudem versorgten 300 Mitarbeitende im Südosten von Rhodos betroffene Reisende mit Ersatzunterkünften, Lebensmitteln und Getränken.
Auch andere Mittelmeer-Anrainer von Hitzewelle betroffen
Mit Hitze und Trockenheit haben auch andere Länder im Mittelmeerraum zu kämpfen. Eine hohe Waldbrandgefahr bestand zu Wochenbeginn etwa in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Auf Malta führten die hohen Temperaturen auch zu Stromausfällen, die teils sogar bis zu 36 Stunden andauerten. Das staatliche Stromversorgungsunternehmen Enemalta machte die hohen Temperaturen für die Beschädigung vieler seiner unterirdischen Kabel verantwortlich.
Der Mittelmeerraum ist vom Weltklimarat zum Brennpunkt des Klimawandels erklärt worden. "Hitzewellen nehmen aufgrund des Klimawandels in der Mittelmeerregion zu und werden in Städten durch die Folgen des urbanen Lebens verstärkt", was zu Krankheits- und Todesfällen führe, heißt es im IPCC-Bericht von 2022. Die Universität Bern hatte schon 2010 errechnet, dass Intensität, Länge und Anzahl von Hitzewellen im östlichen Mittelmeer seit den 1960er-Jahren um das Sechs- bis Siebenfache zugenommen haben.
Mit Informationen von dpa und AFP.
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