Der Sieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen gilt als sicher. Unternehmer in Schwaben fürchten unter seiner erneuten Präsidentschaft den Anstieg von Zöllen und Einführung weitere Hürden. Andere plädieren dafür, sich mehr auf Europa und Deutschland zu konzentrieren.
Exportorientierte Firmen erwarten "massives Problem"
Alexander Merenda vom Aluminiumprofilhersteller Gartner Extrusion in Gundelfingen sagte BR24 am Mittwochmorgen, er erwarte nichts Gutes für die weltweite Wirtschaft. Wenn Trump nach dem Senat auch noch das Repräsentantenhaus gewänne, gebe es kein Korrektiv mehr. Er geht davon aus, dass Trump weitere Zölle erheben wird. Die Befürchtungen, dass neue Handelshemmnisse und höhere Zölle die Rahmenbedingungen für ihr Geschäft in den USA verschlechtern könnten, teilten auch viele andere Firmen in Schwaben, sagt Jana Lovell, Leiterin des Geschäftsfelds International bei der IHK Schwaben. Importzölle zwischen zehn und 20 Prozent würden laut Lovell „alle Branchen“ treffen und könnten die Margen schwäbischer Unternehmen schmälern.
Nach dem Wahlsieg wächst die Unsicherheit
Grundsätzlich wachse nach dem Wahlsieg von Donald Trump die Unsicherheit bei bayerischen Unternehmen mit USA-Geschäftsbeziehungen, erklärt die IHK-Expertin. In einer kürzlich durchgeführten Blitzumfrage der IHK gaben rund 60 Prozent der bayerischen Firmen an, die US-Wahl intensiv verfolgt zu haben; die Mehrheit äußerte sich besorgt über mögliche negative Auswirkungen eines Wahlsiegs Trumps. Sie betonte aber auch, dass sich die bayerische Wirtschaft schon seit Längerem auf weltweit zunehmende Handelshemmnisse einstelle. Die Unternehmen seien mit der Situation vertraut und hätten bislang stets Lösungen gefunden, sich international erfolgreich zu behaupten.
Vier Jahre als absehbarer Zeitraum
Maximilian Offermann, Geschäftsführer des Filzhersteller BWF in Offingen betont: Die Wahlentscheidung der US-Bürger müsse man akzeptieren und respektieren. Dennoch habe er auf einen Sieg der Demokraten gehofft. Sein Unternehmen produziert auch in den USA. Für diese Produktion müssen allerdings vorgefertigte Teile aus einem Werk in China eingeführt werden. Hier lägen die Zölle zurzeit schon bei 25 Prozent, so Offermann, er gehe davon aus, dass sie bis auf 50 Prozent steigen können. Vier Jahre seien allerdings eine absehbare Zeit, für die Wirtschaftsunternehmen sieht er deshalb nicht so schwarz. Die USA könnten sich auch nicht ganz isolieren, meint er weiter. Sorge mache ihm allerdings viel mehr das Thema Sicherheit "für uns alle hier in Deutschland und Europa".
Fokus auf europäische und deutsche Wirtschaft
Beim Wasseraufbereiter Grünbeck mit Sitz in Höchstädt heißt es, die Unternehmen sollten den Blick nicht zu sehr über den Atlantik richten, da derzeit in Deutschland selbst genügend politische Probleme wie beispielsweise Energiepreise, Bürokratismus, Fachkräftemangel und verfehlte Wirtschaftspolitik habe.
Andererseits habe man es sich bei der Grünbeck AG als mittelständisches Unternehmen abgewöhnt, über die Politik zu jammern, so Geschäftsführer Günter Stoll. Man wolle das Unternehmen stattdessen so weiterentwickeln, dass man in Zukunft am Standort Deutschland sichere Arbeitsplätze bieten könne. Inwieweit der Wahlausgang in den USA die wirtschaftliche Situation von Grünbeck beeinflussen werde, könne man derzeit noch nicht abschätzen.
Welche Folgen Trumps Wirtschaftspolitik hat – auch für Schwaben
Die Erhöhung von Zöllen hatte Trump während des Wahlkampfes immer wieder angekündigt. Bereits in seiner ersten Präsidentschaft habe die "America first"-Strategie des Republikaners zu einer protektionistischen Handelspolitik geführt, so die IHK Schwaben.
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, exportiert die bayerische Wirtschaft im Jahr 2023 Waren im Wert von über 28,4 Milliarden Euro beziehungsweise 12,6 Prozent der gesamten bayerischen Exporte in die USA. Die USA sind damit auch im Jahr 2023 das führende Exportland Bayerns. Demgegenüber bezieht die bayerische Wirtschaft im Jahr 2023 Waren im Wert von 13,4 Milliarden Euro bzw. 5,6 Prozent der gesamten Importe aus den USA. Die USA liegen damit auf Rang 6 der Importländer.
Im Audio: Wie die schwäbische Wirtschaft und die USA zusammenhängen.
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