Nach Berichten über verletzte israelische Fußballfans bei Ausschreitungen in Amsterdam hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut seinem Büro am Freitagmorgen zwei Rettungsflugzeuge in die Niederlande geschickt.
Netanjahu "betrachtet den schrecklichen Vorfall mit größtem Ernst", erklärte das Büro des Politikers. Er fordere "die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten."
Knapp 60 Menschen festgenommen
Rund um das Fußballspiel des niederländischen Clubs Ajax Amsterdam in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv am Donnerstagabend war es zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der Polizei gab es an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen - wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging. Fünf Menschen wurde nach Polizeiangaben verletzt. Zudem knapp 50 Menschen festgenommen worden.
Schon vor dem Spiel Unruhen nahe dem Stadion
Nach Informationen des Amsterdamer TV-Senders "AT5" bewarfen Demonstranten Maccabi-Fans mit Stühlen. Die mobilen Einsatzkräfte der Polizei hätten daraufhin die Israelis abgeschirmt und in ihre Hotels begleitet.
Bereits vor dem Spiel hatte es nahe dem Stadion im Südosten der Stadt vereinzelt Auseinandersetzungen gegeben. Etwa 200 Demonstranten versuchten nach Angaben der Polizei, zu der Spielstätte zu gelangen. Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine Demonstration direkt vor der Johan-Cruijff-Arena verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Es war auch zu Zusammenstößen von israelischen Fußballfans und Sicherheitskräften gekommen. Dabei wurden nach Polizeiangaben auch etwa zehn Personen festgenommen - wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern.
Israelische Medien: Sicherheitskräfte wurden vorab gewarnt
Mehrere israelische Politiker sprachen von bestürzenden Gewaltszenen, bei denen propalästinensische Täter regelrecht Jagd auf Juden gemacht hätten - und bezogen sich dabei auf Videos in sozialen Medien.
Niederländische Sicherheitskräfte sollen israelischen Berichten zufolge vorab jedoch vor entsprechenden Szenarien gewarnt worden sein. Israels Diaspora-Ministerium habe vorab über Pläne Bescheid gewusst, einen bestimmten israelischen Fan zu verletzen, der für den israelischen Grenzschutz arbeiten soll, meldeten israelische Medien. Gleiches gelte für einen geplanten Angriff auf ein Hotel, in dem israelische Fußballanhänger übernachtet haben. Die niederländischen Behörden seien darüber informiert worden.
Entsetzen bei Politik und Sport
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof sprach im Online-Dienst "X" von einem "unakzeptablen antisemitischen Angriff auf Israelis". Der rechtsgerichtete Politiker Geert Wilders warf den Behörden Versagen beim Schutz der israelischen Fans vor. "Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden", schrieb er auf X.
"Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt", kommentierte der israelische UN-Botschafter Danny Danon auf "X". Der israelische Außenminister Gideon Sa'ar schrieb ebenfalls auf der Plattform: "Nach den schwerwiegenden Vorfällen stehen wir mit den Behörden in den Niederlanden in Kontakt. Jeder Israeli oder Jude, der sich derzeit in Not befindet oder Informationen zu den Gewalttaten hat, wendet sich bitte an das Lagezentrum."
Die Europäische Fußball-Union UEFA verurteilte die "Gewalttaten aufs Schärfste": "Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden so viele Verantwortliche wie möglich für diese Aktionen identifizieren und anklagen werden", hieß es in einer UEFA-Stellungnahme weiter.
Schuster: "Hatz auf Juden ist wieder ausgebrochen"
Auch Vertreter von Juden in Deutschland zeigten sich bestürzt. "Das sind Bilder des Schreckens", erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, auf X. "Die Hatz auf Juden ist wieder ausgebrochen – das waren keine Krawalle unter Fangruppen", fügte er hinzu.
Erst am Sonntag war es in Berlin laut Polizei zu einem mutmaßlich antisemitischen Angriff auf einen Fan eines jüdisch-israelischen Fußballklubs in einem Lokal gekommen. Hier ermittelt der Staatsschutz.
Mit Informationen von dpa und AFP
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!