Seit 35 Jahren gibt es die Kult-Serie "Die Simpsons" bereits – im Dezember 1989 wurde sie erstmals im US-Fernsehen ausgestrahlt. Seitdem sind fast 800 Folgen in 35 Staffeln erschienen. Und eine der Hauptfiguren: Gott.
Immer wieder taucht er auf – wie in der Weihnachtsfolge, in der Gott mit Jesus über die Anzahl der Geschenke debattiert.
Gott in Sandalen
In zahlreichen Folgen erscheint Gott den Protagonisten, den Simpsons – etwa, wenn Familienvater Homer mal wieder im Gottesdienst einschläft und plötzlich bei Gott landet. Dieser ist stets ganz klischeehaft ein alter Mann mit langen, weißen Haaren. Er befindet sich im Himmel, oberhalb der Wolken und sitzt – überlebensgroß – auf einem Stuhl. Weil er mindestens dreimal so groß ist wie die Menschen, sieht man ihn immer nur bis zur Hüfte.
Der Würzburger Religionspädagoge Johannes Heger hat sich mit den theologischen Bezügen in den Simpsons beschäftigt und ein Buch dazu veröffentlicht. Heger findet hier einen Gott, der "mit einem Augenzwinkern" dargestellt wird, aber trotzdem nicht verlacht wird. "Diese Jesus-Sandalen an den Gottesfüßen, das ist natürlich ein kleiner Gag. Aber wenn man auf die Gesamtinszenierung und Darstellung Gottes schaut, würde ich schon – Ehrfurcht wäre vielleicht ein zu hoher Begriff – von einem Respekt und vor allem von einer reflexiven Durchdringung des 'Wie' der Darstellung sprechen."
Gott mit fünf Fingern – die Simpsons haben nur vier
Eine weitere Besonderheit der Zeichentrickserie. Die Bewohner Springfields haben alle nur vier Finger. Im Gegensatz dazu hat Gott als einziger fünf Finger. Der Religionspädagoge entdeckt dahinter eine Theologie: "Wenn Sie so wollen, könnte man davon sprechen, dass damit der Gedanke der Gottesebenbildlichkeit ein Stück weit eingeholt ist, insofern Gott den Menschen ähnlich, aber nicht wesensgleich ist. Also das finde ich sehr, sehr gut dargestellt."
Gott werde nie mit seinem Antlitz gezeigt. Heger erkennt hier "einen hohen Respekt vor dieser Tradition, die Judentum und Christentum eben mit diesem Gott haben".
Apple-Gott Steve Jobs mit Gastauftritt im Simpsons-Himmel
Oft sind die Begegnungen mit Gott sarkastisch. So hat etwa der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs einen "Gastauftritt" im Himmel der Simpsons und will Gott eine neue Tablet-Version andrehen. Der aber hätte lieber Weihnachten frei, weil da sein Sohn Geburtstag habe. Das wiederum verweigert ihm Steve Jobs.
Jede der Gottesbegegnungen wirft Fragen auf und ist mit existenziellen Themen verknüpft. So hat Homer den schönsten Tag seines Lebens an dem Tag, als er den Gottesdienst schwänzt. Und dabei wird auch Gott selbst immer wieder thematisiert. In einer Folge wird die simple, klischeehafte Darstellung des personalen Gottes selbst auch aufs Korn genommen.
Lisa Simpson wird selbst zu Gott
In der Folge "Lisa erschafft ein Universum" wird die älteste Tochter der Simpsons selbst zu einer Gottheit. Bei einem Experiment hat sie in einer Petri-Schale eine eigene mikroskopisch kleine Welt erschaffen, mit winzig kleinen Lebewesen, die Lisa selbst als Gott verehren und ihren Bruder Bart als Teufel fürchten. Auch hier erkennt der Religionspädagoge eine Besonderheit der Serie: "Ich würde tatsächlich davon sprechen, dass fast jede von den Hauptfiguren überhaupt in ein Verhältnis zu Gott gesetzt wird."
Und damit wird die 35 Jahre alte Zeichentrickserie viel mehr als eine Comic-Serie der seichten Unterhaltung. "Bei den Simpsons werden unter anderem auch die tiefen, existenziellen Fragen beantwortet. Und die beschäftigen immer und überall – Formen von Kultur, Literatur, Film, Fernsehen, die mit einem hohen Anspruch auf Lebensfragen zugehen."
Im Audio: Kalenderblatt - Die erste Folge der Simpsons
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