Die Adele-Shows in München sollen Konzerte der Superlative werden, in jeglicher Hinsicht: Eine riesige Arena für 80.000 Menschen in Riem, zehn statt der ursprünglich angekündigten vier Konzerte – und rekordverdächtige Ticketpreise. Was Zuschauer-Rekorde betrifft, sieht es derzeit aber eher mau aus: Nach einem geschickt inszenierten Medienhype, einer "Jetzt oder nie"-Anfangsphase im Vorverkauf und Statements der Veranstalter, die von einer "phänomenalen Nachfrage" sprachen, gibt es nur vier Wochen vor dem ersten Konzert noch reichlich Tickets in fast allen Kategorien. Gerade Plätze vor der Bühne, für Fans eigentlich der begehrteste Ort, sind offenbar noch jede Menge vorhanden – bei allen zehn Shows. Haben die Veranstalter zu hoch gepokert?
Abschreckende Ticketpreise
Fest steht: Die derzeit 419 Euro für ein Ticket direkt vor der Bühne sind eine Ausgabe, über die selbst langjährige Adele-Fans wohl zweimal nachdenken müssen. Zumal die Konzerte sich bei Weitem nicht nur an Münchner, sondern gezielt an ein reisefreudiges Publikum aus aller Welt richten. Zum Ticketpreis kommen also für einen Großteil der Besucher noch die Kosten für Flüge, Züge oder Übernachtungen hinzu.
Schuld an den hohen Preisen sind neben gestiegenen Personalkosten und Fachkräftemangel auch die monopolartigen Strukturen im Konzertbereich, den wenige, international agierende Firmen wie Live Nation, deren Tochter Ticketmaster oder CTS Eventim kontrollieren. Das zeigt unter anderem eine Folge der BR-Doku-Serie "Dirty little secrets" (im Video unten).
Die Profit-Logiken der Firmen haben zu einigen Neuerungen geführt, wie etwa der Aufteilung der Stehbereiche in diverse Unterkategorien sowie einer "dynamischen Preisgestaltung", die den Ticketpreis von der Nachfrage abhängig macht – sofern sie steigt, zumindest. Dass die Ticket-Preise nun nach unten korrigiert werden, ist nämlich eher unwahrscheinlich, schließlich haben bereits einige hohe Preise bezahlt und dürften über einen Rabatt für Spätkäufer nur bedingt erfreut sein.
Im Video: Mehr zu Ticketpreisen und der Monopol-Bildung auf dem Konzertmarkt
Dass die Adele-Shows im Gegensatz zu anderen Weltliga-Stars nicht ausverkauft sind, dürfte aber auch mit der Künstlerin selbst zu tun haben: Während hinter Taylor Swift zum Beispiel eine regelrechte Fankult-Bewegung steht, hat Adele zwar weltweit Fans, aber keine zu allem bereite "Armee", wie etwa der "Black Swarm" um Depeche Mode oder die "Swifties" um Taylor Swift.
Leere Reihen sind kein Einzelfall
Ein bisschen muss man Adele allerdings auch in Schutz nehmen: Auch auf anderen Großkonzerten waren zuletzt gerade Reihen auffällig leer, selbst wenn die Fankultur stimmt. Beim ausverkauften Depeche-Mode-Konzert im Münchner Olympiastadion im vergangenen Sommer etwa drängten sich die Zuschauer in den hinteren Steh-Bereichen, während in teuren Reihen davor eine mehrere Meter breite Lücke klaffte. Ein Stimmungskiller, der am Ende alle trifft – egal, wie viel Geld man bezahlt hat.
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