Die Anfahrt in den Urlaub – viele Menschen empfinden sie als stressig. Vor allem, wenn man mit der Bahn unterwegs ist und umsteigen muss, an großen Bahnhöfen und unter Zeitdruck. Für alte Menschen, Menschen mit Behinderung oder mit kleinen Kindern gilt das ganz besonders. Hier bieten die Bahnhofsmissionen der katholischen und evangelischen Kirche den Service Umsteigehilfe an.
Abholung durch die Bahnhofsmission direkt am Gleis
Agnes Schuster ist Rentnerin aus Montabaur in Rheinland-Pfalz und fährt mit der Bahn zu ihrem Sohn nach Freilassing, in München muss sie umsteigen. Der Bahnhof dort ist voll, laut und riesengroß – hinzu kommt eine ewige Baustelle. Schuster hat sich vor der Reise bei der Bahnhofsmission in München gemeldet. Jessica Wolf, Sozialarbeiterin bei der Bahnhofsmission, holt Schuster am Gleis 23 mit einem Rollstuhl ab. "Sie dürfen Platz nehmen, darf ich Ihnen die Stöcke abnehmen?", fragt Wolf. Eine große Erleichterung für die alte Frau, die nun erst mal zur Bahnhofsmission am Gleis 11 gebracht wird. Dort kann sie warten, bis ihr Anschlusszug geht. "Ich bin froh, dass Sie gekommen sind", sagt die Rentnerin zu Jessica Wolf.
Ohne Hilfe wären Bahnreisen für viele nicht möglich
Gerade jetzt in der Ferienzeit begleitet die Sozialarbeiterin mehrmals am Tag Fahrgäste von Gleis zu Gleis, hilft ihnen beim Einsteigen und beim Transport des Gepäcks: "Uns ist wichtig, dass die Leute, auch ältere oder mit Behinderung, selbstbestimmt reisen können und mobil bleiben. Das macht große Freude, das zu ermöglichen", sagt Jessica Wolf. Rentnerin Agnes Schuster hat den kostenlosen Service der Bahnhofsmission zum ersten Mal in Anspruch genommen. Ohne das Angebot wäre sie vermutlich nicht zu ihrem Sohn gefahren, sagt sie: "Meine Freundin hat mir das geraten. Sie hat gesagt, die sind so nett und hilfsbereit und ich kann das nur bestätigen. Ein sehr, sehr gutes Gefühl, man fühlt sich aufgehoben."
Zwölf Bahnhofsmissionen in Bayern
Jeder, der Hilfe nötig hat, kann die Umsteigehilfe der Bahnhofsmission in Anspruch nehmen. Diese gibt es nicht nur in München, sondern auch an allen großen bayerischen Umsteige-Bahnhöfen, wie zum Beispiel in Ingolstadt, Lindau, Nürnberg, Aschaffenburg und Hof. Insgesamt gibt es in Bayern zwölf Bahnhofsmissionen. Bundesweit etwa 100. Man muss sich vorher telefonisch oder online anmelden, auch für allein reisende Kinder ist der Service da. Die Bahnhofsmissionen sind Einrichtungen der evangelischen und katholischen Kirche. Umsteigen helfen ist nur ein Teil ihrer sozialen Arbeit rund um den Bahnhof. Auch die Deutsche Bahn bietet einen kostenlosen Mobilitätsservice an.
Bahnhofsmission: Tee, Kopfschmerztablette, Bett
Auch für Menschen, die am Bahnhof stranden, weil der Zug Verspätung hat oder gar ganz ausfällt, ist die Bahnhofsmission da. In dem Fall kann man auch spontan bei der Bahnhofsmission neben Gleis 11 vorbeigehen. Dort gibt es eine Tasse Tee, eine Kopfwehtablette und im äußersten Notfall auch einen Schlafplatz. Rund 1.500 Umsteigehilfen hat die Münchner Bahnhofsmission 2023 geleistet. 135 Ehrenamtliche unterstützen dort die Arbeit der Hauptamtlichen – damit alle Menschen auch trotz Einschränkungen mobil bleiben und weiterhin reisen können. "Die Lebensqualität muss erhalten bleiben, dass sie fähig sind, unterwegs zu sein. Es kann nicht jeder begleitet werden. Und es ist auch eine Maßnahme zum Zusammenhalt der Familie, dass Freunde besucht werden können. Es ist eine Maßnahme gegen Einsamkeit", sagt Barbara Thoma, die evangelische Leitung der Bahnhofsmission München.
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