Reisebegleitung der Bahnhofsmission: Hilfe für Alleinreisende.
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Reisebegleiter der Bahnhofsmission helfen Bahnreisenden, die Hilfe brauchen.

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Reisebegleitung der Bahnhofsmission: Hilfe für Alleinreisende

Gemeinsam reist es sich leichter als allein. Wer dazu aber nicht die Möglichkeit hat oder generell Hilfe braucht, der kann sich Unterstützung bei der Reisebegleitung der Bahnhofsmission holen. Doch nicht jeder kennt das Angebot.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

An jedem größeren Bahnhof gibt es sie: die Büros der Bahnhofsmission. Anlaufstelle für Gestrandete und Menschen, die Hilfe benötigen. Es gibt Dinge, die geraten schnell in Vergessenheit, selbst wenn sie nichts kosten. So wie die Reisebegleitung der Bahnhofsmission. Menschen mit Behinderung, Scheidungskinder auf dem Weg zum Papa- oder Mama-Wochenende oder mobile ältere Reisende haben bis zur Pandemie ganz selbstverständlich Unterstützung bei der Mission buchen können und bekommen. Mit Corona wurde dieser Service ausgesetzt. Jetzt läuft "das Geschäft" für die acht ehrenamtlichen Reisebegleiter der Bahnhofsmission Nürnberg wieder an. Aber zäh. Weil es eben in Vergessenheit geriet.

Hauptbahnhof Würzburg am Samstagnachmittag, Gleis 4, Einfahrt ICE 721 nach München Hauptbahnhof über Nürnberg. Hier steht Reinhilde Meyer in blauer Weste mit dem markanten Logo der Bahnhofsmission auf der Brust. Reinhilde Meyer freut sich auf ihren Einsatz und darauf, ihre mit-ehrenamtliche Kollegin von der Bahnhofsmission, die schon den ganzen Tag unterwegs ist, zu unterstützen. Und auf ihren Klienten, den sie bereits mehrfach auf Zugreisen begleitet hat. Die 73-jährige Reinhilde Meyer weiß, was sie erwartet und worauf es dabei ankommt: "Er ist sehr angenehm. Aber, man muss ihm sagen, wo man jetzt hingeht. Man muss ihm sagen, da ist der Platz. Und er achtet immer drauf, wo sein Gepäck ist. Er versorgt aber seinen Koffer selber."

Stundenlang unterwegs

Ihr Klient, Stephan Lang, hat eine Behinderung – ein so genanntes fragiles X-Syndrom. Er ist orientiert, kann sich aber schwer auf Veränderungen im gewohnten Ablauf einstellen. Evelin Hickmann von der Bahnhofsmission Nürnberg ist bereits am Morgen nach Bad Kreuznach gereist, um den Vielfahrer Stephan Lang in Empfang zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt ist die 76-jährige schon mehr als sieben Stunden unterwegs. Es ist anstrengend für Evelin Hickmann. "Ich mach' es gerne, wenn ich jemanden helfen kann. Ich habe im Leben so viel bekommen, dass ich gern etwas zurückgeben möchte."

Dies ist die vorletzte Fahrt von Stephan Lang von Bad Kreuznach, wo seine Mutter lebt, über Nürnberg nach Unterleinleiter im Landkreis Forchheim, wo er in einem Heim der Lebenshilfe wohnt und arbeitet. "Das ist ein Aufwand", erzählt Stephan Lang. "Die Tickets kosten ziemlich viel Geld. Dann muss man den Zug aussuchen, die Wagenreihung, welcher Wagen ist frei für den Koffer. Dann musst du schauen, dass du einen Platz kriegst. Das ist ziemlich viel Aufwand. Aber die machen das immer. Elf Jahre, die wir jetzt gefahren sind. Das zwölfte Kapitel schlagen wir im Juni auf."

Reisebegleitung ist kostenfrei

Im Juni wechselt der 31-jährige den Wohn- und Arbeitsplatz und zieht wieder nach Bad Kreuznach. Die Reisebegleitung durch Ehrenamtliche der Bahnhofsmission kostet als solches für die Klienten nichts. Auch Fahrten im Regionalzug sind kostenfrei. Allerdings müssen die ICE-Karten von den Klienten bezahlt werden.

Entlastung per Unterschrift

Wohlbehalten kommt das Trio in Nürnberg an. Die 73 Jahre alte Reinhilde Meyer und die 76-jährige Evelin Hickmann sind auch froh, dass ihr Reise-Tag zu Ende geht. Und sie die Verantwortung für das Wohlergehen von Stephan Lang bald abgeben können. An den Fahrer, der den 31-Jährigen ins Wohnheim nach Oberfranken bringt. Per Unterschrift werden die beiden ehrenamtlichen Helferinnen entlastet. Noch ein kurzer Abstecher in die Bahnhofsmission, um den Papierkram loszuwerden. Und dann ist Feierabend für die beiden Reisebegleiterinnen aus Nürnberg. Bis die nächste Fahrt wieder ansteht.

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