Wütende Bauern gehen auf die Straße. Ausschnitt aus dem Graphic Novel "1525 - Der Aufstand"
Bildrechte: Giulio Camagni "1525 – Der Aufstand", 2024, Graphic Novel
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Illustration aus dem Graphic Novel "1525 - Der Aufstand"

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Bauern im Krieg: Graphic Novel "1525 - Der Aufstand"

Bauern im Krieg: Graphic Novel "1525 - Der Aufstand"

Im 16. Jahrhundert bahnen sich soziale Spannungen an, die in Bauernkriege münden. Im Allgäu und Franken gibt es Aufstände. Eines der Zentren: die damalige Reichsstadt Memmingen. 500 Jahre später gedenkt diese dem Ereignis – mit einem Graphic Novel.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

In Memmingen sind dieses Jahr viele Aktionen um eine bestimmte historische Phase geplant: 500 Jahre Bauernkrieg. Anfang des 16. Jahrhunderts ist die Welt im Umbruch. Die Reformation stößt viele Veränderungen an, auch der Buchdruck eröffnet neue Möglichkeiten. Gleichzeitig bahnen sich soziale Spannungen an, die sich 1525 in Bauernkriegen entladen.

Insbesondere im Allgäu und Franken gab es enorme Aufstände. Eines der Zentren war damals die Reichsstadt Memmingen. Und daran wird heuer vor Ort gedacht. Zum Beispiel mit einer Ausstellung um einen eigens dem Bauernkrieg gewidmeten Graphic Novel. Und den hat kein Allgäuer und kein Franke gezeichnet – sondern ein gebürtiger Italiener.

Comics statt Wälzer

Vor einigen Jahren stößt Axel Lapp, Leiter der Mewo Kunsthalle Memmingen, auf einen Graphic Novel von Giulio Camagni. Schnell ist für ihn klar: "Entweder macht man einen 2.000 Seiten-Wälzer, für den man kein Publikum findet. Oder man versucht es auf eine andere Weise." So beginnt der Comiczeichner Camagni seine Arbeit an einem Buch zu den Bauernkriegen.

Historische Authentizität

Camagni ist gelernter Historiker, hat sich aber schon lange der Malerei und dem Zeichnen von Comics verschrieben. Für die begleitende Ausstellung zum Buch hat er etliche Originale und Skizzenentwürfe nach Memmingen mitgebracht.

Gezeigt werden sie in einem Haus, das selbst die Bauernkriege miterlebt hat. "Wir sind in den Wohnräumen der Antoniter", erzählt Lapp. "Und die Antoniter waren die Pfarr- oder Chorherren der St. Martinskirche und waren natürlich Beteiligte in diesen ganzen Auseinandersetzungen, wo es darum ging, den Protestantismus vorzubereiten."

Bildrechte: Giulio Camagni "1525 – Der Aufstand", 2024, Graphic Novel
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Ausschnitt aus dem Graphic Novel "1525 -Der Aufstand"

Abbild der Geschichte

Mit dem Buch hat sich Camagni der Herausforderung gestellt, nicht nur die lokalen Ereignisse in Memmingen um das Jahr 1525 abzubilden, sondern die vielen Schauplätze und die sich parallel anbahnenden Entwicklungen zu schildern. Es geht vom Schwarzwald, über das Allgäu und Franken bis nach Thüringen und Sachsen im Norden und Tirol im Süden. Aufgrund der erforschten Fakten, fühlt und denkt sich Giulio Camagni in die Menschen hinein: "Die Zeichnungen übernehmen die Kontrolle. Die Menschen kommen in den Vordergrund", sagt der Maler.

Schon beim ersten Blick in den Graphic Novel fällt auf, dass Camagnis Figuren voller Emotionen sind. Die Gesichter sind oft sehr wütend, ernst, streng oder traurig. Der Zeichner wolle Empathie erzeugen und darstellen, wie die Menschen damals reagiert haben, die alles aufs Spiel setzten.

Bildrechte: Giulio Camagni "1525 – Der Aufstand", 2024, Graphic Novel
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Camagnis Figuren sind voller Emotionen.

Reale Szenarien

In der Ausstellung in den Museen im Antonierhaus werden drei Szenen aus Memmingen vorgestellt. Darunter die Auseinandersetzung des reformatischen Laienpredigers Sebastian Lotzer mit seiner Frau Margarethe. Sie warnt ihn, sein Tun sei gefährlich und sie mache sich große Sorgen deswegen. Lotzer, der damals nur 200 Meter von dieser Ausstellungsstätte gelebt hat, wisse keinen anderen Weg. Den in seinen Augen wahren Glauben - nämlich den Martin Luthers - verleugnen? Er tut es nicht, stattdessen unterstützt er maßgeblich die aufständigen Bauern und verfasst für sie unter anderem die 12 Bauernartikel, die sich rasend schnell verbreiten.

Appell an Menschlichkeit

Im Graphic Novel "1525 - Der Aufstand" bekommen die Menschen, die damals um ihre wirtschaftliche Existenz kämpften, ein Gesicht. Camagni hat besonders großen Wert auf die Dialoge gelegt. Die notwendige Einordnung und Geschehnisse drumherum liefern für einen Graphic Novel ungewöhnlich viele Infotexte.

Der Autor will das Buch als einen Aufruf für Frieden und Menschlichkeit verstanden wissen: "Es ist ein Appell gegen Gewalt, ein Appell auf einen Widerstand im Sinne von: Wir müssen weiterkämpfen, um unsere Rechte zu verteidigen."

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