Es blieb spannend bis zur letzten Minute, denn eines hatten Jury und Kuratoren von Anfang an klargemacht: Statt spektakuläre Großbauten lag ihr Augenmerk vor allem auf gesellschaftlicher Relevanz und ressourcenschonendem und CO2-sparendem Bauen, auf Umbauten und Sanierungen und auf kleineren Projekten junger Büros. Eine genuin nichtbayerische Jury wählte die Preisträger aus.
Architektur weg vom Beton
Einer der sechs Hauptpreise ging an Florian Nagler für sein "Haus ohne Zement": ein dreigeschossiger Holzbau im Gartenareal des Architekturbüros Nagler in München-Pasing. Der Holz-Lehm-Hybrid mit 60 Quadratmetern Grundfläche wird aktuell als Büro genutzt, kann aber auch sehr einfach in kleine Wohnungen umgewandelt werden.
Kein Zement bedeutet auch: kein Estrich, keine zementgebundenen Klebstoffe und kein Zement in den Bädern oder im Kamin. "Das weiß ja mittlerweile jeder, dass die Zementherstellung für sieben Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich ist. Beton ist der erfolgreichste Baustoff des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Die Ressourcen stehen aber nur begrenzt zur Verfügung. Es gibt viele Projekte, bei denen man an Zement nicht vorbeikommt, aber es geht im Hochbau, bei einem Projekt ohne Keller, auch ohne", sagt Architekt Florian Nagler. Statt auf der üblichen Betonplatte steht das Haus auf drei Meter langen Schraubfundamenten aus verzinktem Stahl. Neben Holz ist viel Lehm verbaut, als sichtbarer Lehmstein in den Decken, aber auch als Vorwand und im Fußboden.
Mehrgenerationenhaus in Kranzberg
Zusammenleben der Generationen in Kranzberg
Um Nachhaltigkeit und die Akzeptanz von mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern im ländlichen Raum ging es auch bei einem ebenfalls ausgezeichneten Mehrgenerationenhaus in Kranzberg. Das vierteilige Ensemble aus Wohn- und Wirtschaftsgebäuden in Holzbauweise liegt um einen zentralen, autofreien Hof. In den 21 kleinen Wohnungen leben Familien, junge Menschen, Senioren und Mitarbeiter der Gemeinde.
Besonders auffällig sind die offenen Treppenhäuser und Laubengänge an den Wohnhäusern. Architekt Johannes Dantele erklärt: "Die Treppen sind offen, die ganzen Erschließungen sind offen, das ist ein energetisches Thema, dass man das beheizte Volumen auf ein Minimum reduziert, die ganze Erschließung ist an der freien Luft."
Ebenfalls ausgezeichnet wurde eine Reihe von Genossenschaftswohnungen im neuen Stadtteil München-Freiham, die Gemeinschaftsflächen und den Wunsch nach Rückzugsräumen geschickt miteinander kombinieren. Der Umbau eines 60er-Jahre-Hauses in Gauting überzeugte die Jury ebenfalls: Weiß getünchte Klinkerfassaden und vor allem der freigelegte flache Dachstuhl machen aus dem Bungalow einen Baukörper, der kein bisschen alt aussieht.
Wiederbelebter Ortskern in Niederwerrn
Groß war die Freude auch in Unterfranken. Durch geschickten Ankauf und Tausch hat die Bürgermeisterin von Niederwerrn bei Schweinfurt in jahrelanger Überzeugungsarbeit die Flächen rund um den Ortskern in Gemeindebesitz gebracht und den Ort seinem Pendlerortschicksal entrissen: Statt leerer Mitte gibt es in Niederwerrn nun ein Bürgerzentrum mit Café und Bürgersaal zum Tanzen und Feiern, einen Laden und eine Bibliothek. Und das alles klimafreundlich: In den Außenmauern steckt der Beton einer abgerissenen Autobahnbrücke. Genau auf solche gesellschaftsrelevanten Projekte kam es beim BDA Preis 2025 an.
Preis für Interimsquartier des Museums Villa Stuck
Der sechste Hauptpreis ging an das junge Architekturbüro ansa studios für ihren Umbau des Interimsquartiers des Museums Villa Stuck. Wegen der Sanierung des Stammhauses zog das Museum für eineinhalb Jahre in ein ehemaliges Wohngebäude von 1890 in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs. Wenige Eingriffe machten aus dem zuletzt als Bürogebäude genutzten Haus ein Museum: Hier und da wurde eine Wand entfernt, der kaputte Boden wurde mit Linoleum belegt, Vorhänge gliedern die Räume. Für Museumsdirektor Micheal Buhrs und sein Team war der Umzug auf Zeit zunächst ein Kraftakt: "Und jetzt will eigentlich keiner mehr weg hier."
Bürgerzentrum in Niederwern
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