"Euer Wille geschehe" – mit diesem Slogan versucht die rechtspopulistische FPÖ bei der Nationalratswahl in Österreich am Sonntag Stimmen zu gewinnen. Tatsächlich könnte die Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Herbert Kickl zum ersten Mal stärkste politische Kraft werden, so wie schon im Juni bei der Europawahl. In den Prognosen liegt sie bei 27 Prozent vor allen anderen Parteien.
Demnächst ein "Deutsches Volkstheater" in Wien?
Das Volkstheater Wien hat mit einer überspitzten Ankündigung auf diesen Trend reagiert: Sollte Kickl tatsächlich die Wahl gewinnen, würde man das Haus rückbenennen in "Deutsches Volkstheater". So hieß das Theater bei seiner Gründung 1889 zu Zeiten der Donaumonarchie – erst nach dem Zweiten Weltkrieg und nach eines Interims als "Kraft durch Freude"-Theater während des Nationalsozialismus, wurde es zum Wiener Volkstheater.
Kay Voges, Intendant des Theaters, will mit der Aktion auf die selbst immer wieder herausgestellte Nähe der FPÖ zum deutschen Kulturgut hinweisen. Eine Nähe, die einen deutlichen Beigeschmack habe, so der in Düsseldorf geborene Theaterleiter im Gespräch mit dem BR: "Wenn man sich Aussprachen von Herrn Kickl anhört, wo er die Taten der Waffen-SS verharmlost, kann einem angst und bange werden, was er wohl mit diesem Deutschland meint."
Unterschiedlichste Reaktionen
Dass die Ankündigung satirisch gemeint ist, haben indes nicht alle verstanden. Die Reaktionen seien sehr unterschiedlich ausgefallen. "Es gab lachendes Smileys, von jenen, die Satire lesen konnten, und es gab auch wütende Proteste: Ob ich denn überhaupt das Recht hätte, den Titel umzuändern?" "Und es gab die Vermutung, dass ich mich an die FPÖ heranwanzen möchte, kurz bevor sie die Macht übernehmen, damit ich auch weiterhin Fördergelder für das Theater bekomme", sagt Voges.
Anlass für die Aktion war ein Satz im Parteiprogramm der FPÖ. "Wir sind über einen Satz gestolpert", so Voges, "da heißt es: Sprache, Kultur und Geschichte Österreichs sind deutsch." Wenn eine Partei so etwas schreibe, dann sei es wohl vorbei mit dem Volkstheater Wien, so die Schlussfolgerung von Voges und seinem Team, dann müsse es wohl wieder "Deutsches Volkstheater" heißen.
Fantasien von Homogenität und Ausgrenzung
Gestern hat das Theater noch einmal nachgelegt in seiner satirischen Verarbeitung der FPÖ-Programmatik: In einem Musikvideo, das den FPÖ-Wahlslogan "Euer Wille geschehe" im Titel zitiert, spielt eine Band namens "Die Hitlers" einen Song, der voller Vorfreude steckt auf einen erneuten Anschluss Österreichs an Deutschland. Das Video sei auch eine Antwort auf den Kulturbegriff von Herbert Kickl, der laut Voges ein nationalistischer, konservativer, ausgrenzender sei.
Im Video: "EUERRR WILLE GESCHEHE (HEIM INS RRREICH!)" - eine Satire-Aktion des Wiener Volkstheaters
Einer der Leitgedanken der FPÖ sei "die Verwirklichung von Homogenität", hatte Kickl bei der Vorstellung des Wahlprogramms im August in Wien gesagt. "Wir brauchen Remigration", so der FPÖ-Chef weiter während der Präsentation. Ein Begriff, der auch im Parteiprogramm auftaucht.
Kickl "fantasiere von einer Ausweisung von Millionen von Nicht-Österreichern", betont Theaterintendant Voges. Auf die Frage, welche Auswirkungen auf die Kulturpolitik er im Falle eines Wahlsiegs der FPÖ befürchte, antwortet Voges mit einem Appell: "Das hängt davon ab, wer mit wem koalieren wird. Und ich hoffe sehr, dass die demokratischen Parteien nicht in die Versuchung kommen, mit der FPÖ zusammen eine Regierung zu bilden."
Allerdings war die FPÖ anders als die AfD in Deutschland schon an einer Regierung beteiligt. "Das heißt, über die Brandmauer wird hier in Österreich gar nicht debattiert", so Voges.
Vom 25. bis 27.09. lädt das Volkstheater Wien unter dem Motto "Drei Tage für Österreich“ dazu ein, sich für die Demokratie starkzumachen. Geplant sind Konzerte, Debatten und eine Wahlparty im Theater.
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