Ein ziemlich fertig aussehender Mann mit Zigarette im Mund und rotunterlaufenen Augen: Caleb Landry Jones als "Dogman" (Filmszene).
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Vertraut nur noch Hunden: Caleb Landry Jones als "Dogman" (Filmszene).

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Neuer Thriller: Luc Besson wagt ein Comeback mit "Dogman"

Mit "Leon – Der Profi" und "Das Fünfte Element" schrieb Luc Besson Kino-Geschichte. Dann kam der Absturz mit seinem Sci-Fi-Projekt "Valeria". Doch nun wagt Besson ein Comeback mit dem Thriller "Dogman". Kinokino hat Besson zum Interview getroffen.

Über dieses Thema berichtet: kinokino am .

Die Polizei stoppt in der Nacht einen Lastwagen. Am Steuer ein Mann in Frauenkleidern, sichtbar geschunden, mit blutigen Wunden am Rücken. Seine Fracht: über ein Dutzend Hunde. Die Polizei schickt diesen "Dogman" in Untersuchungshaft. Eine Psychologin tritt auf den Plan und beginnt ein Gespräch mit dem Sonderling. Der Auftakt für den neuen Film von Luc Besson – "Dogman" – die Geschichte eines Hundeflüsterers mit vielen Gesichtern.

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Erinnert doch sehr an die Rahmenhandlung von Todd Phillips' "Joker": Die Polizeipsychologin verhört den "Dogman" (Filmszene).

Ballade eines gequälten Außenseiters

"Wenn der Mensch in Schwierigkeiten ist, schickt Gott einen Hund." Das steht als Zitat am Anfang des Films. Doug ist seit seiner Kindheit in Schwierigkeiten. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, sein Vater schlägt ihn, sein älterer Bruder schikaniert ihn und schließlich wird der Junge dauerhaft im väterlichen Hundezwinger eingesperrt: mit einer ganzen Reihe Vierbeiner. So verwahrlost und verlassen, findet Doug in den Tieren die einzigen Vertrauten und Freunde. Dazu Regisseur Luc Besson im Interview mit kinokino: "Wir teilen den Schmerz. Im Schmerz finden wir zueinander, wir verbinden uns. Sobald wir darüber sprechen, fühlen wir uns näher."

Erst eingesperrt, dann zum Krüppel geschossen. Doug ist ein Außenseiter, der nach seiner Befreiung durch die Polizei – die Hunde halfen dabei ausgiebig mit – in verschiedene Rollen schlüpft. Er scharrt Streuner um sich, gibt ihnen in einem städtischen Tierheim ein neues Zuhause, übernimmt mit den perfekt geschulten Tieren immer wieder kleine kriminelle Aufträge. Der "Dogman" wird Gangster, von der Gesellschaft dazu getrieben. Spätestens, als sie das Tierheim wegen Haushaltskürzungen schließen.

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Das organisierte Verbrechen will den "Dogman" ausschalten. Nur hat es die Rechnung ohne die Hunde gemacht. ("Dogman"-Filmszene)

"Joker" lässt grüßen

Soweit so vorhersehbar. Doug erinnert in seiner Art stark an den "Joker", wie ihn Joaquin Phoenix vortrefflich 2019 im gleichnamigen Film von Todd Phillips darstellte. Wie der Joker verfolgt auch Doug eine Karriere auf der Bühne – im Gegensatz zum Joker gelingt ihm tatsächlich der Sprung ins Rampenlicht. Wie der Joker stemmt sich Doug im Erwachsenenalter immer wieder gegen die Ungerechtigkeit und Grausamkeit seiner Umwelt und wird immer wieder zu Boden geschlagen. Doch greift er nicht wie der Joker irgendwann zu blanker Gewalt. Doug bleibt reaktiv. Damit ist "Dogman" wesentlich weniger provokativ und spannend als das filmische Vorbild von Todd Phillips.

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Beeindruckt durch seine Wandlungsfähigkeit: Caleb Landry Jones in "Dogman" (Filmszene).

Hauptdarsteller Caleb Landry Jones ist eine Entdeckung

Eine echte Entdeckung aber ist US-Schauspieler Caleb Landry Jones. Der texanische Schauspieler und Musiker, der bisher vor allem in Nebenrollen glänzte, trägt den ganzen Film mehr oder weniger allein auf seinen Schultern. Luc Besson über seine Hauptdarsteller: "Er ist ein echtes Chamäleon. Ich sah sofort, dass er einfach alles spielen kann. Wir haben uns einige Male getroffen, einen Drink genommen, übers Leben gequatscht, uns wie Hunde beschnüffelt. Und dann hat es gefunkt."

Luc Besson, Frankreichs umstrittenes Enfant terrible, versuchte beim Filmfestival von Venedig mit "Dogman" an alte Erfolge anzuknüpfen. Vergeblich, trotz Hundefaktor. Luc Besson: "Einige waren wie Hollywood-Stars und kamen mit ihrem eigenen Trainer. Die anderen Hunde waren immer schmusig und vergnügt. Die Stars aber haben sehr genau geschaut, was passiert, kamen immer als letzte ans Set. Das war lustig."

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Regisseur Luc Besson (l.) beim Dreh mit seinem Hauptdarsteller Caleb Landry Jones.

Enttäuschend

Trotz der Tiere und der Besson-typischen Mischung aus Punk-Trash und Weltschmerz: "Dogman" überzeugt nicht. Das Drehbuch ist langweilig, die Figuren mit Ausnahme von Caleb Landry Jones‘ Doug holzschnittartig. Es fehlt an originellen Einfällen. Vor allem, was die Inszenierung der Hunde betrifft. "Dogman": Viel Lärm um nichts.

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