Angesichts der bloßen Zahlen gar von einem Hype oder Trend zu sprechen, wäre zwar vermessen. Aber ein zartes Comeback ist es doch, was die Schallplatte die letzten Jahre hinlegt. Seit 2014 hat sich der Absatz mehr als verdoppelt von damals 1,8 Millionen Stück auf 4,6 Millionen im Jahr 2023. Zum Vergleich: Die CD, also das Medium, das ursprünglich die Platte ablösen sollte, befindet sich seit Jahren im Sinkflug – von 87 Millionen im Jahr 2014 auf 16,2 Millionen im vergangenen Jahr.
Im Vergleich zu den 213 Milliarden Streams sind 4,6 Millionen Schallplatten zwar nichts. Aber das beständige Wachstum zeigt doch, dass sich dieses einst totgesagte Medium mittlerweile wieder fest etabliert hat – nicht nur unter Sammlern. Das macht auch die Tatsache deutlich, dass viele Bands ihre Musik auch wieder auf Vinyl veröffentlichen. Die limitierte Specialedition auf buntem Vinyl gehört mittlerweile zum guten Ton.
Der Plattenladen als Kulturort
Und so sind auch die Orte, an denen Platten verkauft werden, zwar weniger geworden, aber nicht komplett verschwunden. Den guten, alten Plattenladen gibt es immer noch. Und dafür gibt es gute Gründe, sagt Kulturstaatsministerin Claudia Roth: "Denn Vinyl ist einfach anders: Es ist nicht nur ein Tonträger, sondern ein Lebensgefühl."
Um dieses Lebensgefühl zu feiern, hatte Roth im Juni den ersten deutschen Preis für Schallplattenfachgeschäfte ausgelobt, den Emil. Der Preis soll Schallplattenläden als wichtige soziale und gesellschaftliche Orte ehren und ihre Bedeutung für die kulturelle Vielfalt und Bildung in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken.
Drei Schallplattenläden in Bayern ausgezeichnet
Gestern wurde die Auszeichnung vergeben. Unter den 10 Preisträgern der Kategorie "Bestes Schallplattengeschäft" waren auch drei bayerische Läden. Der Bebop Schallplatten in Rosenheim, der Optimal-Plattenladen in München und die Vinylnerds in Übersee durften sich über ein Preisgeld von 15.000 Euro freuen.
Als "Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Innovation" wurde darüber hinaus der Leipziger Schallplattenladen VARY prämiert und mit einem Preisgeld von 25.000 Euro bedacht. Der Plattenladen aus Freiburg erhielt 25.000 Euro in der Kategorie "Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Neugründung" und als "Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Strukturschwache Region" gewann Fatplastics aus Jena 25.000 Euro.
Mit dem Preis setzte die Kulturpolitik "ein Zeichen der Wertschätzung für Plattenläden als unverzichtbare Kulturorte, wichtige soziale Treffpunkte und Orte der Subkultur", sagte Kulturstaatsministerin Roth. Insgesamt hatten sich fast 100 Läden beworben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!