Licht ist schwer greifbar. Wortwörtlich, aber auch für die Forschenden am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen. Zum Beispiel ist es schwer zu verstehen, warum sich Licht gleichzeitig wie eine Welle und ein Teilchen verhält. Und auch das Künstler-Duo Johannes Brunner und Raimund Ritz hat sich mit dem Thema schwergetan. Schließlich kennt sich keiner besser mit dem Thema aus als die Menschen, die jeden Tag durch die Lobby des Instituts laufen. Dort ist ihr Werk inzwischen installiert. Eine große schwarz-weiße Kugel, die sich ganz langsam im Kreis dreht. "Black hole Sun" heißt das Werk, also "Schwarzes Loch".
Licht und dessen Abwesenheit
Eigentlich steht das "Schwarze Loch" dem Thema Licht entgegen. Denn der Himmelskörper verschluckt alles, was ihm zu nahe kommt. Selbst das Licht. Und auch das Kunstobjekt verschlingt das Licht, denn für die dunkle Hälfte haben die Künstler die schwärzeste Farbe verwendet, die es gibt. Die reflektiert fast keine Strahlen mehr – auf den Betrachter wirkt das, als wäre an der Stelle einfach ein Loch im Sichtfeld.
Das Künstler-Duo schafft immer wieder Kunstwerke speziell für Räume und bekommt dafür eine Art Aufgabenstellung. In der suchen die beiden aber gerne nach Brüchen, erklärt Raimund Ritz. Beim Thema "Licht" dachten sie sich: "Das schwarze Loch lässt ja erst einmal kein Licht frei. Trotzdem hat es viel damit zu tun und ist auch für die Physiker hier hoch spannend."
Zum Licht sind noch viele Fragen offen
Die betreiben am "Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts" Grundlagenforschung. "Denn wenn es darum geht, zu verstehen, was Licht eigentlich ist und wie es sich verhält, sind noch viele Fragen offen", meint Institutsleiter Vahid Sandoghdar. 15 Forschungsgruppen experimentieren in den Labors, um das Thema Licht "so breit wie möglich anzugehen".
Er macht die kleinsten Objekte sichtbar
Tobias Utikal forscht an Nano-Objekten. Das sind Teilchen, die so klein sind wie der tausendste Teil vom tausendsten Teil eines Millimeters. "Wir wollen wissen, wie Licht und Materie miteinander wirken", sagt Utikal. "Dazu nehmen wir Lichtteilchen und Materien-Teilchen, zum Beispiel Atome oder Moleküle, und gucken sie im Zusammenspiel unter dem Mikroskop an." Dass so kleine Teilchen überhaupt unter einem Mikroskop sichtbar sind, ist Utikals Forschungsteam zu verdanken. Das hat eine neuartige Mikroskopietechnik entwickelt, die mit Licht funktioniert. Die Lichtstrahlen treffen auf die kleinen Teilchen. Diese werfen einen Schatten, und den können die Forschenden dann unter dem Mikroskop sehen.
Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft
Die Geräte dafür, also die Laser und Mikroskope, stehen in mehreren Laboren, die über das Institut verteilt sind. Das Gebäude auf dem Gelände im Erlanger Osten ist relativ neu, Ende 2022 wurde es eingeweiht. Die Außenseite des Gebäudes ist schwarz, das Innere ist weiß. Daran haben sich auch die Künstler bei ihrem Werk orientiert. "Anderswo würde die Kugel nicht wirken", findet Künstler Raimund Ritz. Es geht also um das Zusammenspiel. Und das sieht auch Institutsleiter Vahid Sandoghdar in dem Werk. Er findet: "Kunst und wissenschaftliche Forschung haben viel gemeinsam." Beide Disziplinen wollten etwas Neues schaffen, erklärt er, für beides brauche man Intuition. "Ich wünsche mir, dass unsere Forscher hier kreativ an ihre Fragestellungen herangehen."
Wer die Kugel selbst einmal sehen möchte, ist im Max-Planck-Institut an Werktagen herzlich eingeladen, teilt das Institut mit. Eine Zeit lang ist es also frei zugänglich, bis "das Werk an einem unbestimmten Tag wieder verschwindet."
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