ARCHIV - 11.05.2024, Italien, Florenz: Eike Schmidt, Kunsthistoriker aus Deutschland, ehemaliger Museumsdirektor der Uffizien (2015-2023) und Mitte-Rechts-Kandidat um das Amt des Bürgermeisters in Florenz, aufgenommen am 11.05.2024 in Florenz. (zu dpa: «Meloni statt Medici - Deutscher will ins Rathaus von Florenz») Foto: Christoph Sator/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Eike Schmidt, Kandidat um das Amt des Bürgermeisters in Florenz

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Eike Schmidt: Brücke zur italienischen Rechten?

Der deutsche Museumsdirektor Eike Schmidt tritt bei der Bürgermeisterwahl in Florenz für ein Parteienbündnis an - unter anderem mit der extrem-rechten "Fratelli d’Italia". Warum Italiens Ministerpräsidentin Meloni diese Kandidatur sehr gelegen kommt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Eike Schmidt in Florenz auf der zentralen Piazza della Signoria: Passanten erkennen ihn, Schmidt schüttelt Hände. Ein Deutscher macht Wahlkampf in Florenz: "Ich biete mich als Bürgermeisterkandidat an, weil ich diese Stadt liebe", sagt er. Schmidt ist mit einer Italienerin verheiratet, italienischer Staatsbürger und hat acht Jahre lang die weltberühmten Uffizien geleitet. Dabei hat er die Besucherzahlen gesteigert, das angestaubte Image aufgefrischt und sich dafür eingesetzt, dass von deutschen Wehrmachtssoldaten geraubte Kunstwerke zurückgegeben werden.

Jetzt will Schmidt entschieden gegen Drogenkriminalität in Florenz vorgehen und den aus dem Ruder laufenden Massentourismus eindämmen. Er räumt zwar ein, keine großen politischen Erfahrungen zu haben, doch, was er "im Laufe der Jahre an Management-Erfahrungen gesammelt habe, das ist das, was ich der Stadt zur Verfügung stellen kann."

Deutungsräume nach Rechtsaußen

Soweit ein recht gewöhnlicher Kommunalwahlkampf. Doch möglicherweise geht es bei der Kandidatur um mehr: Der parteilose Schmidt wurde zu seiner Kandidatur von der Partei der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der extrem-rechten Fratelli d’Italia, ermuntert - die hat zwar zu manchen Aspekten des Faschismus Abstand genommen, zollt beispielsweise Opfern des Faschismus demonstrativ Respekt. Doch die Flamme im Parteisymbol erinnert weiterhin an Mussolini.

Und wenn wie im Januar Extremisten alten Kameraden huldigen und den römischen Gruß zeigen, kommt von den Fratelli keine klare Abgrenzung. Damit hält sich die rechte Partei Deutungsräume nach Rechtsaußen offen.

Sara Funaro ist Schmidts linke Gegenkandidatin. Sie kritisiert vor allem, dass er sich für die Rechten hergibt: "Schmidt erklärt sich selbst als Antifaschisten, aber wie kann er dann mit jemandem zusammenstehen, der Schwierigkeiten hat, sich als Antifaschist zu bezeichnen?", fragt sie.

Pragmatismus vor Ideologie?

Schmidt unterstreicht, dass er mit dem Faschismus nichts zu tun habe. Gleichzeitig verteidigt er die Fratelli: Für ihn hätten sie sich bereits ausreichend vom Faschismus distanziert, sagt er. Ansonsten sieht er sich als Pragmatiker: "Es geht mir eher um die Substanz. Und das sind Leute gerade hier in Florenz, mit denen man sehr realistisch zusammenarbeiten kann", erklärt Schmidt.

Pragmatismus vor Ideologie: Genau so will auch Fratelli-Chefin Meloni wahrgenommen werden – moderat, pro-europäisch, pro-Nato, auf der Suche nach internationalen Lösungen statt nationalen Alleingängen. Denn es ist Wahlkampf: Am 9. Juni wird nicht nur in Florenz gewählt, sondern auch in Europa.

Die Fratelli werden laut Prognosen mit etwa 27 Prozent als stärkste Partei in Italien abschneiden und zu einem Schwergewicht im neuen Europaparlament anwachsen. Ursula von der Leyen, die Spitzenkandidatin der EVP, hat sich jüngst für eine Zusammenarbeit mit Melonis Fratelli offen gezeigt. Wichtig ist dabei allerdings, dass das neue, vermeintlich moderate Image der Fratelli akzeptiert wird, gerade auch in Deutschland.

Schmidts Chancen eher gering

Kommt da auch Eike Schmidt ins Spiel? Soll er mit seinem internationalen Renommee eine Brücke zu den italienischen Rechten bauen? Schmidt winkt ab: "Die brauchen mich sicher nicht. So wie ich sie eigentlich auch nicht brauche." In Florenz werden Schmidt nur Außenseiterchancen eingeräumt. Bei einer Niederlage wolle er sich wieder ganz der Museumsarbeit widmen, das stehe für ihn schon fest, sagt er.

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