Der Münchener Benediktinerabt Johannes Eckert hat sich für die Priesterweihe von Frauen ausgesprochen. Er kenne Frauen, von denen er denke, dass sie zum priesterlichen Dienst berufen sind, sagte Eckert der "Süddeutschen Zeitung" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Er sehe keinen Grund, sie nicht zu Priesterinnen zu weihen. "Ich sehe hohen Reformbedarf für Frauen, allein in den Klöstern", sagte Eckert. Eine Äbtissin sei für ihre Gemeinschaft die zuständige Oberin und damit Stellvertreterin Christi. "Warum soll sie dann nicht der Eucharistie vorstehen können? Oder einer Mitschwester am Ende deren Lebens die Krankensalbung spenden können?", sagt der Benediktiner. Ebenso könne er sich vorstellen, dass eine Frau Gläubigen die Beichte abnehme.
Eckert plädiert für Frauenweihe und freiwilliges Zölibat
Eckert äußerte Verständnis, dass Frauen von der katholischen Kirche enttäuscht seien und die Geduld verlieren. Die Kirche werde sich dafür verantworten müssen, ihre Charismen und Talente nicht wahrgenommen zu haben, so Eckert. Des Weiteren plädierte er dafür, den Zölibat für Priester freizustellen. "Ein normaler Priester sollte also frei wählen können." Es gäbe sicher genug Männer, die allein bleiben wollten, um freier zu sein. Aber es gäbe auch genauso viele gute Priester, die sich an eine Frau binden und in einer Familie leben wollten, sagt Eckert. Diese Lebensweise gebe "ja auch Kraft". Wer hingegen in ein Kloster eintrete, müsse sich weiter zur Ehelosigkeit verpflichten, so der Ordensmann. "Unsere Entscheidung lautet ja, ich möchte frei sein und mich dieser Gemeinschaft anschließen."
Immer weniger Priesterweihen – auch in Bayern
Wie in ganz Deutschland gibt es auch in Bayern immer weniger Priester. Zehn Männer wurden in Bayern 2024 zum Priester geweiht – in manchen bayerischen Bistümern gab es gar keine neuen Priester. Auch deshalb wird über die Frage nach Frauen in Weiheämtern und einer Auflösung des Zölibats immer wieder diskutiert. Obwohl Papst Franziskus im Vorfeld entschieden hatte, die Frage über Frauen in Weiheämtern nicht auf der Weltsynode im Oktober zu entscheiden, war das Frauendiakonat am Ende doch Thema Rom.
Der oberste Glaubenshüter, Kardinal Victor Fernandez, sagte, der Vatikan werde ein lehramtliches Schreiben über die Rolle der Frau veröffentlichen. Dabei betonte er, derzeit glaube er nicht, dass es einen positiven Beschluss zum Diakonat der Frau geben werde. Die Frage werde aber Gegenstand einer Untersuchung sein, die dem Papst zur Begutachtung und Genehmigung vorgelegt werde.
Frauen in Weiheämtern: Seit Jahrzehnten ein Streitthema
Ob Frauen zu Weiheämtern zugelassen werden sollen oder nicht, ist seit Jahrzehnten eines der großen Streitthemen in der katholischen Kirche. Deren Lehre sieht nur Männer für das Priesteramt vor. Begründet wird dies mit der biblischen Überlieferung, wonach Jesus zwölf Männer zu seinen Aposteln berufen hat.
Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er-Jahren wurde erstmals öffentlich diskutiert, ob Weiheämter für Frauen in der römisch-katholischen Kirche möglich sind. Das Zweite Vatikanische Konzil ermöglichte zwar letztendlich die Frauen-Priesterweihe nicht, nährte aber die Hoffnungen, dass das in Zukunft vielleicht doch möglich sein könnte. Grund dafür war, dass das explizite Verbot "jeder Form der Diskriminierung wegen des Geschlechts" als göttliches Recht festgehalten wurde.
Sympathie für Frauenweihe unter Klerikern
So wie aktuell der Benediktinerabt Johannes Eckert bekunden immer wieder auch katholische Bischöfe Sympathien für die Frauenweihe. In Deutschland sprachen sich unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen und Peter Kohlgraf, Bischof in Mainz, für Frauen in Weiheämtern aus – aber, ohne dass klar war, welche Ämter sie genau meinen. Zugleich gibt es in Deutschland und weltweit viele Bischöfe, die keinen Spielraum für eine Änderung dieser Lehre sehen beziehungsweise sich auch gegen eine Diakonenweihe für Frauen aussprechen.
Mit Informationen der KNA
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