Szene aus dem Film "They See You"
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Hat sich im Wald in einen Bunker verirrt: Mina (Dakota Fannin) in "They See You"

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Horrorfilm "They See You": Gefangen im Logikloch

Ishana Night Shyamalan, Tochter von Regisseur M. Night Shyamalan, versucht sich mit ihrem Spielfilmdebüt "They see you" an einem Gruselfilm über die magischen Kreaturen Irlands. Dabei verliert sie sich in Austauschbarkeit.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Die irische Mythologie, ein Quell magischer Sagen, die schon in vielen Büchern verarbeitet wurden. So auch in dem des Iren A.M. Shine, das Ishana Night Shyamalan jetzt auf die Leinwand bringt. Der Ausgangspunkt für die Geschichte könnte nicht simpler sein, erinnert er doch an gefühlt jeden x-beliebigen Horrorfilm: Eine junge Frau namens Mina bleibt mit ihrem Auto in einem düsteren Wald hängen. Plötzlich sieht sie eine Art von Bunker vor sich, eine Frau öffnet die Tür – ein sicherer Hafen für Mina?

Im Inneren trifft sie auf drei andere Menschen. Die älteste von ihnen, Madeline, macht die Protagonistin ohne Umschweife auf den Ernst der Lage aufmerksam: "Ich will dich nicht ängstigen, aber wir haben nicht viel Zeit. Es ist nicht klug, sie warten zu lassen. Sie werden an jemand neuem sehr interessiert sein", sagt sie.

Mit "Sie" sind die "Watcher" gemeint: Unheimliche Kreaturen, die nachts aus Löchern im Boden gekrochen kommen und alles töten, was sich ihnen in den Weg stellt.

Sehen und gesehen werden

Der Bunker, auch "Coop" genannt, verfügt über einen einseitigen Spiegel: Die Watcher, fasziniert von den menschlichen Bewohnern, können von außen hineinblicken, die Personen im Inneren aber nicht hinaus. Gebaut wurde diese selten dämliche Konstruktion von einem wahnsinnigen Wissenschaftler, wie überraschend.

Der Kniff des Films zeigt Potenzial, schließlich wird hier metareflexiv auf die Konstellation im Kino aufmerksam gemacht: Die Zuschauer schauen auf die Figuren, doch diese sehen das Publikum nicht – ein einseitiges Betrachtungsverhältnis. Shyamalan verändert diese Situation aber ein wenig, schließlich sind sich die Figuren in ihrem Film sehr wohl darüber im Klaren, dass sie angesehen werden.

Horror von der Stange

Doch wird dieser Gedankengang nicht weiterverfolgt. Die Regisseurin ist nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, einen Schreckmoment an den nächsten zu reihen. Das ist alles andere als originell.

Generell fällt in "They See You" immer wieder negativ auf, wie generisch der gesamte Film daherkommt: Etwa die Protagonistin, die – wie sollte es auch anders sein – natürlich noch immer unter einem nicht verarbeiteten Trauma aus ihrer Jugend leidet. Regisseurin Shyamalan scheint sich aber nicht sicher zu sein, was sie damit überhaupt anstellen soll, und ignoriert Minas psychischen Zustand die meiste Zeit konsequent.

Ignoranz ist das Stichwort: So bekommen die anderen drei Figuren, mit denen Mina im Coop eingesperrt ist, keine sonderliche charakterliche Tiefe und wirken vollkommen austauschbar. Das liegt unter anderem daran, dass sie vor allem als Stichwortgeber fungieren: In grauenhaft geschriebenen Dialogen, erläutern sie der Protagonistin ein ums andere Mal die Regeln des verwunschenen Waldes und dessen Bewohner. Hinzu kommen zahlreiche Logiklöcher, die nicht nur einmal für Kopfschütteln aufseiten der Zuschauer sorgen werden.

Wie der Vater so die Tochter?

In einem gelungenen Horrorfilm gehört es zum guten Ton, dass manche Handlungen der Protagonisten nicht direkt nachvollziehbar sind, werden jetzt einige erwidern. Nur ist "They See You" vieles, aber mit Sicherheit kein atmosphärischer Horrorfilm, auch wenn der Soundtrack etwas anderes suggeriert – und daran scheitert. Denn weder ist Shyamalans Film gruselig, noch ist er spannend. Die Figuren bleiben meistens dünne Abziehbilder, Wendungen in der Handlung sind meilenweit vorhersehbar. Shyamalans Film wirkt leider wie ein uninspirierter Abklatsch der Werke ihres Vaters, der für seine Plot-Twists berüchtigt ist.

Bis es zu der Auflösung kommt, wer oder was die mysteriösen "Watcher" wirklich sind und ob die Figuren den Wald lebend verlassen können, haben vermutlich die meisten bereits entnervt den Saal verlassen.

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