Die Summe ist happig: 250 Millionen Euro will die Stadt München einsparen, über alle Ressorts hinweg. Oberbürgermeister Dieter Reiter spricht von einer "Verfügung von Maßnahmen zur Stabilisierung" des Haushalts. Alleine der Kulturetat soll um 7,7 Millionen Euro schrumpfen.
Kaum wurde das bekannt, machte schon das Wort vom "Kahlschlag" die Runde. Der Berufsverband Bildender Künstler Bayern schlug umgehend Alarm. Dessen Vorsitzender, Christian Schurer, teilte am Mittwoch mit: "Der jetzt drohende Haushaltsstopp wird sich womöglich auf die gesamte Freie Szene erstrecken. Projekte, die ihre zugesagten Mittel nicht abgerufen haben, stehen vor dem Aus."
Laufende Projekte erhalten weiter Förderung
Für den laufenden Haushalt ist ein solches Szenario wohl abgewendet. Man habe sich mit den entsprechenden Fachabteilungen darauf geeinigt, dass laufende Projekte weiterhin eine Förderung erhielten, sagte Schnurer. "Für die kommenden Haushalte werden Einsparungen auch die Projektförderung betreffen", teilte Christian Schnurer am Freitag auf BR-Anfrage mit. Es entstehe ein Mehrbedarf, der nicht gedeckt ist. "Deswegen glaube ich, dass das Publikum in Zukunft mehr in die Verantwortung genommen werden muss, um das Angebot aufrechterhalten zu können." Konkret dürfte das teurere Tickets bedeuten.
Bei den städtischen Gesellschaft wie den Kammerspielen, dem Lenbachhaus oder den Münchner Philharmonikern sieht es allerdings anders aus. Um die Freie Szene zu entlasten, müssten dort "rund 2,1 Millionen“ eingespart werden, sagte Kulturreferent Anton Biebl im Gespräch mit dem BR am Donnerstag. Für die Münchner Kammerspiele bedeutet dies, dass das Haus im laufenden Jahr rund 970.000 Euro einsparen muss – und das im Prinzip rückwirkend. Denn die Spielzeit 23/24 ist gerade beendet und für die Spielzeit 24/25 steht das Programm schon.
Schnurer sieht "kulturpolitische Unzuverlässigkeit" der Stadt
Ein Theater denke in Zwei-Jahres-Plänen, sagte die Intendantin der Kammerspiele, Barbara Mundel, dem BR: "Ich kann ja nicht auf Sicht fahren." Gelder für die nächsten Spielzeiten seien schon in Verträgen etwa mit Regisseuren fest verplant. Gehe der Spardruck auch die nächsten Jahre weiter, dann sieht sie die Substanz des Hauses gefährdet. Und das sei wiederum auch ein Problem für die Stadtgesellschaft. Denn ein Theater wie die Kammerspiele halte Räume offen "für andere Perspektiven und Debatten".
Der Berufsverband Bildender Künstler Bayern, Christian Schnurer, sieht zwar die Bemühungen des Kulturreferates, gezielt nach verträglichen Lösungen und Sparoptionen mit den kulturellen Institutionen und Akteurinnen und Akteuren zu suchen. Diese brauchten allerdings Planungssicherheit. Und die sei in München nicht gegeben, ganz im Gegenteil: "Die kulturpolitische Unzuverlässigkeit der Landeshauptstadt München ist erschreckend", sagte Schnurer.
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