Michael Mittermeier, Urban Priol oder Mathias Tretter: Viele bekannte Künstlerinnen und Künstler standen im Würzburger Bockshorn schon auf der Bühne. Nach fast 40 Jahren beendet das Betreiber-Ehepaar voller Wehmut den Betrieb der bekannten Kabarettbühne. Mit einer Weihnachtsshow von Jr&Friends findet einen Tag vor Heiligabend die letzte Vorstellung im Bockshorn statt.
Monika und Mathias Repiscus hören aus Altersgründen auf. Die Zukunft des Bockshorns ist ungewiss. Während die Stadt über Mischkonzepte nachdenkt, regt sich Widerstand aus der Künstlerszene.
Fast 40 Jahre politisches Kabarett
Als Kabarettbühne ist das Würzburger Bockshorn deutschlandweit bekannt und in Künstlerkreisen hoch angesehen. Begonnen hat die Geschichte des Bockshorns 1984 in Sommerhausen im Landkreis Würzburg in einem Gewölbekeller mit knapp 100 Sitzplätzen. Im Jahr 2001 zog das Bockshorn in den Keller des Kulturspeichers am Alten Hafen von Würzburg mit 199 Sitzplätzen.
Das Bockshorn kann man als Lebenswerk von Mathias Repiscus bezeichnen. Repiscus gilt als Erfolgsgarant für viele Größen der deutschen Kabarettszene. Er führte Regie unter anderem für Michael Mittermeier, Urban Priol oder Mathias Tretter.
Offener Brief von Künstlerinnen und Künstlern
In einem offenen Brief fordern mehr als 30 namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Urban Priol, Torsten Sträter und Luise Kinseher zusammen mit 15 Künstleragenturen den Erhalt und Fortbestand der Würzburger Kleinkunstbühne als reine Kabarettbühne. Das Schreiben richtet sich an den Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und an die Mitglieder des Würzburger Stadtrats. Verfasst hat den Aufruf Johannes Sens, Schlagzeuger der fränkischen Folkband "Gankino Circus".
Stadt Würzburg als Vermieter der Räume
"Das Bockshorn hat eine riesige Bedeutung für Würzburg und die Region, weil es Würzburg auf die bundesweite Kabarett-Landkarte gesetzt hat", sagt der Würzburger Kulturreferent Achim Könneke im Gespräch mit dem BR. Insofern sei der Entschluss von Matthias Repiscus und seiner Frau, nun aus Altersgründen aufzuhören, natürlich ein riesiger Verlust.
Die Stadt als Vermieter habe mehrere Konzepte von möglichen Nachfolgern erhalten. Eine reine Kabarettbühne sei aber nicht dabei gewesen. Wahrscheinlich, so der Kulturreferent, sei ein Mischkonzept nötig, um eine solche Bühne wirtschaftlich zu betreiben.
Entscheidung soll im neuen Jahr fallen
Nachfolger werde voraussichtlich das freie Würzburger Theater Chambinzky, dem sein Vermieter kürzlich gekündigt hat. Die Entscheidung über die Zukunft des Bockshorns soll im neuen Jahr fallen. Eine solche Veränderung der Nutzung "dieser einzigartigen Bühne" hätte der Ansicht von Johannes Sens nach jedoch fatale Auswirkungen, wie er in dem offenen Brief an die Stadt warnt. Gemeint ist die mögliche Umwandlung von der Kabarett- zur Theaterbühne.
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