Zwei Gleichstromtrassen sollen künftig Windstrom aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg bringen. Auch Unterfranken ist von den Planungen betroffen: Landrat Thomas Bold (CSU) befürchtet, dass die Erdkabel durch den Landkreis Bad Kissingen verlaufen könnten. Die Bundesnetzagentur hat im November entsprechende Pläne veröffentlicht – und zwar ohne dabei großes Aufsehen zu erregen. Genau daran übt der Bad Kissinger Landrat jetzt Kritik: Gemeinden und Kommunen wurden laut Bold bisher nicht in die Planungen einbezogen.
Landrat fordert mehr Informationen von Netzbetreibern
"Im Unterschied zur Planung des SuedLink und der Fulda-Main-Leitung wird die Öffentlichkeit in den betroffenen Regionen von den Übertragungsnetzbetreibern und der Bundesnetzagentur nicht aktiv informiert", so Landrat Bold.
Bei den beiden Trassen handelt es sich um NordWestLink und SuedWestLink. Die Trassen sollen gemeinsam unter der Erde verlaufen, parallel zum Vorschlagskorridor für die Fulda-Main-Leitung.
Genauer Verlauf der Trassen noch unklar
Wo genau NordWestLink und SuedWestLink entlang führen werden, steht noch nicht fest. Bisher hat die Bundesnetzagentur laut Thomas Bold einen 5 bis 20 Kilometer breiten Streifen veröffentlicht, in denen die Trassen für neue Gleichstromleitungen geplant werden. Da die Frist zur Stellungnahme zu den Präferenzräumen für die beiden neuen Leitungen laut Thomas Bold schon am 29. Januar 2024 endet, sei es jetzt höchste Zeit, aktiv zu werden.
Im Netzentwicklungsplan 2023-2037/2045 finden sich Steckbriefe für die beiden Leitungen. Dort wird eine mögliche Inbetriebnahme der Leitungen für das Jahr 2037 angesetzt. Im nächsten Herbst sollen die Korridore festgelegt sein. Darauf folgen dann die Detailplanungen. Für Gemeinden und Kommunen gibt es dann vermutlich noch einmal die Gelegenheit, sich in die Planungen einzubringen.
Kehrtwende der bayerischen Staatsregierung
BR24 hatte bereits Mitte November über die Stromtrasse SuedWestLink berichtet. Dabei ging es um eine Kehrtwende der bayerischen Staatsregierung. Die hatte jahrelang die Notwendigkeit zusätzlicher Gleichstromtrassen nach Bayern infrage gestellt und forderte jetzt eine zusätzliche Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindung (HGÜ) von Norddeutschland nach Bayern. Netzbetreiber Tennet hatte darauf mit dem Vorschlag reagiert, einen Abzweig von SuedWestLink nach Trennfeld zu bauen, einem Ortsteil des Marktes Triefenstein im Landkreis Main-Spessart.
Laut Tennet und TransnetBW sollen sowohl NordWestlink als auch SuedWestlink Windstrom aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg bringen. Dafür sind Aus-, Um- und Neubauten des Stromnetzes erforderlich. In Bayern laufen Stand 2020 elf Stromtrassen-Projekte. Durch Unterfranken verläuft vor allem die Trasse des SuedLinks. Konkrete Baumaßnahmen sollen 2025 beginnen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!