Die Schauspielerin Demi Moore in einer Szene des Films "The Substance"
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Oscarreif: Demi Moore im Film "The Substance"

Oscarreif: Demi Moore im Film "The Substance"

Das Body-Horror-Drama "The Substance" von Coralie Fargeat handelt von Sexismus und Altersdiskriminierung. Die Sensation ist Hauptdarstellerin Demi Moore. Was ihr im Film geschieht, ist auch die Geschichte, die immer wieder über sie erzählt wurde.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Zugegeben – dermaßen wagemutige wie gewagte Filme sieht man selten im Kino. Im Wettbewerb von Cannes sorgte das Body-Horror-Drama "The Substance" für so manchen Aufschrei und immer wieder für ein Stöhnen während der Premierenvorführung. Coralie Fargeats neuen Streich kann man als gewaltvolle Farce abtun. Aber anders als bei anderen Werken dieses Genres gelingt es der Französin, ein gesellschaftlich viel zu wenig diskutiertes Thema so aufklärerisch wie überwältigend umzusetzen.

Das Reißen von Haut und das Krachen von Knochen verfolgt einen noch ein paar Stunden nach dem Kinobesuch. Wie kann ich dem Altern entkommen? Wie bleibe ich schlank und jugendlich? Warum gibt es nach wie vor ein Attraktivitätsgefälle zwischen Frauen und Männern? Während die einen sich Bäuche und Falten erlauben dürfen, sollen die anderen dem Ideal der Makellosigkeit entsprechen.

Mit einer Verjüngungstinktur beginnt der Horrortrip

Im Film sieht das so aus: Elisabeth Sparkle war einmal eine berühmte Schauspielerin. Doch ihr Stern verglüht. Nun ist sie im Morgenfernsehen der erfolgreiche Host eines Aerobic-Programms. Doch die besten Tage der immer noch gelenkigen, inzwischen über 50 Jahre alten Tänzerin liegen hinter ihr, meint der Produzent der Show.

Elizabeth Sparkle bestellt sich das Verjüngungs-Starterkit "The Substance". Sie spritzt sich die grüne Aktivierungsflüssigkeit in den Körper und der Horrortrip beginnt. Elizabeth "gebiert" nach ein paar Tagen aus ihrem Rückenmark eine junge sexy Version von sich selbst (gespielt von Margaret Qualley), die nun als Sue das zweite Ich gibt und parallel zu Liz lebt. Abwechselnd. Jugend und Alter.

Alle sieben Tage werden die Rollen getauscht. Wenn die junge Frau sich die Welt erobert und zum neuen hypersexuellen Aerobic-Star aufsteigt, versinkt die alte Frau zuhause in einen Dornröschenschlaf. Stand-by-Modus. Und umgekehrt. Dieses Wechselspiel muss minutiös befolgt werden, doch Sue will sich in ihrem jugendlichen Flow nicht bremsen lassen. Sie könne doch auch einen Tag länger aktiv sein, egal, bevor sie ihrem alten Alter Ego wieder den Staffelstab übergibt. Doch das hat monströse Folgen. Man kann sich selbst nicht entkommen.

Ein unheilvoll treibender Soundtrack

Schnelle Schnitte. Eine bisweilen entfesselte Kamera mit vor allem zu Beginn extremen Nahaufnahmen. Das Setting eines ungemein luxurösen Appartements mit einem weiten Blick auf Los Angeles. Ein unheilvoll treibender Soundtrack. Regisseurin Coralie Fargeat denkt die Optimierung konsequent zu Ende. Bizarre Schönheitsnormen. Das Streben nach Perfektion. Das ewige Vergleichen mit anderen. Die daraus resultierende Verzweiflung. Der Selbsthass.

Die Sensation ist Hauptdarstellerin Demi Moore. Was ihr im Film geschieht, ist zugleich die Geschichte, die auch immer wieder über sie erzählt wurde. Der Verdruss über das Altern. Die Schönheitsoperationen. Und jetzt also das selbstreferenzielle und furchtlose Spielen der Rolle einer Frau, die einst eine berühmte Schauspielerin war. Viele in Hollywood hoffen, dass das mit einem Oscar belohnt wird. Verdient hätte es Demi Moore.

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