Eine Karte mit vier Kelchen, eine mit einem Schwert, eine mit einem Wagen und zwei Sphinxen: Diese drei hat Roe Buchholzer aus seinem Set von 78 Tarot-Karten gezogen – für einen ganz allgemeinen Blick aufs nächste Jahr.
Tarot-Karten raten zu "gesundem Menschenverstand"
Für den Vorsitzenden des deutschen Tarot-Verbandes ist das Kartenlesen wie wenn man einen guten Freund befragt. "Nur, dass sie da keine Person vor sich haben, sondern 78 Bilder." Bilder, die freilich interpretationsbedürftig sind: Die Kelche stünden für Emotionen, das Schwert für die Welt der Gedanken, der Wagen für Aufbruch und Mut. Laut Roe Buchholzer raten die Karten also fürs nächste Jahr, "den gesunden Menschenverstand einzusetzen, um vielleicht ein nicht ganz so leichtes 2025 zu bestehen".
Ein solches Kartenlesen ist eine der Disziplinen, denen die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) skeptisch gegenübersteht. Weil empirisch nicht bewiesen werden könne, dass Karten oder Sterne einen Einfluss auf unser Leben hätten, sagt GWUP-Vorstand Nikil Mukerji.
Die GWUP bilanziert zum Jahresende alljährlich eine Auswahl von Prognosen, die Wahrsager oder Hellerseher für das ablaufende Kalenderjahr getroffen haben. Die meisten – zuweilen durchaus absurden – Prognosen seien heuer wieder nicht eingetreten, etwa: Eine gigantische Giraffe greift eine Stadt an, Eichhörnchen stürmen eine Uni, ein Bauer findet ein Ufo und der Eiffelturm bricht.
Hellseherin sagt (angeblich) Attentat auf Trump voraus
Allerdings: Die Kanadierin Nikki Pezaro zum Beispiel hat tatsächlich das Attentat auf Donald Trump vorausgesagt – eine von rund 1.500 ihrer Prognosen. "Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige der Prognosen auch tatsächlich eintreffen, einfach auch größer", gibt sich Mukerji unbeeindruckt – nach dem Motto: Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.
Skeptisch ist die GWUP auch gegenüber der Astrologie. Anders als 18 Prozent der Menschen, die laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der GWUP aus dem Jahr 2021 der Aussage zustimmten: "Menschliche Charaktereigenschaften werden von der Stellung der Sterne und Planeten bei der Geburt beeinflusst."
"Mauerfallkonstellation" am Himmel
Der deutsche Astrologen-Verband will die Astrologie als seriöse Wissenschaft fördern. Und laut Vorstands-Mitglied Franziska Engel gäbe es im kommenden Jahr eine "Mauerfallkonstellation" am Firmament. "Saturn und Neptun stehen zusammen", sagt die Astrologin. "Und das war zuletzt beim Mauerfall so, also so selten kommt das vor." Laut der Astrologin weist eine solche Konstellation am Himmel immer auf gesellschaftliche Umbrüche hin. "Ob wir 2025 wieder einen Mauerfall haben, kann ich natürlich nicht sagen – glücklicherweise haben wir in Deutschland ja keine Mauer mehr", sagt Engel.
"Jetzt fallen vielleicht mehr die inneren Mauern in Deutschland", sagt derweil der oberbayerische Astrologe Michael Allgeier. Außerdem stünden Uranus, Neptun und Pluto, die das letzte Mal im 18. Jahrhundert das Zeichen gewechselt hätten, im nächsten Jahr günstig zueinander – sogar über mehrere Jahre hinweg. "Und das deutet doch an, dass wir in eine wahnsinnige Zeit von Aufbruchstimmung hineinkommen, in der völlig neue Visionen entwickelt werden."
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