Der Architekt Peter Brückner steht auf dem Freisinger Domberg, neben dem von seinem Büro neu gestalteten Diözesan-Museum. In unmittelbarer Nachbarschaft hat Marias Mantel ein besonderes Haus bekommen. "Mary's Mantel Chapel" heißt die Kapelle, die die US-amerikanische Künstlerin Kiki Smith gemeinsam mit den Architekten aus Tirschenreuth und Würzburg entworfen hat. Peter Brückner resümiert: "Dieser Weg, den wir jetzt geschritten sind und dann dieses freie Durchatmen, dieser Blick zur Stadt, dieses Bellevue – und an dieser Stelle sitzt selbstbewusst diese neue Kapelle. Die geöffnete Tür, die jetzt da ist, gibt den Einblick frei. Und da sind heute schon wieder die ersten Kerzen aufgestellt worden."
Ein Solitär, der das Museums-Areal über den Dächern von Freising erweitert. Ein Ort der Stille. Und eine architektonische Skulptur, vier mal vier Meter in der Grundfläche, acht Meter hoch, ein elegantes, kreuzförmiges Dach. Alles allein aus Dachziegeln geschichtet, aus Biberschwänzen. Sie stammen von der Pfarrkirche in Ruhpolding, die ein neues Dach bekommen hat. 18.000 Ziegel waren zu haben. Die Künstlerin und die Architekten wollten nachhaltig bauen.
Der jeweilige Ort ist eine wichtige Bezugsgröße
Immer wieder gestalten Peter und Christian Brückner besondere Sakralräume. Die Architekten-Brüder und ihre Teams nehmen bei der Arbeit stets Bezug auf den jeweiligen Ort, auf die Materialität des Umfelds, auf die Geschichte und vor allem auf den Menschen. In Neumarkt in der Oberpfalz haben sie die evangelische Christuskirche neu gestaltet und dabei unter anderem den lange durch Wände und Räume verborgenen Chor wieder freigelegt.
Ein großer, heller und warmer Kirchenraum ist entstanden, ein "Einraum", wie Christian Brückner gerne sagt. Der Chor bildet das Zentrum. In der Mitte, in den Boden eingelassen, das Taufbecken, an der Ostwand ein geometrisch ungewöhnlich gestaltetes Fenster, Symbol der Auferstehung. Bei der Gestaltung des Raumes sei den Architekten wichtig gewesen, "dass er heute anders als morgen ist. Dass er im Sommer anders als im Winter ist. Dass ich Lust habe, wiederzukommen, ihn neu zu entdecken", sagt Christian Brückner.
Auch in den Waldnaabauen bei Tirschenreuth, mitten in einer großen Teichlandschaft haben die Architekten Brückner und Brückner eine Kapelle gebaut, mitten in der Natur. Und eine Skulptur: geometrisch geformt, neun Meter hoch, der Grundriss drei mal sechs Meter, der Sockel aus Beton, gestaffelt, der weitere Kubus aus Fichtenholzbalken. Peter Brückner sagt: Räume, die Menschen berühren, sollten mit ehrlichen Materialien gebaut werden.
Künstlerische Interventionen von Kiki Smith
Räume wie die in der Christuskirche oder in den Kapellen in den Waldnaabauen und in Freising sind auch Räume der Geborgenheit. Peter Brückner tritt durch die Tür der "Mary's Mantle Chapel" in Freising und sagt: "Wenn man reinkommt, verändert sich der Klang."
Zur Rechten und zur Linken: eine Sitznische. In der Höhe: ein rundes Fenster, die zarte Bemalung zeigt den Mond. Über der kleinen Nische mit den Kerzen funkeln Sterne aus Metall, daneben hängt Marias Mantel, alles künstlerische Interventionen von Kiki Smith. Wie auch die Skulptur unter dem Gewölbe, das aus sanft ansteigenden elliptischen Bögen erwächst. Eine Taube in Gold und Silber.
Das alles in einem hohen Raum aus den geschichteten Dachziegeln, in der Form gleich, jede aber mit einer anderen Zeichnung. Man kann einfach sitzen, schauen, staunen. Und berührt davon sein, dass Marias blauer Mantel diesen Raum bekommen hat. Wir dürfen, woher auch immer wir kommen, zu Gast sein.
Im Video: Neue Kapelle am Diözesanmuseum auf dem Domberg Freising
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