Oliver Masucci sieht man als Manager eines Schweizer Luxushotels in "The Palace" von Roman Polanski
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Oliver Masucci sieht man als Manager eines Schweizer Luxushotels in "The Palace" von Roman Polanski

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Roman Polanskis "The Palace": Boulevard des Grauens

Weit weg von den einfachen Leuten ist die Welt, der wir in "The Palace" begegnen, dem neuen und wohl letzten Film von Roman Polanski. Die Reichen aufs Korn nehmen, das war der Plan des inzwischen 90-jährigen Regisseurs. Aber er scheitert.

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Roman Polanski: Als Regisseur hat er Meisterwerke geschaffen wie "Chinatown", "Rosemary's Baby" und "Der Pianist". In verschiedenen Genres zeigte er sein Können: Drama, Horror, Thriller oder Historienfilm. Dass Polanski auch witzig-bissige Komödien gelingen, stellte er mit "Der Gott des Gemetzels" unter Beweis. Aber sein neuer Film, die Komödie "The Palace", ist ein Debakel. Fluchende Gäste, Hunde mit Verdauungsproblemen und Milliardäre, die zum Hochzeitstag einen Pinguin als Geschenk für die Gattin einfliegen lassen.

Willkommen in "The Palace" am Silvestertag 1999. Dieser Palast ist ein Schweizer Edelhotel voller gut betuchter Exzentriker. Der Jahrtausendwechsel steht bevor und die verzogenen Gäste haben allesamt ihre Sonderwünsche. Hotelmanager Hansueli, gespielt von Oliver Masucci, versucht Ruhe ins Chaos zu bringen, und ermahnt sein gesamtes Team: "Unsere Pflicht ist, dafür zu sorgen, dass keinem der Hintern wund wird, weil alle auf einem zu harten Stuhl sitzen, dass sie sich alle vollstopfen können mit Kaviar nach Herzenslust, dass Champagnerbläschen ihnen aus den Nasen und Ohren sprudeln."

Oliver Masuccis Eltern hatten selbst eine Gastronomie. Für die Luxushotel-Managerrolle hat er sich aber bei realen Vorbildern in der Schweiz vorbereitet: "Ich habe mit dem richtigen Hotelmanager, Andreas Scherz, gesprochen. Der sagte, das ist nicht übertrieben, was da passiert, teilweise sogar noch untertrieben."

Satire oder Sammelsurium von Geschmacklosigkeiten?

Im fertigen Film wirkt das anders. Regisseur und Co-Drehbuchautor Roman Polanski präsentiert ein Sammelsurium an überzeichneten Figuren aus der Welt der Superreichen, Dekadenten und der von Schönheits-OPs Entstellten. Lustig soll das Ganze sein, wirkt aber eher wie ein Boulevard-Theater des Grauens. Etwa wenn Fanny Ardant als neurotische Diva augenrollend auftritt.

Sie sorgt sich, denn ihr Schoßhund hat Würmer und Durchfall. Also lässt sie den Kot untersuchen, allerdings nicht von einem Fachmann, sondern vom Schönheitschirurgen aus der Suite nebenan. Und die Diagnose vom Herrn Doktor? "Ich befürchte, dass auch Sie davon betroffen sind." "Auch ich?" "Ja, das ist eine Möglichkeit, ja." "Aber Würmer in mir drin?" "Ich kann es erst sicher sagen, wenn ich Ihre Stuhlprobe sehen konnte." "Wie, meinen was?" "Stuhlprobe."

Die Dreharbeiten: ein Spaß! Der Film: ein Flop

Der mittlerweile 90-jährige Polanski hat zuletzt so elegante Dramen wie "Intrige" auf die Leinwand gezaubert. Mit dieser Gaga-Komödie aber scheitert er, ihr fehlen Rhythmus und der nötige Schuss Anarchie. Dem Star-Ensemble, darunter Mickey Rourke und John Cleese, sind nur wenige gute Gags gegönnt. Immerhin waren die Dreharbeiten ein großer Spaß, versichert uns Oliver Masucci: "Spielen ist meine Passion. Und für mich war es halt toll, mit Fanny Ardant, mit John Cleese, mit Mickey Rourke, mit Milan Peschel, mit den ganzen wunderbaren Kollegen da."

Schön für den Cast, wir als Publikum aber leiden an dem hohlen Treiben, das auf die mitternächtliche Party zusteuert, voller sündteurer Champagnerflaschen, aber mit schaler Wirkung. 2024 ist gerade mal ein paar Wochen alt, aber schon jetzt hat sich "The Palace" einen Platz auf unserer Flop des Jahres-Liste gesichert. Glückwunsch für diese, nun ja, Auszeichnung.

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