Es ist eine Mammutaufgabe vor der Intendant Axel Krauße steht. Die Brandschutzmängel im Ansbacher Theater sind größer als vermutet. Der Verdacht hat sich bestätigt: Der Große Saal mit seinen 418 roten, samtbezogenen Sitzen bleibt weiterhin geschlossen – und zwar auf unbestimmte Zeit.
Es drückt ein bisschen aufs Gemüt aller. Diese Ungewissheit, das ist für viele immer das Schlimmste und in der befinden wir uns jetzt. Dieser Schwebezustand ist nicht gut." Axel Krauße, Intendant Theater Ansbach
Hubboden und Lüftungsanlage machen Probleme
Das Problem liegt im Untergrund des Theaters: Erbaut wurde es im Jahr 1924. Für die damalige Zeit sehr fortschrittlich, wurde ein sogenannter Hubboden, also ein schwenkbarer Bühnenboden eingebaut. Beim Umbau in den 2000er-Jahren wurde dieser hölzerne Bau jedoch im Theater belassen und der neue Boden darüber gebaut. Das führe jetzt zu Brandschutzmängeln, sagt Ansbachs Hochbauamtsleiter Frank Simons. Die Lüftungsanlage, die ihre Auslässe direkt zwischen den Sitzreihen hat, ist ebenfalls nicht mehr in Ordnung. Würde Feuer zwischen den Böden ausbrechen, würde der giftige Rauch direkt in den Zuschauerraum ziehen.
Umbau zum Multifunktionssaal?
Derzeit beraten die Stadt Ansbach, die Kulturschaffenden und die Theater-Genossenschaft darüber, wie es mit dem Theater weitergehen könnte. Laut Simons stehe man jetzt vor der Frage, wie man dieses Kulturgebäude weiterentwickelt und welche Art der Sanierung Sinn macht. "Ist es sinnvoll auf dem Ist-Zustand aufzubauen? Also die Mängel im Bestand zu beheben oder darüber nachzudenken, eine größere Sanierung zu wagen, um den Großen Saal wieder einer größeren Nutzung zuzuführen," erläutert Simons.
Früher waren in dem Theatergebäude ein Kino, eine Bücherei und die Volkshochschule angesiedelt, erinnert er sich. Die Entscheidung, wie es weitergeht und ob das Theater künftig sogar als Multifunktionssaal genutzt wird, soll in den nächsten zwei Monaten fallen. Klar ist aber schon jetzt, dass es für die Stadt Ansbach als Eigentümerin kostspielig wird und die Zuschauer noch eine Weile warten müssen, bis sie wieder Theater im Großen Saal genießen können.
Auf der Suche nach Ausweichspielstätten
Intendant Axel Krauße ist derweil damit beschäftigt, den fertigen Spielplan gezwungenermaßen umzuschmeißen. Regisseure, Bühnenbildner, Schauspieler, alle müssen informiert werden. Die größte Herausforderung ist, für bereits fertige Produktionen Ausweichspielstätten zu finden. Die Anforderungen an die Spielstätten sind gerade im Schauspiel hoch, sagt Krauße. Bühnenvorhang, Verdunkelung, Sitzreihen, Toiletten-Infrastruktur – die Liste ist lang.
Heute besichtigt Krauße die Ansbacher Orangerie. "Es ist ein wunderschöner Raum, das schreit ja förmlich danach, dass man den mal bespielt", so der Intendant. Allerdings müsse er dafür noch nach einem Stück suchen, weil das keine klassische Bühnensituation sei und für keines der vorbereiteten Schauspiele passe.
Ortswechsel zum Onoldiasaal im Ansbacher Tagungszentrum. Dort steigt der Intendant auf die Bühne und klatscht mehrmals kräftig in die Hände. So teste er den Widerhall, weil das immer ein Indiz dafür ist, wie gut man sprechen könne in den Räumlichkeiten. Er erkundigt sich, ob das Bühnenbild im Boden verschraubt werden könnte und wie lange die Aufbauten unangetastet dort bleiben dürfen. Es helfe ihm nämlich nichts, wenn er mit seinem Team nur für wenige Tage in die Ausweichspielstätten könne – dafür sei der personelle Aufwand viel zu hoch.
Sommertheater findet statt
Bis die passenden Ausweichspielstätten gefunden sind, wird weiterhin der Kleine Saal und "Das Theater hinter dem Eisernen" bespielt. Auch das geplante Sommertheater findet statt. Die Spielstätte dafür steht schon lange fest: Im Innenhof der alten Post wird noch bis Ende Juli die Komödie "Das Spiel von Liebe und Zufall" von Pierre Carlet de Marivaux aufgeführt.
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