Die wirtschaftliche Lage ist unsicher und die öffentliche Hand muss ihr Geld mit Bedacht ausgeben. Doch viele Theater, Konzerthäuser oder Museen sind in die Jahre gekommen und müssen dringend saniert werden. "Aktuell laufen bayernweit Baumaßnahmen in Höhe von 1,41 Milliarden Euro im Kulturbereich", sagte Kunstminister Markus Blume (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. Und nicht nur der Freistaat, auch viele Kommunen müssen das ein oder andere Großvorhaben stemmen. Kein leichtes Unterfangen, wie ein Blick auf die vielen Kulturbaustellen in Bayern zeigt.
Konzerthaus München
Für Mariss Jansons war klar: Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO) braucht ein eigenes Konzerthaus. Nach dem Tod des Stardirigenten kämpft sein Nachfolger Sir Simon Rattle weiter. Doch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten tut sich die Politik schwer damit, ein Projekt zu realisieren, das eine Milliarde Euro kosten könnte. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte deshalb eine Denkpause verordnet. Die ist seit den Landtagswahlen im Herbst vorbei. Nun soll neu angepackt werden - in anderen Dimensionen. "In diesen Zeiten von Krieg, von Umbruch, von Unsicherheit ist unser Bekenntnis nur einzulösen, wenn wir die Baumaßnahme so aufsetzen, dass wir diese auch verwirklichen können", sagt Kunstminister Markus Blume (CSU). "Ich möchte, dass aus einem Milliarden- ein Millionenprojekt wird."
Gelingen soll das durch Konzentration auf das Wesentliche. Man wolle "einen neuen Konzertsaal für die Münchner Weltklasse-Klangkörper mit exzellenter Akustik", erläutert der Minister. Bei genauem Hinhören fällt auf: War früher von "Haus" die Rede, heißt es jetzt "Saal".
Nationaltheater mit Staatsoper
Roter Samt, üppige Malereien, Kristalllüster, Spiegel und jede Menge Gold machen das Nationaltheater in München zu einem Prunkbau. Dabei wurde das 1818 eröffnete Haus schon zwei Mal fast völlig zerstört - 1823 durch ein Feuer und 1943 durch Bomben. Die Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg ist nun 60 Jahre her und eine Sanierung steht an. "Mit Blick auf die hohe Komplexität der Bauaufgabe wird zeitnah mit Vorplanungen in Form einer Machbarkeitsstudie begonnen werden", kündigte ein Sprecher des Kunstministeriums an. Die Generalsanierung soll dann aber erst in den 2030er-Jahren durchgeführt werden.
Kulturzentrum Gasteig
Seit 1985 thront der markante Backsteinbau des Kulturzentrums Gasteig über der Isar in München. Eine Generalsanierung ist dringend notwendig, die Philharmoniker, die Stadtbibliothek und andere Institutionen sind schon vor bald drei Jahren in ein Ausweichquartier umgezogen. Doch saniert wird immer noch nicht. Das liegt vor allem am Geld und den geschätzten Kosten von 450 Millionen Euro. Auch gab es am Vorgehen der Stadt München viel Kritik - die Suche nach Investoren für die Sanierung scheiterte. Kurz vor Weihnachten votierte nun der Stadtrat für eine vollumfängliche Sanierung. Die Stadt will ein Bauunternehmen finden, um das Projekt gemeinsam voranzutreiben. Partnering-Modell nennt sich das Vorgehen, das neben den regierenden Parteien SPD und Grüne auch CSU und Freie Wähler unterstützen.
Ehemaliges Reichsparteitagsgelände Nürnberg
Auf dem elf Quadratkilometer großen Areal in Nürnberg demonstrierten die Nationalsozialisten von 1933 an jährlich ihre Macht. Nazi-Größen und Tausende Menschen verfolgten die Aufmärsche von Wehrmacht und Reichsarbeitsdienst von der Haupttribüne und den Wallanlagen aus, die aber marode und zu großen Teilen abgesperrt sind. Die Stadt will das Gelände für 85 Millionen Euro zu einem Lernort über die NS-Vergangenheit entwickeln. Die bröckelnden Bauwerke sollen so ausgebessert werden, dass sie gefahrlos betreten werden können. In einem ersten Schritt sollen ab Frühjahr Schadstoffe entfernt werden, heißt es von der Stadt. Der Baubeginn sei im Herbst geplant.
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Ausweichspielstätte für das Nürnberger Staatstheater
Auf dem Gelände soll auch die Ausweichspielstätte für das Nürnberger Staatstheater entstehen, im Innenhof der monumentalen Kongresshalle. Solange das denkmalgeschützte Opernhaus in der Innenstadt saniert wird, sollen hier Ballett und Oper auftreten. Der Bau könnte nach Angaben der Stadt 2025 beginnen. Aktuell läuft das Vergabeverfahren für Planung und Bau. Eine Entscheidung soll noch vor den Sommerferien 2024 fallen, sagte ein Sprecher der Stadt. Details zum Stand des Verfahrens nannte er aus rechtlichen Gründen nicht. Die Zahl der Angebote sei aber so hoch, dass ein angemessener Wettbewerb gewährleistet sei.
In der Kongresshalle sollen neben Proberäumen, Werkstätten und Büros für das Staatstheater auch Räume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen. Diese ist aber nur ein Rohbau, weil sie wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs nie fertiggestellt wurde. Noch 2024 sollen alle Schadstoffe entfernt sein und die Bauarbeiten beginnen. Fast 211 Millionen Euro könnte das Projekt samt Ausweichspielstätte kosten. Die Hälfte davon trägt das Land, den Rest teilen sich Stadt und Bund.
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Staatstheater Augsburg
Seit mehr als sechs Jahren wird hier saniert - und es dauert wohl noch. Das Theater rechnet damit, dass die Gebäude erst in der Spielzeit 2028/2029 fertig werden. Das Kulturprojekt ist seit langem insbesondere wegen gravierender Kostensteigerungen umstritten. Ursprünglich wurde mit 186 Millionen Euro kalkuliert, aktuell werden Kosten von 340 Millionen Euro erwartet. Je zur Hälfte fließt das Geld in die Modernisierung des historischen Großen Hauses und Neubauten wie ein Kleines Haus als zweite Bühne.
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Stadttheater Ingolstadt
Die Generalsanierung soll erst in vier Jahren beginnen, aber bereits vor wenigen Wochen wurden wichtige Weichen gestellt: Eine Ausweichspielstätte wurde gefunden. St. Gallen hat der Stadt einen Interimsbau aus Holz geschenkt. Die Schweizer hatten den Bau mit 520 Plätzen selbst als Theater-Provisorium genutzt. Nun kümmert sich Ingolstadt um den Ab- und Aufbau sowie den Transport nach Deutschland, knapp sechs Millionen Euro wird dies kosten. Im Sommer 2022 hatten die Ingolstädter bei einem Bürgerentscheid den Bau von 45 Millionen Euro teuren Kammerspielen, die auch als Ersatzspielstätte dienen sollten, abgelehnt.
Bayreuther Festspielhaus
Das berühmte Opernhaus, das einzig dafür geschaffen wurde, Richard Wagners Werke aufzuführen, wird seit vielen Jahren saniert. Ein erster Abschnitt mit einem Volumen von 30 Millionen Euro ist nach Angaben des Kunstministeriums weitgehend abgeschlossen. Für 2024 seien noch Restarbeiten geplant, wie etwa die Fertigstellung eines Aufzugs. Für die weiteren anstehenden Baumaßnahmen sei eine neue Finanzierungsvereinbarung zwischen Land und Bund nötig. Diese stehe kurz vor dem Abschluss. Errichtet wurde das Haus auf einer Anhöhe am Stadtrand zwischen 1872 und 1875 ganz nach den Vorstellungen Wagners. Es ist wegen seiner einzigartigen Akustik weltbekannt.
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Landestheater Coburg
Ausgezogen aus dem sanierungsbedürftigen Gebäude sind die Akteurinnen und Akteure des Landestheaters schon. Im Oktober 2023 eröffnete die spektakuläre Ersatzspielstätte - das eigens errichtete Coburger Globe Theatre. Die Sanierung des Landestheaters sei "baufachlich und unter Aspekten des Denkmalschutzes" eine große Herausforderung, sagte eine Sprecherin des Kunstministeriums. Aktuell gehe man von Baukosten von 157 Millionen Euro aus, aufgeteilt zwischen Land und der Stadt Coburg. Vorsorglich kalkuliere man für mögliche Baukostensteigerungen 120 Millionen Euro ein und für eventuelle Risiken 83 Millionen, um Planungssicherheit zu haben. Wie lange die Sanierung dauern wird, ist offen, was die kulturinteressierten Bürgerinnen und Bürger der Region dank des Globe Theatres verschmerzen dürften: Das überwiegend in Holzbauweise errichtete Gebäude kommt gut an beim Publikum.
Mainfranken Theater
Auch hier wird die Sanierung des Bestands noch jahrelang dauern. Seit Anfang Dezember läuft zumindest der Spielbetrieb in der neuen kleinen Spielstätte mit 330 Sitzplätzen, das Haupthaus aber bleibt zu. Das 1966 gebaute Theater, das in ein Staatstheater umgewandelt werden soll, ist seit Sommer 2020 gesperrt. Die Sanierung dürfte bis weit ins Jahr 2026 hinein dauern. Und sie wird teurer: Statt der 2018 angesetzten 72 Millionen Euro stehen nun 103 Millionen Euro im Raum.
Festung Marienberg
Zweite Dauerbaustelle in Würzburg ist die weithin sichtbare Festung Marienberg, Heimat des Museums für Franken. Der erste Bauabschnitt mit der Sanierung der Toranlagen, der Versorgungsleitungen und der Marienkirche ist fertig. Die Kernburg und der Innere Burghof sind derzeit wegen Baumaßnahmen auf unbestimmte Zeit gesperrt. Unter anderem soll der Westflügel umgebaut werden. Das Museum mit seiner großen Sammlung von Riemenschneider-Skulpturen ist dagegen offen. Irgendwann soll das Museum in die Kernburg umziehen und dort voraussichtlich 2032 öffnen. Das Finanzministerium schätzt die Gesamtkosten inklusive Festungssanierung auf rund 315 Millionen Euro. Das sei das größte Projekt, das die bayerische Schlösserverwaltung jemals zu stemmen hatte, sagt Präsident Bernd Schreiber.
Mit Informationen der dpa.
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