Hermes Phettberg in seiner Wiener Wohnung
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Ein "Elender in Wien": TV-Kultstar Hermes Phettberg gestorben

Ein "Elender in Wien": TV-Kultstar Hermes Phettberg gestorben

Der ehemalige TV-Moderator Hermes Phettberg ist tot. Mit seiner kultig-alternativen "Nette Leit Show" hatte Phettberg ab 1995 Kultstatus erreicht, dann war es immer stiller um ihn geworden, am Mittwoch starb er in einem Wiener Krankenhaus.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Dass aus Josef Fenz, geboren 1952 als Sohn eines Weinbauern im niederösterreichischen Hollabrunn, einmal ein "Wiener Original" und eine österreichische TV-Legende werden würde, war lange nicht abzusehen.

Ehe Fenz unter dem Namen Hermes Phettberg - das Pseudonym war eine Anspielung auf seine Leibesfülle - als Schauspieler, Aktionskünstler, Schriftsteller und Talkshow-Moderator zur festen Größe in Österreichs Kulturszene wurde, hatte er sich zunächst ganz unverdächtig als Bankangestellter, Pastoralassistent und Kanzlist der niederösterreichischen Landesregierung versucht.

Mit der "Nette Leit Show" zum Kultstatus

In den 1990er Jahren avancierte Phettberg mit seiner Late-Night-Parodie "Phettbergs Nette Leit Show" (externer Link) dann jedoch zum populären TV-Kauz des ORF - und wurde zur Kultfigur. "Ich komme eigentlich von der Sexualität her", sagte der bekennende schwule Masochist, der mit seinen Äußerungen gern seine Gäste im Fernsehen befremdete oder amüsierte. Phettberg sinnierte mit schonungsloser Offenheit über seine Sex-Fantasien, in der enge Jeans und ein Rohrstock eine zentrale Rolle spielten.

Seine Show war zunächst ein Theater-Event gewesen, der Spielort ein Festsaal der kommunistischen KPÖ in Wien. Zuerst kamen Hunderte, dann mehr als 1.000 Menschen, um den 150 Kilogramm schweren Mann mit den langen Haaren, dem Schal und den Hosenträgern zu erleben. 1995 hob der ORF dann die "Nette Leit Show" in sein Programm und verzeichnete sensationelle Einschaltquoten.

Der Deal für den deutschen TV-Markt platzte

Der "Kronen Zeitung" gefiel der Erfolg allerdings weniger: "Mit dieser inakzeptablen Sendung taucht der ORF gefährlich in die Niederungen des Unappetitlich-Grindigen ein. Einen witzlosen Fettberg, der sich blöd stellt und kein Hehl aus seinen verschimmelten linken Vorlieben macht, braucht der ORF nicht", urteilte das Massenblatt.

Late-Night-Talker Harald Schmidt hingegen nannte Phettberg anerkennend ein "Gesamtkunstwerk", der "Spiegel" schwärmte von seinem "unerbittlich verunstalteten Körper" und der "Aura eines sanften, poetisch verzweifelten Menschen". RTL wollte Phettbergs Show für viel Geld für den deutschen Markt haben, doch der Deal platze, weil man sich nicht über "Details" einig wurde.

Ein "Publizist und Elender in Wien"

Dann wurde es sehr ruhig um Phettberg. Vereinsamt, verarmt und von mehreren Schlaganfällen gezeichnet, wurde er 2011 in der Film-Dokumentation "Der Papst ist kein Jeansboy" (externer Link) zum traurigen Anti-Helden. Phettberg beschrieb sich selbst als "Publizist und Elender in Wien", schlurfte als buckeliger Mann in seiner mit Sado-Maso-Utensilien ausgestatteten Wohnung durchs Bild.

Obwohl er einmal Bankangestellter gewesen war, konnte Phettberg nie mit Geld umgehen, das rächte sich nun. Selbst in seinem Glanzjahr 1995, so rechnete er dem Publikum vor, habe er 900.000 Schilling (etwa 65.000 Euro) verdient, aber am Ende einen "Liquiditätsengpass" von 70.000 Schilling gehabt.

Ein Wunsch für "friedliche Weihnachten" aus der Klinik

Zuletzt - und bis zuletzt - schrieb Phettberg eine sowohl schonungslose als auch liebevolle Kolumne in der Wiener Wochenzeitung "Falter". "Jeden Tag wird mir der Speichel aus meinem Mund abgesaugt, das ist unangenehm", berichtete er in seinem letzten Beitrag aus der Klinik, in die er wegen einer Lungenentzündung eingewiesen worden war. "Frohe, gesunde und friedliche Weihnachten allüberall", wünschte der schwer erkrankte Phettberg seinen Lesern kurz vor seinem Tod.

"Er war ein Freund, ein Exzentriker, ein Literat, ein Intellektueller, ein Satiriker, ein Grenzgänger und vor allem ein lieber Mitmensch", schrieb "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk auf der Plattform Bluesky.

Mit Informationen von DPA

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