Orgelpfeifen der alten Orgel in Allerheiligen Nürnberg
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Orgelpfeifen der alten Orgel in Allerheiligen Nürnberg. Sie wird abgebaut und kommt nach Polen. Die katholische Kirche bekommt eine neue Orgel

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Von Nürnberg nach Kattowitz: Kirchenorgel zieht um

Von Nürnberg nach Kattowitz: Kirchenorgel zieht um

Pfeife um Pfeife wird die alte Orgel der katholischen Pfarrei Allerheiligen in Nürnberg derzeit abgebaut. Mit den Jahren ist ihre alte Elektrik fehlerhaft, eine Reparatur zu teuer. Nun weicht sie einer neuen und geht zerlegt auf Reisen – nach Polen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

55 Jahre hat die Orgel in der katholischen Pfarrei Allerheiligen in Nürnberg auf dem Buckel. Sie klingt inzwischen verstimmt, ist eine kosten- und zeitintensive Dauerbaustelle. Deswegen bekommt die Kirche nun eine neue Orgel – die alte wird abgebaut und ins polnische Kattowitz (Katowice) gebracht. Das ist vorerst die letzte Orgel, die im Erzbistum Bamberg ausgetauscht wird.

Alte Elektrik und fehlende Ersatzteile

Sein "Madla" (Mädchen) hat Kirchenmusiker Wolfgang Breunig 38 Jahre lang bespielt, so nennt der 62-Jährige liebevoll die Orgel in der katholischen Kirche Allerheiligen im Nürnberger Nordosten. Der Spieltisch schaltet plötzlich Register – also Pfeifen – zu, die überhaupt nicht angewählt waren. Das sei typisch für die in die Jahre gekommene Elektrik, schildert Breunig die Fehlschaltung. Er zeigt im BR-Interview, wo das Problem liegt – im Innenraum des Hauptwerks. Durch eine Tür gelangt man auf die Rückseite der insgesamt 2.600 Pfeifen in allen Größen. Dort ist eine auf Holz geschraubte Platine mit offen verlegten Kabeln. Das sei schon eine abenteuerliche Konstruktion, so der Kirchenmusiker, und deswegen auch störanfällig.

Orgel-Reparatur zu teuer

"Ein dauerverstimmtes Rückpositiv, undichte Blasebälge, kaputte Holzpfeifen, tausende kaputte Plastikteile, viele schrille Register, die in den 1960er-Jahren modern waren – die Liste der technischen und klanglichen Mängel ist schier endlos", erklärt der leitende Pfarrer Rainer Gast. Eine Generalüberholung koste gut und gerne 700.000 Euro. Das sei unwirtschaftlich, ergänzt der Kirchenmusiker Breunig, der in der Kirche Allerheiligen auch die ehrenamtlichen Organisten für das Erzbistum Bamberg ausbildet. Deswegen werde nun eine neue Orgel gebaut, für 1,2 Millionen Euro. Den Löwenanteil stemmt die Kirchenstiftung und das Erzbistum Bamberg. Die Lücke von aktuell noch 300.000 Euro soll über Patenschaften aus der Gemeinde und Spenden geschlossen werden.

Alte Orgel zieht in polnische Kirche

Pater Ksawery Majewski steht am frühen Morgen mit drei seiner Franziskanerbrüder sowie einem Spezialtrupp polnischer Handwerker vor dem Spieltisch. In seiner Kutte, darüber ein Sweatshirt und mit einer Bauleuchte ausgestattet, kriecht er in das Rückpositiv. Der 51-Jährige ist nicht nur Mönch, sondern auch ausgebildeter Elektriker und Orgelbauer. Über jede Pfeife und jedes Ventil macht er Notizen und lässt sich vom Kirchenmusiker Breunig genau die Schaltkreise erklären. Denn die Orgel kommt nicht etwa auf den Schrotthaufen, sondern zieht in die nagelneu gebaute Kirche des Franziskanerordens im polnischen Kattowitz um.

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Pater Ksawery Majewski aus Kattowitz ist Mönch, Elektriker und Orgelbauer und kümmert sich darum, die Orgel gut nach Polen zu transportieren.

Anfragen aus ganz Europa seien in Allerheiligen aufgelaufen, so Breunig, aber die Polen hätten neben der Ablösesumme von 35.000 Euro auch noch den Abbau leisten können, das sei ausschlaggebend für den Zuschlag gewesen. Fünf Tage lang werden die acht Millimeter bis über fünf Meter langen Pfeifen abgebaut. Die sogenannten spanischen Fanfaren, inzwischen eine Seltenheit bei Orgeln, seien wiederum der Hauptgrund, das Kircheninstrument zu kaufen, erklärt der Finanzchef des 55 Mann zählenden Ordens, Pater Ksawery.

Wegen Renovierung - Kirche bleibt bis Weihnachten zu

Wenn sich die zerlegten Hauptwerke, der Spieltisch und das Rückpositiv Ende der Woche auf den Weg nach Polen machen, schließen sich die Portale in der Kirche Allerheiligen. Die Kirche wird einer umfangreichen Renovierung unterzogen, erklärt der leitende Pfarrer Rainer Gast. Neben den aufzufrischenden Wandmalereien, müsste die Tonanlage ausgetauscht und ein neues Lichtkonzept eingebaut werden. "Bis Weihnachten weichen wir in die Nachbarkirche aus", so Gast.

Zwischenzeitlich beginne bei einem Orgelbauer in der Eifel der Neubau der Orgel. Die soll künftig aus zwei großen Werken bestehen und jeweils links und rechts neben der bunten Glasrosette auf der Empore stehen. "So hat sich's der Architekt der Kirche auch gedacht", freut sich Kirchenmusiker Wolfgang Breunig schon jetzt. Im nächsten Jahr soll die neue Orgel im dann sanierten Gotteshaus erklingen.

Inspektion der Orgel mit einer Taschenlampe.
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