"Lasst uns die Welt verändern!" Mit diesem Satz beendet Jonas Andrulis seine Rede auf der diesjährigen Münchner DLD-Konferenz. Es sind viele Augen auf ihn gerichtet. Sein Start-up Aleph Alpha gilt als Ausnahmeerscheinung: ein KI-Startup mit internationalem Gewicht, made in Germany? Davon gibt es nicht allzu viele.
Underdog trotz neunstelliger Investitionen
Erst vor einigen Monaten hat Aleph Alpha eine halbe Milliarde an Investmentgeldern eingesammelt. Um nicht von amerikanischen oder asiatischen Mitteln abhängig zu sein, kam das Geld größtenteils aus Deutschland und Europa – insbesondere von Bosch, SAP und der Schwarz-Gruppe.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ließ sich damals mit Andrulis ablichten, sprach von einer "wahnsinnigen Erfolgsgeschichte". Aber kann das Start-up tatsächlich halten, was es verspricht?
Was unterscheidet Aleph Alpha von anderen?
Andrulis glaubt ja – und verweist auf die Erfolge des jungen Unternehmens: "Wir hatten Multimodalität zwei Jahre vor GPT-4", betont er in seiner Rede. Multimodalität bezeichnet KI-Modelle, die verschiedene Medienformen wie Text, Bild und Audio miteinander kombinieren können. Hier habe Aleph Alpha also einen Vorsprung gegenüber dem amerikanischen Marktführer OpenAI.
Auch Aleph Alpha-Investor Christian Teichmann, Chef von Burda Principal Investments, glaubt an das Start-up: "Ich glaube, die große Stärke des Modells, das Aleph Alpha baut und weiterentwickelt, ist die Erklärbarkeit." Aleph Alpha-Texte seien für kritische Betrachter besonders gut benutzbar, während andere Modelle wie ChatGPT immer wieder mit unerkennbaren "Halluzinationen" zu kämpfen haben – also plausibel wirkenden, aber falschen Aussagen.
"Aleph Alpha hat zudem einen Fokus auf Firmenkunden", sagt Teichmann und verweist unter anderem auf die Banken- und Reisebranche. "Das sind die Dinge, auf die Aleph Alpha sich konzentrieren wird. Diese sind keine Massenapplikationen wie ChatGPT und deswegen vielleicht nicht so sichtbar. Aber die Nachhaltigkeit wird enorm sein."
Risikofaktor Deutschland?
Trotzdem: Im internationalen Vergleich ist Aleph Alpha ein klarer Underdog. 500 Millionen Euro in Investitionen mögen sich nach viel anhören, sind aber nur wenig im Vergleich zu den 13 Milliarden, die zum gleichen Zeitpunkt OpenAI eingesammelt hatte. Und während die KI-Branchen in den USA und China exponentiell wachsen, hat Europa zuletzt vor allem mit Regulierung von sich reden gemacht – nicht mit neuen Tech-Champions.
Auch Andrulis spricht in seiner Rede auf der DLD-Konferenz Herausforderungen an. "Wir sind eines der attraktivsten Start-ups in Deutschland", erklärt er. "Aber sogar wir tun uns schwer, tolle Leute zu finden."
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