Wahlkampf in den sozialen Medien
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Bundestagswahl: AfD und Linke führen beim TikTok-Wahlkampf

Bundestagswahl: AfD und Linke führen beim TikTok-Wahlkampf

Das Forschungsprojekt Sparta der Universität der Bundeswehr München bietet Einblicke in den digitalen Wahlkampf. Die politischen Ränder liegen beim Wahlkampf auf TikTok vorne: AfD und Linke dominieren dort mit zusammen fast 50 Prozent aller Aufrufe.

Der Bundestagswahlkampf 2025 findet für die junge Generation vor allem digital statt. Das zeigen auch die Daten: Seit Juli 2024 wurden auf der Video-Plattform TikTok über 470 Millionen Aufrufe unter Videos von politischen Parteien verzeichnet.

Auffällig dabei: Die politischen Ränder sind mit Abstand am erfolgreichsten. 123 Millionen, und damit rund 26 Prozent aller Aufrufe, entfallen auf Accounts der AfD. 108 Millionen gehen an die Linke. Gemeinsam machen die beiden Parteien fast die Hälfte der Parteien-Views auf TikTok unter sich aus.

Weiter hinten auf der Liste folgen zum aktuellen Stand die FDP (mit 67 Millionen), die Union (54), die Grünen (48), die SPD (39) und das BSW (32).

AfD und Linke stark auf TikTok

Zugänglich werden diese Daten durch das Forschungsprojekt Sparta (externer Link). Das ist an der Universität der Bundeswehr München angesiedelt und liefert einen Live-Blick darauf, welche Parteien gerade im Social-Media-Wahlkampf vorne liegen – und welche kaum vorkommen.

Die Daten machen auch sichtbar, dass sich über das vergangene halbe Jahr nochmal einiges getan hat – vor allem seit der Europawahl 2024. Die hatte gezeigt: Junge Menschen wählen heute anders als noch vor einigen Jahren. Die Grünen haben bei der jungen Generation stark verloren, die Union ist im Aufwind. Ganz besonders profitiert hat aber die AfD. 16 Prozent der 16- bis 24-Jährigen haben bei der Europawahl die AfD gewählt. Einer von vielen Gründen dafür war wohl die starke Präsenz der AfD auf TikTok – die wichtigste digitale Plattform für viele junge Menschen.

"Dieser TikTok-Schock bei den Parteien scheint dazu geführt zu haben, dass alle Parteien heute auf TikTok durchweg aktiver sind", meint die Politikprofessorin Jasmin Riedl. Sie leitet das Projekt Sparta. "Das sagt uns, dass die AfD kein uneinholbarer digitaler Champion ist."

Auch X bleibt relevant

Aber nicht nur TikTok ist für digitale Politik von Bedeutung – zeigen die Daten. "Wir sehen, dass in diesem digitalen Wahlkampf noch mal mehr über den Bundestagswahlkampf auf der Plattform X gesprochen wird als 2021", sagt Jasmin Riedl. Eine Massenabwanderung von der Plattform seit der Übernahme durch Elon Musk sei also nicht zu beobachten.

Was die Aufrufe auf X angeht, steht die AfD auch hier ganz vorne. Es folgen jedoch nicht die Linke, die hier deutlich schwächer ist, sondern zunächst Grüne, Union und SPD. Zudem ist das Parteienfeld hier allgemein ausgeglichener als auf dem eher einseitigen TikTok.

Anlaufstelle für Social Media-Analyse

Sparta ist nur eines der Projekte im Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr, das wiederum zur Universität der Bundeswehr München gehört. Hier, so Jasmin Riedl, soll eine Anlaufstelle für Social Media-Analyse und Social Media-Monitoring entstehen.

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