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Künstliche Intelligenz an Universitäten

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ChatGPT und Co.: Informatikerin fordert KI-Führerschein

KI spielt eine immer größere Rolle. Auch an fränkischen Universitäten wirken sich die digitalen Entwicklungen auf Lehre, Forschung und Abschlussarbeiten aus. Studierende und Lehrkräfte sollten sich besser damit auskennen, findet Ute Schmid.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Der Umgang mit der digitalen Welt ist für Informatikerin Prof. Ute Schmid von der Uni Bamberg schon lange Alltag. Sie forscht schon seit mehr als 20 Jahren zum Thema künstliche Intelligenz und arbeitet am Lehrstuhl für Kognitive Systeme. "Erstmal ist künstliche Intelligenz nicht gut oder böse. Es ist eine Technologie", betont Prof. Schmid. Diese eröffne neue Möglichkeiten.

An der Uni Bamberg stehen die Wissenschaftler rund um Ute Schmid KI-Anwendungen sehr offen gegenüber. Es gibt übergreifende Projekte von Informatik über Geistes- und Sozialwissenschaften, um die neuen Tools in die Lehre zu integrieren. Voraussetzung dafür ist aber, dass alle Beteiligten sich mit damit auskennen und wissen, wie sie genutzt werden kann. Der kritische Umgang mit künstlicher Intelligenz müsse gelernt werden. Es gehe darum, zu wissen, was künstliche Intelligenz leisten kann.

Mehr Wissen über künstliche Intelligenz schaffen

Prof. Ute Schmid ist der Überzeugung, dass es vor allem mehr Wissen über künstliche Intelligenz braucht, um sie sinnvoll im Studienalltag einsetzen zu können. "Ich glaube in Zukunft müssen Grundkompetenzen in allen Studiengängen geschaffen werden. Nicht nur die Studierenden, auch die Lehrenden müssen entsprechend fortgebildet werden. Man spricht da von 'AI literacy'."

ChatGPT und Sprachmodelle in Abschlussarbeiten?

Die künstliche Intelligenz ChatGPT erstellt Texte, formuliert Ideen, gibt Antworten auf nahezu alle Fragen. Die neuen Möglichkeiten sind nahezu unerschöpflich. Da stellt sich die Frage: Was müssen Studierende überhaupt noch wissen, wenn die Software das Wissen einfach so in wenigen Sekunden liefert? Und wie lässt sich in Abschlussarbeiten überprüfen, wer den Text geschrieben hat? Waren es die Studierenden oder der Computer? Die Uni Prag hat Konsequenzen gezogen und deshalb nun schriftliche Bachelorarbeiten abgeschafft, zumindest an der Fakultät für Betriebswirtschaft. In Zeiten von KI, also von Sprachmodellen und ChatGPT, würde das nicht mehr viel Sinn ergeben. Das Thema beschäftigt auch die Wissenschaftler in Bamberg und und an der FAU Erlangen-Nürnberg.

Fränkische Unis bleiben bei Abschlussarbeiten

Prof. Ute Schmid hat die Entscheidung der Prager Uni mit Interesse verfolgt. "Wir sehen das hier eher offen und gelassen. Man muss natürlich beobachten, wie Studierende die neuen Tools nutzen. Aber erstmal sehen wir kein Problem, dass Studierende ChatGPT oder andere Tools nutzen. Wichtig und entscheidend ist aber, sie müssen die Nutzung angeben und kenntlich machen."

Es komme auf den Umgang mit der Software an. Zielführend sei, dass Studierende die KI-basierten Ergebnisse prüfen, sich damit auseinandersetzen, Quellen checken und vor allem auch korrigieren. Die Ergebnisse, die ChatGPT liefert, könnten ein Ideenansatz sein, etwa für eine Gliederung oder Ähnliches. Dann gelte es aber, sich damit wissenschaftlich auseinanderzusetzen, erläutert die Informatikerin.

KI als Hilfsmittel einsetzen

An der Uni Bamberg wird ein offener Umgang mit KI gepflegt. Die neuen technischen Möglichkeiten gehören hier zum Alltag und sind Forschungsschwerpunkt. Die Studierenden Eva Jansohn und Johannes Langer programmieren gerade ein KI-basiertes Tutormodell für Drittklässler, um besser Mathe zu lernen. "Ich denke, man kommt auf jeden Fall weiter mit KI. Man muss halt wissen wie man damit arbeitet. Das ist genauso wie mit Google und dem Internet, das musste man auch am Anfang erst lernen", erklärt Jansohn.

Johannes Langer schreibt gerade an seiner Masterarbeit. KI nutzt er als Hilfe, mehr aber nicht. Seine Betreuer würden auch schnell merken, wenn der Text nicht von ihm stammen würde, erzählt der Student. "Ich verteidige das ja auch mit einer Präsentation und muss da auch wirklich zeigen, dass ich tatsächlich weiß, worüber ich geschrieben habe."

FAU Erlangen-Nürnberg erarbeitet Ansätze im Umgang mit KI

Auch bei den knapp 40.000 Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ist KI ein großes Thema. Abschlussarbeiten soll es auch hier weitergeben. Wer ChatGPT verwendet muss das kennzeichnen. Die Software erstellt und strukturiert Texte, scannt Milliarden Daten und gibt Antworten.

Der Präsident, Prof. Joachim Hornegger, findet: Studierende sollten sich damit auskennen. In Prüfungen müssten sie aber noch alleine klarkommen. "Wir haben Prüfungen, in denen wir den Studierenden erlauben alle Bücher mitzubringen, die sie tragen können. Die Aufgaben sind so schwer, dass man es nicht irgendwo nachlesen kann, sondern komplexe Lösungen finden muss. Wir werden zukünftig überlegen, in welchen Prüfungen ChatGPT zugelassen wird oder nicht."

Der Präsident ist sich mit Informatikern Prof. Ute Schmid einig. Es braucht mehr Grundwissen über künstliche Intelligenz. KI sei das Rüstzeug für die Zukunft an den bayerischen Hochschulen.

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