Der typische Chatbot hat einen entscheidenden Nachteil: Er kennt nur, was in seinen Trainingsdaten steckt. Bei aktuellen Ereignissen oder spezifischen Detailfragen stößt er schnell an Grenzen. "Deep Research" soll das ändern. Anders als die einfache Websuche, die Chatbots wie ChatGPT seit 2023 anbieten, geht Deep Research mehrere Schritte weiter: Die KI sucht nicht nur nach Informationen, sondern verarbeitet viele gefundene Webseiten komplett, folgt Links, analysiert PDFs, und erstellt eigenständig einen Bericht mit Quellenangaben – ähnlich wie ein menschlicher Analyst.
Zwar können auch Deep-Research-Systeme Fehler machen. Dennoch markieren die Forschungsprogramme einen weiteren Sprung im KI-Wettlauf. Denn während normale Chatbots oft an der Oberfläche bleiben und keine verlässlichen Quellen ausgeben können, verspricht Deep Research fundierte Informationen mit Belegen. Mittlerweile gibt es vier gängige Anbieter für "Deep Research"-Tools. Diese unterscheiden sich deutlich in Preis, Qualität und Funktionsweise.
ChatGPT Pro
ChatGPTs Deep-Research-Modus gilt als Maßstab für Gründlichkeit. Er produziert ausführliche, gut strukturierte Berichte mit zahlreichen seriösen Quellen wie akademischen Arbeiten und offiziellen Berichten. Beeindruckend ist die Fähigkeit, komplexe und widersprüchliche Konzepte zu verknüpfen – ähnlich wie es ein "angehender Doktorand" tun würde. ChatGPT-Entwickler bewirbt das Feature als "Forschungsassistenten auf dem Niveau eines ausgebildeten Analysten".
Auch im "KI-Podcast" der ARD wurde das Tool kurz nach Erscheinen getestet – mit erstaunlichen Ergebnissen. Deep Research ist tatsächlich in der Lage, in nur einigen Minuten einen soliden Bericht zu nahezu jedem Thema zusammenzustellen – und eignet sich damit vor allem zum Einstieg in ein kompliziertes Recherchethema. Auf dem Niveau eines menschlichen Experten sind die Ergebnisse allerdings noch nicht.
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Der Haken: Diese Funktion ist nur im teuren ChatGPT Pro-Abonnement für rund 200 Euro pro Monat verfügbar und auf 100 Deep-Research-Anfragen begrenzt. OpenAI hat zwar angekündigt, die Funktion künftig auch in günstigeren Tarifen anzubieten, doch bisher bleibt Deep Research ein Premium-Feature.
Google Gemini
Googles Variante von "Deep Research" ist über den Google-eigenen Chatbot Gemini mit der Einstellung "1.5 Pro mit Deep Research" zugänglich. Nach der Aktivierung des Monatsabos für etwa 20 Euro können Nutzer diese Funktion aktivieren. Der Workflow beginnt damit, dass Gemini einen Rechercheplan für die Anfrage erstellt, den der Nutzer überprüfen oder bearbeiten kann.
Googles Agent bietet hochwertige, aber etwas kürzere und oberflächlichere Berichte als ChatGPT. Besonders stark ist Gemini bei aktuellen Informationen. Ein Vorteil ist auch die nahtlose Integration in das Google-Ökosystem – mit einem Klick lässt sich der gesamte Bericht in ein Google-Dokument exportieren.
Perplexity Deep-Research
Auch die KI-Suchmaschine Perplexity spielt bei dem Trend mit: Perplexity war schon immer als eine Art Kreuzung zwischen Chatbot und klassischer Suchmaschine angedacht. Bemerkenswert ist, dass Perplexity seine Deep-Research-Funktionalität sogar auf der kostenlosen Stufe anbietet – anders als Google und OpenAI.
Im Vergleich zu ChatGPT oder Gemini ist Perplexitys Prozess in der Regel schneller. Die Antworten sind prägnant und faktenreich, aber weniger tiefgründig als bei ChatGPT und Google. Für die meisten alltäglichen Recherchen tut es aber auch eine klassische Perplexity-Suche.
Open Deep-Research
Nur einen Tag nach der Ankündigung von ChatGPTs Deep Research hatte auch das Team der Open Source-Plattform Hugging Face eine eigene Variante der "Deep Research"-Funktion entwickelt. Dieses komplett kostenlose Open-Source-Projekt ermöglicht es jedem, die Technologie zu nutzen oder selbst zu hosten.
Die Qualität der Ausgabe ist angesichts der raschen Entwicklung beeindruckend, hängt aber hinter den großen kommerziellen Modellen. Der offene Ansatz bedeutet jedoch, dass jeder die Technologie anpassen und verbessern kann – ein deutlicher Vorteil gegenüber geschlossenen Plattformen.
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