Es vergeht kein Tag, an dem Elon Musk nicht versucht, sich in die Schlagzeilen zu bringen. Fast jedes Mittel scheint ihm dabei recht zu sein. Auch wenn der Grund vermutlich "hausgemacht" ist. Jetzt feuerte er eine ganze Tirade an Tweets ab. Die meisten davon kritisierten den iPhone-Hersteller Apple.
Auf Twitter schrieb er: "Apple hat damit gedroht, Twitter aus seinem App-Store zu entfernen, aber sie weigern sich, uns zu sagen, warum."
"Ist Apple gegen Meinungsfreiheit?"
Musk fragte, ob Apple die freie Meinungsäußerung hasse. Er kritisierte die App-Gebühren des Unternehmens und sinnierte per Tweets darüber, ob Apple Vorbehalte gegen ein anderes seiner Unternehmen, nämlich Tesla habe.
- Zum Artikel: "Viel Chaos seit der Übernahme - Twitter wird unzuverlässig"
Apple ist Twitters wichtigster Werbekunde
Musk behauptete weiter, dass Apple seine Werbemaßnahmen bei dem Kurznachrichtendienst komplett eingestellt habe. Apple war bislang einer der wichtigsten Werbekunden des sozialen Netzwerks. Im ersten Quartal hat es rund 48 Millionen Dollar für Werbung bei Twitter ausgegeben. Das entsprach gut vier Prozent der Werbeeinnahmen des Unternehmens in diesem Zeitraum. Pro Jahre sollen sich die Werbeausgaben auf weit über 100 Millionen Dollar summiert haben.
Bei Apple, so berichten verschiedene US-Medien, habe sich allein ein 100-köpfiges Team damit beschäftigt, die Werbebotschaften bei Twitter zu koordinieren. Der Kurznachrichtendienst ist besonders wichtig für Apple gewesen, seit es seine Werbemaßnahmen bei Facebook komplett eingestellt hat.
Die Macht von Apple
Die geharnischte Reaktion von Musk wiederum zeigt, welche Macht Apple über die Plattform hat. Dem wertvollsten Unternehmen der Welt könnte aber noch eine weitere, wichtige Rolle zukommen - nämlich als Kontrollinstanz. Neben Google und dessen Android-App-Store ist es nämlich zu einer Art unfreiwilliger Datenschützer des Internets geworden.
Apple hat in der Vergangenheit immer wieder die Apps anderer Unternehmen aus seinem App-Store verbannt. Zumeist bei Verstoß gegen die Unternehmensrichtlinien - wenn sie Gewalt verherrlicht oder pornografische Inhalte veröffentlicht haben. Besonders prominent war das Verbot der von Rechtsextremisten genutzten App Parler, die mittlerweile wieder zugelassen ist.
Zugang zu 1,5 Milliarden Geräten
Wenn Apple eine App sperrt, kann sie weder auf den iPhones noch den iPads des Konzerns installiert werden. Die Nutzerinnen und Nutzer erhalten dann auch keine Updates mehr. Bei einer Sperre der Twitter-App würde Musk damit auf einen Schlag den Zugang zu rund 1,5 Milliarden Apple-Geräten verlieren.
- Zum Artikel: "Würzburger Jurist gegen Twitter vor Gericht: Urteil im Dezember"
Musks Kritik
Musk verbindet seine Kritik an Apple auch mit dem Kampf um die Meinungsfreiheit. Das scheint bei seinen Followern besonders gut anzukommen. Vor allem aus dem rechtsextremen Lager erhält er hier viel Beifall. Außerdem steht Apple seit vielen Jahren in der Kritik, weil es Gebühren von den App-Entwicklern bis zu 30 Prozent des Verkaufspreises einer App verlangt. Das dürfte Musk vor allem den Beifall von App-Entwicklern und den Regulierungsbehörden einbringen.
Twitter gehen die Werbekunden flöten
Nicht nur Apple hat wohl seine Werbeausgaben bei dem Musk-Unternehmen massiv reduziert. Auch andere große Marken wie Pfizer, Volkswagen, Ford oder Novartis haben ihre Anzeigen eingestellt. Zwar leidet der gesamte Online-Anzeigenmarkt derzeit unter einem Rückgang von Online-Werbung. Bei Twitter sind die großen Marketingfirmen aber deutlich vorsichtiger geworden. In den vergangenen Wochen konnten sie gewissermaßen hautnah miterleben, wie es immer chaotischer auf der Plattform unter ihrem neuen Chef Musk zuging, der zum Beispiel auch wieder das Konto von Ex-US-Präsident Donald Trump aktiviert hatte.
Der 51-Jährige hat nicht nur mehr als die Hälfte aller Twitter-Angestellten gefeuert, es besteht auch die Sorge, dass dadurch Falschinformationen und Hassrede nicht mehr ausreichend bekämpft werden können.
Was könnten die wahren Gründe für ein Verbot der Twitter-App bei Apple sein?
Wenn Apple, so wie Musk behauptet, tatsächlich Twitter mit einem Verbot seiner App gedroht habe, dann könnte das vermutlich zwei Gründe haben:
Zum einen beobachtet Apple eine deutliche Zunahme von Falschinformationen (die eines Elon Musk eingeschlossen) und Hassrede auf der Plattform. Zum anderen könnte Twitter für seinen neuen Abo-Dienst "Blue" eine überarbeitete Version seiner App bei Apple eingereicht und dort eine Zahlungsoption eingebaut haben, die auf das Internet verweist. Das wäre dann ein eindeutiger Verstoß gegen die Apple-Richtlinien.
Der iPhone-Hersteller hat sich trotz mehrfacher Anfragen zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!