Es ist keine Woche her, da galt Sam Altman noch als der König des Silicon Valley. Altman war als Chef des KI-Start-ups OpenAI der gefragteste Unternehmer der Stunde. Im Sommer hatten ihn Ursula von der Leyen und Olaf Scholz zu Gesprächen empfangen, im Winter davor hatte die Veröffentlichung des KI-Chatbots ChatGPT ihn über Nacht zum Prominenten gemacht. Und dann … schien plötzlich alles vorbei.
Sam Altman wechselt zu Microsoft
Am Freitag hatte der OpenAI-Vorstand Altman entlassen. Das Ganze kam als Schock, nicht nur für Altman selbst, sondern auch für Microsoft, dem wichtigsten Investor bei OpenAI. Industrie-Experte Alex Kantrowitz bezeichnete das Geschehen als "die schockierendste Tech-Entlassung in über einem Jahrzehnt".
Nur wenige Stunden später hatten einige hochrangige Mitarbeiter – darunter OpenAI-Co-Gründer Greg Brockman, ihre Stellen bei OpenAI gekündigt, aus Solidarität mit Altman. Und Stand Dienstag haben diese möglicherweise bereits ein neues Zuhause gefunden: Microsoft hat bereits angekündigt, dass Sam Altman bei Microsoft eine neue Forschungseinheit leiten soll.
Folgt die OpenAI-Belegschaft Sam Altman?
Microsoft droht nun indirekt damit, seinem Geschäftspartner OpenAI in großem Stil Mitarbeiter abzuwerben. "An meine Partner bei OpenAI", schreibt Microsofts Technologie-Chef Kevin Scott auf X. "Wenn sie benötigt wird, steht für euch eine Rolle bei Microsoft zur gleichen Bezahlung bereit."
Dieses Versprechen passt zu dem offenen Brief, den ein Großteil der OpenAI-Belegschaft unterschrieben hat. Über 700 der 770 Mitarbeiter von OpenAI haben mit Kündigung gedroht, sollte der OpenAI-Vorstand nicht zurücktreten und Sam Altmam zurückholen. Besonders brisant: Unter den Unterzeichnern ist sogar Mira Murati, die frühere Technologie-Chefin von OpenAI, die am Freitag durch den Vorstand als Sam Altmans Nachfolgerin eingesetzt wurde.
Was bedeutet der Rauswurf von Sam Altman für die KI-Zukunft? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem neuen Podcast von BR24 und SWR.
Was steckt hinter dem Kampf um OpenAI?
In all dem Chaos bleibt eine Frage ungeklärt: Warum wurde Sam Altman entlassen? Die ursprüngliche Erklärung des Vorstands, Sam Altman sei nicht "durchgehend ehrlich" gewesen, bleibt das einzige offizielle Statement, mehr ist nach wie vor nicht bekannt.
Übers Wochenende wuchs im Silicon Valley der Verdacht, es habe sich um einen ideologischen Streit gehandelt: Sam Altman habe zu sehr auf Tempo und Kommerzialisierung gedrängt. Der Vorstand von OpenAI ist jedoch kein klassischer Unternehmensvorstand, sondern gehört zu einer gemeinnützigen Stiftung, welche wiederum das Start-up OpenAI verwaltet. Diese Stiftung hat keine Pflichten zur Profitmaximierung – stattdessen sei sie nur "dem Wohl der Menschheit" verpflichtet, so die offizielle Linie.
Was das genau bedeutet, und ob der Vorstand wirklich in Sam Altman ein Sicherheitsrisiko gesehen haben könnte, ist auch unklar. Immerhin war der Vorstand bereits am Wochenende wieder in Verhandlungen über eine Rückkehr Altmans zu OpenAI.
Was heißt das für die Zukunft?
Nach wie vor überschlagen sich im Silicon Valley die Meldungen – und die Zukunft von OpenAI scheint unsicher. Der Ausgang des Machtkampfs könnte massive Folgen für die Zukunft der künstlichen Intelligenz haben – und die weltweite Wirtschaft prägen. Doch wie diese Folgen aussehen, könnte sich erst in einigen Jahren zeigen.
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