72 Prozent der Jugendlichen in Deutschland spielen regelmäßig Spiele am Computer, der Konsole oder auf dem Handy – im Schnitt anderthalb Stunden täglich: Das ist das Ergebnis der "JIM-Studie 2023" des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest.
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Und darauf muss auch die kommunale Jugendarbeit reagieren, sagt Johannes Wurm, Jugendpfleger im Landkreis Hof. Zusammen mit mehr als 40 Ehrenamtlichen hat er daher die erste Gaming-Messe in Hof auf die Beine gestellt: "Wir machen eine Messe für Nerd-Culture, weil wir nahe an den Interessen junger Menschen arbeiten wollen."
Gaming-Messe in Hof bietet auch Einblicke in die Robotik
Am Samstag dreht sich in der Freiheitshalle Hof von 10 bis 18 Uhr alles rund ums Spielen. Im Mittelpunkt stehen Video- und Computerspiele, aber auch Sammelkarten-Turniere und Brettspiele können ausprobiert werden. Außerdem gibt es unter anderem Workshops zu Robotik und Minecraft. Und auch die Fans von Rollenspielen sollen auf ihre Kosten kommen. So können sich sogenannte Cosplayerinnen und Cosplayer in ihren fantasiereichen Kostümen präsentieren. Auch in Franken ist Cosplay ein großer Trend.
Ganz bewusst hat sich das Team mit dem Messe-Titel "LFG-con" für einen festen Begriff aus der Gaming-Szene entschieden: "LFG – Looking for Group" bedeutet: "Ich suche Mitspieler".
"Wir wollen mit dieser Messe die Kids quasi aus dem Keller holen, sie miteinander vernetzen, sie zu Teams zusammenbringen." Johannes Wurm, Organisator
Die Idee zu dieser Messe hatten Ariane Pollak (27 Jahre) und Stefan Preisinger (38 Jahre). Die beiden haben an der Hochschule Hof Informatik studiert, arbeiten nun selbständig im KI-Bereich beziehungsweise im E-Commerce und sind leidenschaftliche Gamer.
Games trainieren Koordination, Team- und Reaktionsfähigkeit
Ariane Pollak zum Beispiel ist begeistert von Strategiespielen und streamt ihre Einsätze auch für ein größeres Publikum. "Bei den Spielen geht es zum Beispiel um Teamfähigkeit, außerdem habe ich intensiv Englisch dabei gelernt." Auch für Stefan Preisinger liegen die Vorteile des Gamings auf der Hand: Er ist selbst aktiver Fußballer und trainiert bei Shooting-Wettkämpfen am Computer seine Reaktionsfähigkeit und Augen-Hand-Koordination.
Auf der Heimfahrt von der "Gamescom" in Köln – der weltgrößten Messe rund um Computer- und Videospiele – nach Hof träumten Pollak und Preisinger von einem ähnlichen Event in kleinerer Form in Oberfranken. "Sonst gibt es solche Gaming-Messe eigentlich nur in großen Städten wie Hamburg oder Berlin."
Infos über das richtige Maß beim "Zocken"
Mit ihrem Traum rannten die beiden nicht nur bei Jugendpfleger Johannes Wurm – selbst leidenschaftlicher Akteur in Abenteuer-Spielen – offene Türen ein. Auch Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) und Landrat Oliver Bär (CSU) begeisterten sich schnell für die Idee. Der Landkreis stellte rund 10.000 Euro zur Verfügung: "Wir wollen mit dieser Veranstaltung für unsere Jugendlichen in der Region ein Ausrufezeichen setzen", so Landrat Bär.
Wichtig sei es, dabei auch den richtigen Umgang zu lehren – Kinder, Jugendliche und auch ihre Eltern zu informieren. So gibt es auf der Hofer Messe zum Beispiel Infostände zum Thema Gesundheit und Diskussionsrunden um das richtige Maß beim Zocken. Dazu erzählen Profis, wie sie sich fit halten – so etwa der aus dem Landkreis Hof stammende Michael Bittner, der mehrfacher Deutscher Meister im E-Fußball ist und unter anderem bei Werder Bremen unter Vertrag stand.
Gaming wird zum Wirtschaftsfaktor
Und dem Hofer Landrat Bär ist noch ein Aspekt wichtig: "Wir wollen darauf hinweisen, dass der Gaming-Bereich ein wichtiger Innovationstreiber ist – und ein immer wichtiger werdender Wirtschaftsfaktor." Tatsächlich gelten Computerspiele als Innovationstreiber und Keimzellen der heute so wichtigen IT-Technologie. Gefördert wurde die Branche in Bayern im vergangenen Jahr mit gut 4,4 Millionen Euro.
Nach Auskunft des Branchenverbands Game machten die Firmen rund um Video- und Computerspiele 2023 im Gegenzug einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro in Deutschland. Dabei ist Deutschland wegen schlechter Rahmenbedingungen eher uninteressant für große Studios.
Dennoch sind bei der Messe in Hof auch 30 Aussteller aus dem Gaming-Bereich und zehn Spieleentwickler dabei. Von ihnen erfährt das Publikum, wie aus einer ersten Idee ein marktfähiges Produkt wird.
Mit VR-Brillen Bäumen beim Wachsen zusehen
Und der Landkreis Hof nutzt die Messe auch, um verschiedene Projekte aus dem "Smart-City-Programm" zu präsentieren – da geht es um zum Beispiel um konkreten Hochwasser-Schutz oder um aktive Beteiligung der Menschen an der Stadtplanung. Bei einem Projekt mit der Hochschule kann man beispielsweise dank Simulation mit VR-Brillen erleben, welchen Schatten ein jetzt gepflanzter Baum in einigen Jahren auf einem Marktplatz wirft.
Die Hofer Gaming-Messe "LFG-Con" ist schon im Vorfeld auf großes Interesse gestoßen. Im Vorverkauf sicherten sich rund 1.000 Menschen ihre Tickets. Das Mindestalter beträgt zwölf Jahre – jüngere Kinder können die Veranstaltung in Begleitung eines Erwachsenen besuchen. An der Tageskasse und auch online (lfg-con.de) gibt es die Eintrittskarten für 8 Euro.
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