Das Team von Kanzler Scholz ist jetzt unterwegs auf TikTok
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Das Team von Kanzler Scholz ist jetzt unterwegs auf TikTok

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Offizieller Kanzler-Account: Warum es Scholz zu TikTok zieht

Für junge Menschen ist die Video-App TikTok mittlerweile die wichtigste Informationsquelle – doch die Ampel-Parteien spielen dort kaum eine Rolle. Bundeskanzler Olaf Scholz hat nun seinen eigenen Account dort eröffnet – trotz Kritik an der Plattform.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Bundeskanzler Olaf Scholz mischt ab sofort auf TikTok mit. Unter dem Nutzernamen @TeamBundeskanzler sollen ab sofort Kurzvideos über die Arbeit des Kanzlers erscheinen.

Kanzler auf TikTok

Das "Team" im Namen scheint hier Programm zu sein. In den ersten zwei Videos auf dem Account kommt der Kanzler selbst nicht zu Wort – stattdessen ist ein Gang durch Scholz' Büro sowie Ausschnitte aus der Pressekonferenz zu sehen, auf der der neue TikTok-Account erstmals vorgestellt wurde.

Es sieht also nicht so aus, als würde Olaf Scholz sich bald persönlich an Challenges und Trends beteiligen. Stattdessen solle wie auf anderen Social-Media-Plattformen auch über die Arbeit des Bundeskanzlers und der Bundesregierung informiert werden. Zumindest verspricht Scholz selbst in einer Ankündigung auf X: "Ich tanze nicht. Versprochen."

AfD dominiert – SPD liegt zurück

Doch hinter dem Statement mit Augenzwinkern steht ein ernster Hintergrund. Eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für Medienforschung hat vor einigen Monaten ergeben: Für junge Menschen zwischen 18 und 24 ist TikTok die wichtigste Informationsquelle – gefolgt von anderen Apps wie Instagram und YouTube.

Doch die Kanzler-Partei SPD findet auf TikTok kaum statt. In den Top 10 der meistabonnierten Politiker-Accounts auf TikTok befindet sich kein einziger Kanal der SPD, und nur ein einziger aus den Regierungsparteien der Ampel: der bayerische FDP-Politiker Wolfgang Heubisch.

Tatsächlich dominiert auf TikTok vor allem eine Partei: die AfD. Sechs der zehn meistabonnierten Politiker-Accounts gehören Politikern der AfD, Spitzenreiter ist der Landtagsabgeordnete Ulrich Siegmund aus Sachsen-Anhalt mit fast 400.000 Followern. Das führt nun dazu, dass andere Parteien nachziehen wollen. Auch weniger bekannte Politiker als den Kanzler treibt es mittlerweile auf die Plattform, etwa Josef Lausch von den Freien Wählern.

Sorge um TikTok

Viele Politiker und Parteien sind beim Thema TikTok immer noch zögerlich. Das liegt auch daran, dass die Plattform so umstritten ist: TikTok gehört dem chinesischen Tech-Konzern ByteDance und steht damit auch indirekt unter dem Einfluss der autokratischen chinesischen Regierung. Das wird vor allem dann brisant, wenn TikTok das Verbreiten von Falschinformationen oder das Zensieren von China-kritischen Nachrichten vorgeworfen wird.

In den USA wird deshalb gerade wieder einmal diskutiert, ob TikTok an ein westliches Unternehmen verkauft werden müsse, um weiter in den Vereinigten Staaten aktiv sein zu dürfen. Doch auch in Europa regt sich Kritik. CDU-Politiker Roderich Kiesewetter nannte die App unlängst eine "Gefahr für unsere Demokratie".

Scholz folgt Biden

Viele Politiker und Parteien stecken deshalb in einem Dilemma: Prinzipientreu bleiben, und auf TikTok verzichten? Oder versuchen, die Jugend dort zu erreichen, wo sie sich im Internet aufhält. Ende 2022 hatte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann noch erklärt, TikTok sei "nicht ein geeigneter Kanal für einen Bundeskanzler-Account".

Mittlerweile hat sich das Kanzleramt anders entschieden – und folgt damit einem prominenten Vorbild. Auch US-Präsident Biden lässt kein gutes Haar an der App, und gilt als Unterstützer einer Einschränkung von TikTok in den USA. Dennoch betreibt das Team des Präsidenten seit Kurzem einen TikTok-Account.

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