Der saudi-arabische Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) übernimmt über seine Tochterfirma "Scopely" die Gaming-Sparte des US-Entwicklers "Niantic", darunter den Mega-Hit Pokémon Go. Die Kaufsumme liegt bei rund 3,5 Milliarden Dollar, wie beide Unternehmen jetzt bekanntgaben. Neben Pokémon Go gehen auch weitere Spiele-Titel wie "Monster Hunter Now" und "Pikmin Bloom" in saudi-arabischen Besitz über.
Nach fast zehn Jahren immer noch ein Megahit
Der Verkauf unterstreicht den anhaltenden Erfolg von Pokémon Go. Fast ein Jahrzehnt nach seinem Start 2016 zählt das Augmented Reality-Spiel, bei dem Spieler reale Orte aufsuchen müssen, um virtuelle Monster zu fangen, immer noch zu den umsatzstärksten Mobile-Games weltweit. Mit rund 30 Millionen monatlich aktiven Spielern und Gesamteinnahmen, die längst die Milliardengrenze überschritten haben, bleibt das Spiel ein Phänomen.
Der Kauf ist Teil einer breit angelegten Strategie Saudi-Arabiens, massiv in die Gaming-Branche zu investieren. Der Staatsfonds PIF, der über Hunderte Milliarden Dollar aus den Öl-Einnahmen des Landes verfügt, hat in den vergangenen Jahren Anteile an zahlreichen großen Spiele-Publishern erworben, darunter "Nintendo", "Electronic Arts" und "Take-Two Interactive".
Saudi-Arabiens milliardenschwerer Griff nach Gaming-Industrie
Auch im E-Sport macht sich das Königreich bemerkbar: Saudi-Arabien richtete im vergangenen Jahr den "Esports World Cup" mit einem Preispool von über 60 Millionen Dollar aus und wird 2027 Gastgeber der geplanten "Olympischen Esports-Spiele" sein.
Die Investitionen werden vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman vorangetrieben, dessen Regierung wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht. Ähnlich wie bei den Investitionen in den Profifußball – unter anderem beim englischen Premier-League-Club Newcastle United – werfen Kritiker dem Land "Sportswashing" vor, also den Versuch, durch Sportinvestitionen das internationale Image aufzupolieren.
Was passiert mit den Nutzerdaten?
Die Übernahme wirft Fragen zum Datenschutz auf. Pokémon Go sammelt umfangreiche Standortdaten seiner Spieler – schließlich basiert das gesamte Spielkonzept darauf, dass Nutzer im realen Leben unterwegs sind und ihre Position geteilt wird.
Scopely versicherte nach Bekanntwerden des Deals gegenüber dem tech-Magazin "404 media" (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt), dass "der Schutz der Privatsphäre und der Daten der Spieler von größter Bedeutung für Scopely und Niantic" sei. Spielerdaten würden "immer in Übereinstimmung mit strengen Datenschutzgesetzen und -vorschriften behandelt und ausschließlich auf in den USA ansässigen Servern gespeichert", hieß es in einer Stellungnahme. Man werde "niemals Daten an Dritte verkaufen".
Standort, Standort, Standort - Was bayerische Spieler wissen sollten
Trotz der Zusicherungen des Unternehmens bleiben Fachleute skeptisch. Pokémon Go sammelt nicht nur, wo sich Spieler befinden – die App kann auch Rückschlüsse auf Bewegungsmuster, besuchte Orte und sogar soziale Interaktionen erlauben, wenn Spieler gemeinsam unterwegs sind. Auch für bayerische Nutzer, die in München, Nürnberg oder anderen Städten auf Pokémon-Jagd gehen, stellt sich die Frage: Was passiert mit diesen sensiblen Daten?
Zwar liegen keine konkreten Hinweise auf Datenmissbrauch vor, doch die Übernahme zeigt, wie undurchsichtig die Verwertung von Nutzerdaten sein kann. Besonders brisant: Niantic plant offenbar, sein KI-Kartierungsgeschäft, das Pokémon-Go-Daten zur Erstellung eines "großen Geodatenmodells" nutzt, in ein separates Unternehmen namens "Niantic Spatial" auszugliedern – in das Scopely bereits 50 Millionen Dollar investiert hat.
Was Spieler tun können? Wer auf Nummer sicher gehen will, kann in den Einstellungen seines Smartphones die Standortfreigabe für die App einschränken oder Pokémon Go nur bei aktiver Nutzung Zugriff auf den Standort gewähren. Ob das Spiel dann allerdings noch Spaß macht, ist eine andere Frage – schließlich ist die Standortnutzung ein Kernbestandteil des Spielprinzips.
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