Ein Mann sitzt vor einem Computer und hackt.
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"Sicherheitsvorfall" – Handwerkskammern offenbar gehackt

Die Zahl von Cyberattacken im Freistaat steigt weiter an. Vor allem Angriffe auf Unternehmen, öffentliche Stellen und Forschungseinrichtungen haben zugenommen. Nun hat es offenbar die Handwerkskammern in Bayern erwischt. Wie groß ist das Ausmaß?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Tausende Hackerangriffe gibt es im Freistaat jedes Jahr und die Zahl nimmt immer weiter zu. Beliebte Ziele sind neben privaten Unternehmen auch Behörden und öffentliche Stellen. Das belegt ein Bericht zur IT-Sicherheit aus dem September des vergangenen Jahres.

Momentan sind die Websites der bayerischen Handwerkskammern (HWK) nicht mehr erreichbar – es wird von einem "Sicherheitsvorfall" gesprochen.

Waren es Hacker?

Auch die Online-Dienste der Handwerkskammern stehen nicht zur Verfügung. Bereits in der vergangenen Woche soll es laut HWK zu "einem Vorfall im Rechenzentrum des IT-Dienstleisters der Handwerkskammer" gekommen sein. Daraufhin seien alle Systeme vom Netz genommen worden.

Noch sei unklar, ob Daten "abgeflossen" sind, so die HWK Niederbayern/Oberpfalz in einer Mitteilung. Das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht wurde jedenfalls informiert.

Auf BR-Nachfrage hat ein HWK-Sprecher in Schwaben bestätigt, dass es sich um einen Hackerangriff auf den externen IT-Dienstleister handelt.

IT-Dienstleister auch offline

Betroffen sind nach eigenen Angaben alle bayerischen Handwerkskammern: Niederbayern/Oberpfalz, Oberbayern, Schwaben, Unterfranken, Mittel- und Oberfranken.

Zudem gibt es Meldungen, dass die Handwerkskammern in ganz Deutschland nicht erreichbar sind. Über einen Zusammenhang mit den bayerischen Vorfällen wird spekuliert – er konnte aber auf BR-Anfrage nicht bestätigt werden.

Der zuständige IT-Dienstleister hat nach Recherchen von BR24 seinen Sitz im niederbayerischen Straubing. Mit Informationen hält sich die Firma aktuell bedeckt. Die Homepage der IT-Firma ist jedenfalls auch offline und verweist auf denselben Text wie die Seiten der Handwerkskammern.

HWK bittet Mitglieder um Geduld

Auf deren Homepages werden die Mitglieder um Entschuldigung gebeten: "Wir bedauern, dass Sie derzeit unsere Webseite aufgrund eines Systemausfalls nicht im bekannten Umfang erreichen."

Laut HWK wird aktuell "intensiv an der Bewertung Vorfalls" gearbeitet. "Wir arbeiten unter Hochdruck daran, unsere Systeme schnellstmöglich wieder verfügbar zu machen und halten Sie auf dem Laufenden."

Prüfungen finden statt

Jürgen Kilger, der Hauptgeschäftsführer der HWK Niederbayern/Oberpfalz, sagte, bereits terminierte Prüfungen, Weiterbildungskurse, Onlinekurse und die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) fänden statt.

Wann wieder uneingeschränkt auf die Webseiten und die Online-Services zugegriffen werden könne, sei derzeit noch nicht absehbar. Die Handwerkskammer sei aber vor Ort, telefonisch und per E-Mail erreichbar. Zu dem Vorfall selbst verweist die HWK auf den IT-Dienstleister.

Jüngste Hackerangriffe in Bayern

Zuletzt waren in Bayern eine Klinik in Bad Kissingen oder der "Zweckverband gemeindliche Datenverarbeitung" im Landkreis Neu-Ulm Opfer von Hackerangriffen geworden. Bei Letzterem wurden zwölf schwäbische Gemeinden in Mitleidenschaft gezogen. Mitarbeiter von Bürgerbüros, Einwohnermelde- und Passamt konnten Programme nicht mehr öffnen und kamen auch nicht mehr an wichtige Daten.

"Hacker scannen das Netz und prüfen, wo gibt es bestimmte Schwachstellen und greifen dann gezielt dort an", sagte eine Pressesprecherin des Landesamts für Sicherheit in der Informationstechnik Ende vergangenen Jahres. Kein System sei zu hundert Prozent sicher, gerade auch, weil der "Faktor Mensch" hinzukomme. Gemeint sind beispielsweise Mitarbeiter, die unbedacht den Anhang einer E-Mail öffnen oder einen USB-Stick an den Rechner anschließen, wodurch gefährliche Programme übertragen werden können.

Der Schaden, der durch Cyberkriminalität entsteht, ist immens: In Deutschland beläuft er sich auf 200 Milliarden Euro pro Jahr, so der Digitalverband Bitkom. Bedingt auch durch die Spionage von geheimem Firmenwissen.

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