Das wohl größte (verfrühte) Weihnachtsgeschenk schenkte sich Selina Grotian selbst: den ersten Weltcup-Sieg kurz vor der Weihnachtspause beim letzten Rennen des Jahres beim Massenstart in Annecy. Selina Grotian: 20 Jahre alt, aus Mittenwald und seit ihrem überraschenden vierten Platz bei der WM in Nove Mesto im vergangenen Jahr ein Fixpunkt am deutschen Biathlonhimmel.
Doch dass es so schnell und so jung mit dem ersten Weltcup-Sieg klappen würde, das hätten wohl die wenigsten gedacht. Für Grotian war es nicht nur der erste Sieg, es war auch das erste Weltcup-Podium ihrer Karriere. Fast schon verdattert stand die Athletin vom SC Mittenwald nach dem Rennen am ARD-Mikrofon: "Ich muss sagen, ich bin gerade einfach nur baff. Ich habe gerade gar keine Worte dafür. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich gerade tatsächlich gewonnen habe."
Grotian und Preuß: Erster deutscher Doppelerfolg seit 2020
Bei Regen und Schneefall war Grotian am Sonntagnachmittag im französischen Annecy trotz einer Strafrunde mit 12,7 Sekunden Vorsprung vor ihrer Teamkollegin Franziska Preuß zum Triumph gelaufen. Es war der erste deutsche Doppelerfolg seit März 2020. Die leicht angeschlagene Preuß, die Zweite im Sprint und Siegerin in der Verfolgung geworden war, blieb fehlerfrei, konnte aber auf der Schlussrunde nicht mehr dagegen halten. Dennoch baute die 30-Jährige, die in der Form ihres Lebens ist, die Führung im Gesamtweltcup aus.
"Es ist so cool, dass wir beide da oben stehen", schwärmte Preuß, die sich im dichten Flockenwirbel ihrer jungen Teamkollegin Grotian geschlagen geben musste. Dennoch stellte sie zurecht fest: "So kann man gerne in die Weihnachtspause gehen."
Vergessen dürfte auch das Malheur vom Vortag sein. Grotian hatte in der Verfolgung großes Pech gehabt, als sie in einer Abfahrt der ersten Runde ihren rechten Ski und viel Zeit verlor und am Ende als 14. ins Ziel kam. "Ich bin ein sehr ruhiger Typ, arbeite sehr viel mit mir selbst", erklärte die mehrmalige Junioren-Weltmeisterin, die sich jetzt auf ihre Familie und ihren Hund Nala freut. Zuvor war es für die ehrgeizige Grotian in der Saison nicht wie erhofft verlaufen, auch schlechtere Ergebnisse waren dabei, die in diesem Alter aber auch zu erwarten sind.
Voigt und Tannheimer gesundheitsbedingt nicht dabei
Die Schützlinge von Disziplintrainer Kristian Mehringer beenden das erste Saisondrittel mit neun Podestplätzen - herausragend waren die zwei Erfolge von Preuß und das Siegdebüt für Grotian.
Nach den gesundheitsbedingten Absagen von Vanessa Voigt (27) und Julia Tannheimer (19) waren nur Grotian und Preuß für Deutschland am Start.