Trainer Thomas Tuchel wird auch gegen den FC Arsenal auf der Bank des FC Bayern sitzen. Dieses Signal sendeten Sportvorstand Sportdirektor Christoph Freund und Sportvorstand Max Eberl nach der Blamage bei Bundesliga-Aufsteiger Heidenheim. Es soll mit Tuchel bis zum Saisonende weitergehen, das Ende im Sommer ist ja bereits beschlossene Sache. Doch wer übernimmt dann das Ruder an der Säbener Straße? Die Trainersuche gestaltet sich weiter schwierig.
"Was kann ich dem Trainer denn sagen, spielen wir Champions League oder nicht?", polterte Eberl im Sportschau-Interview in den Katakomben der Heidenheimer Arena und wies daraufhin, dass die Qualifikation für die Königsklasse noch längst nicht unter Dach und Fach sei. Nur sechs Punkte Vorsprung haben die Münchner auf den Vierten aus Dortmund. Das macht Verhandlungen mit einem neuen Trainer nicht einfacher.
De Zerbi "nicht pflegeleicht"
Ein Kandidat soll weiterhin Roberto De Zerbi sein. Der Italiener ist aktuell Trainer von Pascal Groß beim Premier-League-Klub Brighton and Hove Albion und spornt sein Team seit Jahren zu Höchstleistungen an. Das ist auch den europäischen Topklubs nicht verborgen geblieben.
Raphael Honigstein, Sportjournalist und Kenner des englischen Fußballs, äußert im "Heute im Stadion"-Interview seine Zweifel, ob De Zerbi und der FC Bayern wirklich zusammenpassen. De Zerbi gelte als "nicht pflegeleicht", erklärt der Experte in Bayern1. Der 44-Jährige habe "sehr, sehr große Ansprüche an die Vereine, an die Spieler", warnt Honigstein. Gleichzeitig sei er "nicht unbedingt der große Menschenfänger".
Droht FC Bayern ein zweiter Fall Tuchel?
Angesichts dieser Aussagen müssten bei den Münchner Verantwortlichen die Alarm-Glocken schrillen. Auch dem aktuellen Übungsleiter Tuchel eilt ein solcher Ruf voraus. Der 50-Jährige schreckt nicht davor zurück, seine Spieler öffentlich zu kritisieren. Öffentliche Streicheleinheiten für seine Profis sind selten. Die gern zitierte "Kabine" des FC Bayern ist wohl eine der schwersten zu trainierende im Weltfußball. An ihr scheiterten schon Carlo Ancelotti, Niko Kovac oder zuletzt Julian Nagelsmann. Und auch bei Tuchel entstand in den letzten Woche immer wieder der Eindruck, dass seine Spieler und er keine wirkliche Einheit bilden. Bei einer Verpflichtung De Zerbis könnte der Rekordmeister also einen "Tuchel 2.0" an Land ziehen.
Doch nicht nur deshalb steht Journalist Honigstein skeptisch der Personalie De Zerbi gegenüber. "All das, was er taktisch und technisch mitbringt und was ihn ja auch wirklich zu einer Art Koryphäe macht auf dem Gebiet, ist so ein bisschen mit der Einschränkung, dass es natürlich in Kabinen bisher funktioniert hat, wo die großen Stars nicht dabei sind", warnt Honigstein. Das ist beim FC Bayern definitiv anders und nicht nur dort.
Liverpool will De Zerbi wohl doch nicht
Auch der FC Liverpool soll sich mit De Zerbi beschäftigt haben, berichtet der Sportjournalist in "Heute im Stadion", soll sich dann aber dagegen entschieden haben. "Laut meinen Informationen ist man dann doch relativ schnell davon abgerückt, weil man das Gefühl hat, dass vielleicht das von der Persönlichkeit nicht zu 100 Prozent passt."
Es dürfte in jedem Fall ein spannender Sommer an der Säbener Straße werden. Möglicherweise werfen die kommenden Tage und Wochen aber auch die bisherigen Planungen über den Haufen. Das wäre der Fall, sollte man sich doch noch vor dem Saisonende von Tuchel trennen.
Auch wenn alle Verantwortlichen das in Heidenheim verneinten: Vor unüberlegten Schnellschüssen schreckte der Rekordmeister in der jüngeren Vergangenheit ja nicht mehr zurück.