Eines vorneweg: Niklas Dorsch ist nicht gefrustet von seiner aktuellen Situation beim FC Augsburg. Der Oberfranke, aufgewachsen in Baiersdorf bei Kulmbach, ist einfach ein Realist, der seine sportliche Situation beim FCA als gestandener Fußballprofi sehr klar und nüchtern einzuordnen weiß. Dass er derzeit nur eine Nebenrolle in der Personalplanung seines Trainers Jess Thorup und damit zwangsläufig auch in der Kaderplanung von Sportdirektor Marinko Jurendic spielt, "gehört zum Geschäft".
Und weil der 26-Jährige dieses Fußballgeschäft mittlerweile ein paar Jahre kennt, reagiert er auf die Frage nach seinem möglicherweise bevorstehenden Abschied aus Augsburg auch erst mal mit einem Lachen und der verblüffend ehrlichen Antwort: "Ich weiß es nicht."
Wechsel nach Anderlecht hat sich wohl zerschlagen
Dorsch weiß es wohl tatsächlich nicht. Der angestrebte Wechsel zu RSC Anderlecht in Belgien steht auf 'Halt' und wird sich bis Transferschluss am Freitagabend kaum noch realisieren. Er hätte es gerne gemacht, aber: "Das ist das Profigeschäft. Es ist der Fußball und da lernt man mit den Jahren, dass es am Ende auch um viel Geld geht, nicht nur für die Spieler, auch für die Vereine. Und von daher ist man da als Spieler teilweise nur noch ein sehr kleiner Fisch."
Vom Zukunftsversprechen zum kleinen Fisch
Als Niklas Dorsch vor drei Jahren aus Gent zum FCA kommt, ist er noch ein "großer Fisch", ein Zukunftsversprechen. Ausgebildet beim FC Bayern, hat er gerade die deutsche U21-Nationalmannschaft zum EM-Titel geführt. Er soll die seit einem Jahr vakante Nachfolge von Daniel Baier als Mittelfeldmotor antreten, sieben Millionen Euro überweist der FCA nach Belgien. Doch die Rechnung geht nicht auf. Nach starker Premierensaison erwischt Dorsch das Verletzungspech gleich mehrfach. Auf einen Schlüsselbeinbruch folgen gleich zwei Mittelfußbrüche und eine gebrauchte Saison.
Dorsch wird nicht der gesuchte Anführer und gerät in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison aufs Abstellgleis. "Es wurde so kommuniziert, dass man sich nach einer neuen Aufgabe umschauen kann und soll", berichtet Dorsch von harten Verhandlungen mit dem Augsburger Management. Die bestätigt auch Sportdirektor Marinko Jurendic: "Wir sind in offenen Gesprächen. Er trainiert, er gibt alles, aber kein Spieler von uns ist nicht transferierbar oder nicht verkäuflich. Also werden wir in Ruhe schauen, was die bestmöglichen Lösungen sind für alle Beteiligten."
Zum Saisonstart nur eingewechselt
Zum Saisonstart wurde Dorsch in Pokal und Liga jeweils eingewechselt. Sollte er bis Freitagabend keinen neuen Verein finden, wird er wohl auch am Sonntag bei seinem Ex-Klub in Heidenheim erst mal auf der Bank Platz nehmen müssen. Unbefriedigend für das einstige Top-Talent und für den Verein. Dorsch gehört beim FCA zu den Topverdienern, die Leistung aber war in den letzten Jahren eher unterdurchschnittlich, das sieht er auch selbst so.
Transferfenster schließt am Freitagabend um 20 Uhr
Sollte sich auf den letzten Drücker noch ein Verein finden, Niklas Dorsch würde wahrscheinlich nicht "Nein" sagen, allerdings müsse ein Wechsel auch sportlich Sinn ergeben: "Das war auch so, als ich damals von Bayern weggegangen bin. Und so gehe ich meinen Weg weiter in meiner Karriere."
Am Freitagabend um 20 Uhr schließt das Transferfenster in Deutschland, genauso wie in den Top-Ligen in England, Frankreich, Italien und Spanien. Gut möglich also, dass der Weg von Niklas Dorsch erst mal weiter beim FC Augsburg verläuft: "Ich fühle mich trotzdem nach wie vor sehr, sehr wohl hier in Augsburg und von daher: Solange ich hier bin, werde ich alles geben."
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